Einzelhandel

Kaufkraft Landkreis Göppingen


Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze

  • Im Vergleich der Landkreise innerhalb der Region Stuttgart verfügt der Landkreis Göppingen aufgrund seiner Größe mit einigem Abstand nach wie vor über die geringste Einzelhandelsrelevante Kaufkraft, liegt aber noch leicht über dem Bundesdurchschnitt.
  • Die Bewohner Bad Überkingens können innerhalb des Landkreises nach wie vor das meiste Geld im Einzelhandel ausgeben, während die Bewohner Geislingens hier am wenigsten Geld zur Verfügung haben.
  • Bei den Umsätzen der stationären Einzelhändler pro Einwohner liegt der Landkreis Göppingen innerhalb der Region Stuttgart weiterhin auf dem dritten Platz, noch vor den Landkreisen Ludwigsburg, Rems-Murr und Esslingen.
  • Bei der Kaufkraftbindungsquote, dem Verhältnis zwischen Einzelhandelsumsatz und Einzelhandelsrelevanter Kaufkraft, liegt der Landkreis Göppingen sogar auf dem zweiten Platz, den er sich mit dem Kreis Böblingen teilt. Bei beiden liegt die Quote bei 82 Prozent. Sie verlieren damit 18 Prozent ihrer Kaufkraft an andere Landkreise und speziell an den Onlinehandel.
  • Unter den Kommunen im Landkreis ragt bei den Einzelhandelsumsätzen pro Einwohner die Stadt Göppingen nach wie vor deutlich heraus, gefolgt von Zell unter Aichelberg und Rechberghausen. Geislingen liegt trotz City Outlet nur auf Platz 4
  • Die Kaufkraftbindungsquote steigt bei allen Kommunen. Dies könnte ein Hinweis für Rückgänge beim Onlinehandel sein. Die Stadt Göppingen weist hier mit 137 Prozent den Höchstwert auf, gefolgt von Geislingen (114 Prozent) und Zell unter Aichelberg (110 Prozent).

Einzelhandelsrelevante Kaufkraft

Der Landkreis Göppingen liegt laut einer Prognose der Michael Bauer Research GmbH 2024 bei der Einzelhandelsrelevanten Kaufkraft (= Betrag, der einer Person statistisch pro Jahr für Einkäufe jeglicher Art zur Verfügung steht) leicht über dem Bundesschnitt. Insgesamt verfügen die Einwohner im Kreis über 2,001 Milliarden Euro, die sie im Einzelhandel (stationär und online) ausgeben können. Mit 7.598 Euro pro Kopf bzw. einer Kennziffer von 100,7 (Bundesdurchschnitt = 100) haben sie 51 Euro mehr als der durchschnittliche Bundesbürger, aber im Vergleich rund 691 Euro weniger zur Verfügung als die Bürger des Landkreises Böblingen, der innerhalb der Region Stuttgart führend ist. Interessant ist hierbei die Entwicklung. So hat die Einzelhandelsrelevanten Kaufkraft im Landkreis Göppingen lediglich um 8 € zugenommen. Im Kreis Böblingen sind es immerhin 33 Euro mehr. Auch der Vergleich zum Bundesschnitt stimmt wenig optimistisch. Während 2023 die Einzelhandelsrelevanten Kaufkraft im Landkreis Göppingen noch um 127 Euro über dem Bundesschnitt lag, werden es 2024 nur mehr 51 Euro sein. Zum Vergleich: der Landkreis Böblingen liegt 2024 742 Euro über dem Bundesschnitt, verliert aber zum Vorjahr (794 Euro über dem Bundesschnitt) ebenfalls deutlich gegenüber anderen Landkreisen in Deutschland.
Die Einzelhandelsrelevante Kaufkraft pro Kopf ist ein Indikator, wie wohlhabend die Einwohner einer Kommune sind. Den Einwohnern von Grünwald bei München stehen hier zum Vergleich statistisch 12.031 Euro pro Kopf im Jahr 2024 zur Verfügung.
Innerhalb des Landkreises Göppingen liegt Bad Überkingen mit 8.697 Euro pro Einwohner auf dem ersten Rang. Jeder Einwohner bzw. jede Einwohnerin Bad Überkingens kann damit rein statistisch im Jahr 1.072 Euro mehr im Einzelhandel ausgeben als der Bundesdurchschnitt. Bad Ditzenbach belegt mit 8.606 Euro in diesem Jahr Platz zwei, gefolgt von Bad Boll mit 8.513 Euro. Von den 37 Kommunen im Landkreis liegen acht (im Vorjahr fünf und 2022 vier) beim Pro-Kopf-Wert unter dem Bundesdurchschnitt. Schlusslicht ist hier die Stadt Geislingen mit lediglich 6.620 Euro und damit 1.999 Euro weniger als Bad Überkingen bzw. in etwa halb so viel wie Grünwald.


Umsatz im stationären Einzelhandel

Im gesamten Landkreis Göppingen setzen die stationären Einzelhändler 2024 knapp 1,639 Milliarden Euro um. Im Vorjahr waren es 1,563 Milliarden Euro. Pro Einwohner sind das 6.225 Euro und damit 271 Euro mehr als im Vorjahr. Insgesamt liegt dieser Wert wie im Vorjahr um 5,4 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Innerhalb der Region Stuttgart bildet der Kreis Göppingen aufgrund seiner Größe beim Gesamtumsatz zwar das Schlusslicht. Allerdings ändert sich dies beim Blick auf den Pro-Kopf-Wert. Hier liegt der Kreis bei den Umsätzen im Einzelhandel wie im Vorjahr auf dem dritten Platz. Die Stuttgarter Einzelhändler nehmen hier mit 8.011 Euro die Spitzenposition ein und setzen damit 1.786 Euro pro Kopf mehr um als die im Landkreis Göppingen.
Die Einzelhändler in der Stadt Göppingen setzten 2024 609 Millionen Euro (im Vorjahr 585 Millionen Euro) um. Damit ist die Stadt Göppingen beim Einzelhandelsumsatz erwartungsgemäß der Primus im Landkreis Göppingen und liegt damit innerhalb der Region Stuttgart auf Platz fünf, hinter der Landeshauptstadt Stuttgart, Ludwigsburg, Sindelfingen und Esslingen. Geislingen liegt im Landkreis auf Platz zwei mit 218 Millionen Euro (im Vorjahr 206 Millionen Euro). Auf Platz drei folgt Eislingen mit 142 Millionen Euro (im Vorjahr 133,59 Millionen Euro).
Bei den Pro-Kopf-Werten überrascht Zell unter Aichelberg. Zwar ist hier die Stadt Göppingen beim Umsatz im Einzelhandel mit 10.251 Euro (im Vorjahr 9.908 Euro) führend im Landkreis. Zell unter Aichelberg folgt allerdings dahinter mit 9.333 Euro (im Vorjahr 8.519 Euro) pro Kopf, wiederum gefolgt von Rechberghausen mit 7.621 Euro (im Vorjahr 7.320 Euro) und Geislingen mit nur noch 7.537 Euro (im Vorjahr 7.152 Euro) pro Kopf. Damit liegen die Pro-Kopf-Umsätze der Stadt Göppingen um 2.713 Euro über denen von Geislingen.


Kaufkraftbindungsquote

Setzt man die Kennzahl (= prozentualer Wert im Vergleich zum Bundesdurchschnitt) für den Einzelhandelsumsatz ins Verhältnis zur Kennzahl der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft, erhält man eine Aussage zur Kaufkraftbindungsquote, d.h. zum Kaufkraftzu- oder -abfluss in einer Kommune. Auch hier glänzt die Stadt Göppingen mit 137 (im Vorjahr 133) als vitales Mittelzentrum und Einkaufsstadt mit dem Spitzenwert im Landkreis, gefolgt von Geislingen mit 114 (im Vorjahr 107) und Zell unter Aichelberg mit 110 (im Vorjahr noch 101). Alle drei liegen dabei noch vor der Landeshauptstadt Stuttgart mit 98! Die Stadt Göppingen belegt innerhalb der Region Stuttgart hinter Sindelfingen mit 148 (Breuningerland!) und Backnang mit 139 den dritten Platz! Insgesamt wird der Stadt Göppingen mit seinen Händlern damit durch die Statistik ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt, fließen doch deutlich mehr Mittel in den stationären Handel als den Göppinger Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen. Die Steigerung bei der Kaufkraftbindungsquote lässt sich auch auf das inzwischen immer besser ausgelastete Einkaufszentrum AGNES zurückführen, wenn gleich die Insolvenz der Modekette Aachener hier im Nachgang Spuren hinterlassen wird. Auch in Geislingen geht es wieder aufwärts. Innerhalb der Region Stuttgart bedeutet die Kaufkraftbindungsquote von 114 immerhin Rang 7! Die beiden vor Geislingen liegenden Kommunen Fellbach und Steinheim weisen hier jeweils nur einen bzw. zwei Punkte mehr auf. Erst zu Ludwigsburg auf Rang vier mit 136 wird der Abstand größer. Die Ansiedelung des Modeparks Röther im ehemaligen MAG-Center hat der eher zerklüfteten Einkaufsstruktur in Geislingen etwas Auftrieb verliehen. Allerdings gießen die Statistiker hier Wasser in den Wein, denn die gewachsene Bedeutung des Online-Handels führe in der Konsequenz dazu, dass alle Städte mit einer Einzelhandelszentralität von nicht mehr als etwa 114,7 (Stand: 2024) rein rechnerisch einen absoluten Kaufkraftabfluss für den stationären Einzelhandel verzeichnen.


Fazit zur Situation im stationären Einzelhandel

Insgesamt steigt die Kaufkraft vielerorts im Landkreis Göppingen deutlich. Dies wirkt sich auch auf die Umsätze der Einzelhändler aus. Allerdings sind für den Einzelhandel Beschaffungs- und Energiekosten aber auch die Lohnkosten deutlich gestiegen, so dass die gestiegene Kaufkraft nicht automatisch mit höheren Gewinnen einhergeht.
Es gibt auch einen Lichtblick. Vergleicht man die Kaufkraftbindungsquote 2023 und 2024, so erkennt man eine leichte Zunahme in allen Kommunen. Dies könnte ein Hinweis auf eine Abnahme des Kaufkraftabflusses in den Onlinehandel sein. Einkaufsaktionen der Werbegemeinschaften sowie die kontinuierliche Arbeit des Stadtmarketings nach Corona scheinen zudem allmählich zu greifen und das Einkaufserlebnis in den Innenstädten scheint gegenüber dem schnellen Klick im Online-Geschäft wieder mehr Priorität bei den Menschen zu erhalten. Für die Händler bleibt der Onlinehandel auch weiterhin eine ernstzunehmende Konkurrenz. Wichtig ist deshalb die auch von den IHK-Innenstadtberatern als sehr wichtig erachtete gute Erreichbarkeit der Zentren mit dem Auto und den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Kommunen nachhaltig sicherzustellen. Gerade bei schnellen Besorgungen sind Parkplätze in Geschäftsnähe von großer Bedeutung. Zum Bummeln laden vor allem günstige Parkhäuser sowie digitale Bezahlmöglichkeiten beim Parken (per APP) in Innenstadtnähe ein.

Die Tabelle mit allen Zahlen der Landkreis-Gemeinden finden Sie unter “Weitere Informationen”.