03.09.2024

Ausbildungsumfrage 2024 für Mecklenburg-Vorpommern

Im Mai 2024 beantworteten 569 Ausbildungsbetriebe aus Mecklenburg-Vorpommern die Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (abrufbar unter “Weitere Informationen”) zu ihren Ausbildungserfahrungen.
In den Monaten April bis Mai 2024 befragten die 15 Industrie- und Handelskammern aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen traditionell die Auszubildenden des 1. Ausbildungsjahres zur Berufswahl und zu ihren bisherigen Ausbildungserfahrungen.
Aus Mecklenburg-Vorpommern beteiligten sich 364 Auszubildende.
Die Umfrageergebnisse bestätigen auch in diesem Jahr das Engagement unserer Ausbildungsunternehmen, Jugendliche und junge Erwachsene für eine duale Ausbildung in der Wirtschaft zu begeistern und bei der Berufsorientierung zu unterstützen.
  • 43 Prozent der Ausbildungsbetriebe in MV konnten 2023 nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen.
  • Für Attraktivität setzen die Unternehmen auf finanzielle Anreize, flache Hierarchien, moderne IT und neue Einstellungsprozesse.
  • 44 Prozent der Betriebe geben auch Lernschwächeren eine Ausbildungschance.
  • Zu geringe Deutschkenntnisse und Bürokratie sind die größten Hindernisse bei der Einstellung von Auszubildenden aus Drittstaaten.
  • 81 Prozent der Auszubildenden empfehlen ihre Ausbildung weiter.
  • Praktika sind das effektivste Mittel zur Berufswahl.
  • Lange Berufsschulwege mindern die Attraktivität von Ausbildungsangeboten.

Ausbildungsumfrage

Unternehmen sind schneller und attraktiver bei Gewinnung des Berufsnachwuchses geworden

Dr. Wolfgang Blank, Präsident der IHK Neubrandenburg: "Die Ergebnisse unserer Ausbildungsumfrage zeigen deutlich, dass die Berufsausbildung für Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern von zentraler Bedeutung bleibt. Trotz der schwierigen Bedingungen setzen unsere Betriebe alles daran, den benötigten Fachkräftenachwuchs selbst auszubilden. Es ist ermutigend zu sehen, wie Unternehmen verstärkt praxisorientierte Angebote wie Praktika und die Entsendung von IHK-Ausbildungsbotschaftern nutzen, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen."
Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der IHK zu Rostock: "Unsere Azubiumfrage bestätigt, dass eine qualitativ hochwertige Ausbildung in den Augen der Jugendlichen mehr als nur eine Alternative zum Studium ist. Ein gutes Betriebsklima, der direkte Einstieg in die Praxis und klare Karriereperspektiven machen die duale Ausbildung zu einer attraktiven Option. Mit der IHK-Ausbildungskampagne möchten wir dieses positive Bild weiter stärken und zeigen, dass Ausbildung Spaß macht und beruflich weiterbringt."
Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin: "Die Unternehmen in Westmecklenburg bieten eine große Vielfalt an Ausbildungsprofilen und freuen sich auf motivierte Bewerber. Wir appellieren an die Jugendlichen, frühzeitig ihre Entscheidungen zu treffen, um den Ausbildungsstart erfolgreich zu gestalten. Die enge Zusammenarbeit zwischen Betrieben und Berufsberatern ist dabei entscheidend, um auch kurzfristige Ausbildungsplatzangebote optimal zu nutzen und die Fachkräfte von morgen zu sichern."

Ergebnisse der IHK-Online-Unternehmensbefragung

Die IHK-Ausbildungsumfrage zeigt, dass Ausbildungsbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin Schwierigkeiten haben, Ausbildungsplätze zu besetzen, was vor allem auf den Mangel an geeigneten Bewerbern zurückzuführen ist. Viele Betriebe erhalten keine Bewerbungen.
Zur Attraktivitätssteigerung setzen Betriebe in MV auf finanzielle und materielle Anreize und setzen auf flache Hierarchien im Unternehmen. Moderne Ausstattung mit IT-Technik ist für den Großteil der Unternehmen ein Muss.
Rekrutierungsmaßnahmen in Mecklenburg-Vorpommern folgen bundesweiten Trends, wobei Social Media-Werbung und Unternehmenswebsites eingesetzt werden. Dennoch bleibt der persönliche Kontakt zu Ausbildungsinteressenten über Mitarbeitende, Praktika, Ausbildungsmessen und Schulkooperationen unverzichtbar und werden stark genutzt.
Bei der Rekrutierung von Auszubildenden aus Drittstaaten sind Sprachbarrieren und rechtliche Unsicherheiten beim Einstellen die größten Herausforderungen in Mecklenburg-Vorpommern und stärker ausgeprägt als im Bundesdurchschnitt.
Die Reaktionen auf mangelnde Ausbildungsreife entsprechen weitgehend dem bundesweiten Trend, wobei Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern etwas häufiger Lernschwächeren die Ausbildung ermöglichen. Zu den Maßnahmen gehören auch interne Nachhilfe und der Einstieg in die Berufsausbildung über die Einstiegsqualifizierung und zweijährige Ausbildungsberufe.

Ergebnisse und Zahlen im Überblick

Ausbildungsplatzbesetzung: 43 Prozent der Ausbildungsbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern konnten 2023 nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Das sind acht Prozent weniger als im Vorjahr. Dies liegt unter dem Bundesdurchschnitt von 49 Prozent, jedoch ist das noch keine Trendwende.
 
Gründe für Nichtbesetzung: 62 Prozent der Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern nennen fehlende geeignete Bewerbungen als Hauptgrund, ein Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das steht im Einklang mit dem bundesweiten Durchschnitt von 69 Prozent. Für MV besonders besorgniserregend ist, dass 43 Prozent der Betriebe, die nicht besetzen konnten, gar keine Bewerbung erhielten.
 
Rekrutierung: 84 Prozent der Unternehmen in MV nutzen ihre eigene Website zur Rekrutierung, 51 Prozent setzen auf Social Media. Persönliche Ansprache bleibt jedoch entscheidend, wobei 80 Prozent der Betriebe auf direkte Mitarbeitenden-Werbung setzen (Bund: 73 Prozent). Schüler- und Schnupperpraktika sind mit 70 Prozent ebenfalls ein zentrales Instrument. Schulbesuche und Kooperationen werden von 41 Prozent der Betriebe genutzt, 13 Prozent setzen IHK-Ausbildungsbotschafter ein. Die Unternehmen erwarten sich hier mehr Bedarfe der Schulen, die Ausbildungsbotschafter in die Berufsorientierung einzubeziehen.
 
Reaktion auf mangelnde Ausbildungsreife: 44 Prozent der Betriebe in MV bieten lernschwächeren Jugendlichen den Einstieg in die Ausbildung an. (Bund: 37 Prozent). 37 Prozent der Betriebe haben bereits ein eigenes Nachhilfeangebot im Unternehmen platziert (Bund: 35 Prozent), und 19 Prozent nutzen Einstiegsqualifizierungen. Das ist vergleichbar mit den bundesweiten Werten.
 
Steigerung der Attraktivität: 66 Prozent der Betriebe bieten finanzielle oder materielle Anreize, 60 Prozent setzen auf flache Hierarchien, 45 Prozent punkten mit moderner IT. 42 Prozent haben ihre Rekrutierungswege angepasst, um attraktiver und schneller zu sein. Weitere Maßnahmen umfassen Mentorenprogramme (17 Prozent), Auslandsaufenthalte (acht Prozent), mobiles Ausbilden (sieben Prozent) und Teilzeitberufsausbildung (5 Prozent).
 
Hindernisse bei der Einstellung aus Drittstaaten: Auszubildende aus Drittstaaten sind inzwischen unverzichtbar für den Fachkräftenachwuchs in den Unternehmen. 75 Prozent der Unternehmen sehen aber zu geringe Deutschkenntnisse als größtes Hindernis, 25 Prozent nennen die Bürokratie und Dauer der Verfahren. 21 Prozent sehen fehlenden Wohnraum und rechtliche Unsicherheiten als Problem, 16 Prozent nennen fehlende Integrationsangebote.

Azubiumfrage: Ausbildung erhält Bestnoten

Die Umfrage zeigt erneut hohe Zufriedenheit mit der Berufswahl. 81 Prozent der Auszubildenden würden die Ausbildung in ihrem Betrieb uneingeschränkt weiterempfehlen.
Praktika und Betriebserkundungen sind für jeden zweiten Azubi entscheidend bei der Berufswahl. Der direkte Kontakt zu Ausbildern und praktische Erfahrungen sind unersetzlich.
Eltern und das soziale Umfeld bleiben die wichtigsten Einflüsse bei der Wahl des Ausbildungsbetriebs, gefolgt von Online-Börsen und Social Media. Die IHK-Kampagne „JETZT#KÖNNENLERNEN“ zielt darauf ab, jungen Menschen Lust auf Ausbildung zu machen und Unternehmen bei der Nachwuchsgewinnung zu unterstützen.

Ergebnisse und Zahlen im Überblick

  1. 75 Prozent der Auszubildenden gaben an, ihren Wunschberuf zu erlernen (+3 Prozent zum Vorjahr). Für 80 Prozent ist es die erste Ausbildung (+2 Prozent). Rund 20 Prozent haben bereits eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen oder abgebrochen und orientieren sich beruflich neu.
  2. Praktika waren für jeden zweiten Azubi das hilfreichste Berufsorientierungsangebot. Zusätzlich bieten viele Betriebe Schnupperpraktika an. Jeder dritte Azubi nutzt auch Online-Recherchen und soziale Netzwerke für die Berufswahl. Eine Betriebs-Website ohne Ausbildungsinfos ist 2024 undenkbar.
  3. 58 Prozent der Azubis werden durch ihr direktes Umfeld (Eltern, Freunde) auf den Ausbildungsbetrieb aufmerksam. Das Beratungsangebot der Agenturen für Arbeit war für 26 Prozent der Azubis hilfreich und damit besser genutzt als im Vorjahr.
  4. Schnelle Bewerbungen lohnen sich: 70 Prozent der Azubis erhielten ihre Ausbildungszusage mit maximal fünf Bewerbungen. Nur 12 Prozent mussten mehr als zehn Bewerbungen versenden. Über zwei Drittel erhielten die Zusage bereits innerhalb von zwei Monaten.
  5. 73 Prozent der Azubis haben eine Ausbildung in der Nähe ihres Wohnorts gewählt. 27 Prozent sind für die Ausbildung umgezogen, mehr als im Durchschnitt der ostdeutschen Bundesländer. 30 Prozent mussten für den Berufsschulbesuch allerdings eine Unterkunft mieten. Hier liegt der Anteil in MV um 12 Prozent höher als in den ostdeutschen IHKs.
  6. Lange Fahrzeiten zur Berufsschule bleiben ein Problem: 40 Prozent der Azubis, die keine Wohnung oder einen Wohnheimplatz gemietet haben, sind länger als 60 Minuten unterwegs. Berufsschulnähe ist ein klar signalisiertes Attraktivitätsmerkmal für eine ausgewählte Ausbildungsstelle. Das Deutschlandticket für Azubis in MV hilft nur dort, wo der ÖPNV funktioniert. Für die Gleichbehandlung der Azubis muss diese Lücke noch geschlossen werden.
    Im Zuge der sich in der Diskussion befindlichen Schulentwicklungsplanung ist es zwingend, alle Möglichkeiten z.B. durch Digitalisierung auszuloten, um den Berufsschulunterricht wieder näher an die Auszubildenden zu bringen.
  7. 81 Prozent der Azubis würden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen. Besonders geschätzt werden das gute Betriebsklima (90 Prozent), das Verhältnis zum Ausbilder (89 Prozent), der hohe Praxisbezug der Lehre (91 Prozent) und die Karrierechancen (95 Prozent).
  8. Social Media-Nutzung: Instagram und TikTok sind am beliebtesten, während Facebook an Bedeutung verliert. 37 Prozent der Azubis haben die Angebote von Unternehmen in den sozialen Medien wahrgenommen. Unternehmen müssen somit sicherstellen, dass sie auf den genutzten Plattformen präsent sind.
Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) setzen auf Social Media, um junge Menschen zu erreichen. Im Kanal TikTok @die.azubis berichten Auszubildende über ihren Alltag, geben Tipps und beantworten Fragen.

Kontakt

IHK Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg-Vorpommern
Ellen Grull
Leiterin des Bereiches Aus- und Weiterbildun
Tel.: 0395 5597-400
E-Mail: ellen.grull@neubrandenburg.ihk.de

Die Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg Vorpommern

Unter dem Namen „IHKs in Mecklenburg-Vorpommern“ haben sich die drei Industrie- und Handelskammern in Neubrandenburg, Rostock und Schwerin als Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Sie vertreten rund 85.000 Unternehmen, die etwa 500.000 Mitarbeiter beschäftigen. Ungefähr 3.700 Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich ehrenamtlich in den drei IHKs. Die Geschäftsführung der IHKs in MV obliegt für die Dauer von zwei Jahren rotierend jeweils einer der drei IHKs, seit dem 1. Februar 2023 der IHK zu Rostock.