ASEAN: Die Supermacht Asiens?
Die Welt schaut gen Osten. Im internationalen Kontext gewinnt Südostasien wirtschaftlich an Bedeutung. Ist ASEAN die neue Supermacht in Asien-Pazifik? Wir möchten Ihnen diese und weitere Fragen beantworten.
Asien-Pazifik als Weltwirtschaftsmotor
Asien-Pazifik hat in den vergangenen Jahrzehnten enorm an weltwirtschaftlichem Gewicht zugelegt; im internationalen Vergleich wächst die Region schneller als der globale Durchschnitt. Laut Prognosen der Asian Development Bank (ADB) wird Asien im Jahr 2050 rund die Hälfte zum globalen Bruttoinlandsprodukt beitragen. Dieser Umstand ist nicht nur auf den Wirtschaftsriesen China zurückzuführen, sondern in besonderem Maß auch auf die südostasiatischen Länder.
Mit einer Bevölkerung von rund 670 Millionen Menschen und einem stabilen Wirtschaftswachstum von knapp 4,4 Prozent ist die ASEAN Region (engl. Association of Southeast Asian Nations) die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt. Bis 2050 könnte sie auf Rang vier vorrücken. Der Wirtschaftsraum ASEAN wurde 1967 von Indonesien, Malaysia, den Philippinen, Singapur und Thailand gegründet. Später kamen Brunei, Vietnam, Laos, Myanmar und Kambodscha hinzu. Der Staatenbund will die Zusammenarbeit auf wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Ebene stärken.
Die Wirtschaftslage im Überblick
Die südostasiatische Staatengemeinschaft gehört zu den wachstumsstärksten Regionen der Welt: Zwischen 2010 und 2022 verzeichnete die ASEAN jedes Jahr im Durchschnitt ein reales Wirtschaftswachstum von knapp 4,4 Prozent. Mit der modernen Industrienation Singapur auf der einen und den Entwicklungsländern Laos, Kambodscha oder Myanmar auf der anderen Seite ist die Region dabei wirtschaftlich ganz unterschiedlich aufgestellt. Deutschland exportierte 2023 Waren im Wert von 30,5 Milliarden US-Dollar in die ASEAN.
Starker Außenhandel
ASEAN ist eine exportorientierte Wirtschaftsregion: Mehr als 90 Prozent des regionalen Bruttoinlandsprodukts generieren Exporte. Ausländische Unternehmen, die in der Region produzieren, sind Treiber dieses Exports. Insbesondere der Außenhandel mit Ländern außerhalb ASEAN ist stark. Bei Importen und Exporten liegt der Außenhandelsanteil mit Ländern außerhalb ASEAN bei rund 80 Prozent. Deutschlands Außenhandel mit ASEAN ist vor allem durch den Import aus Südostasien geprägt. Im Jahr 2020 betrug er über 44 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich dazu lag der Export von Deutschland nach ASEAN im gleichen Zeitraum bei knapp 26 Milliarden US-Dollar. Der wichtigste Importmarkt für deutsche Produkte ist Vietnam (25 Prozent), gefolgt von Malaysia (20 Prozent) und Thailand (15 Prozent).
Die Auswirkungen der Handelskonflikte
Darüber hinaus profitiert die Region von den anhaltenden Handelskonflikten zwischen den USA und China sowie von den steigenden Produktions- und Lohnkosten in den bisherigen asiatischen Produktionsländern. Internationale Firmen, die bisher in China, Japan, Südkorea oder Taiwan aktiv waren, wenden ihren Blick verstärkt in Richtung Südostasien. ASEAN bietet niedrige Löhne und viele bilaterale und multilaterale Freihandelsabkommen. Ein bilaterales Freihandelsabkommen hat die EU jeweils mit Singapur und Vietnam. Mit der Unterzeichnung der Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) haben sich die ASEAN-Länder mit China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland zur größten Freihandelszone der Welt verbunden.
Weitere Informationen zur ASEAN-Region sind abrufbar auf den Internetseiten der Auslandshandelskammern der Region (englischsprachig) sowie in der Publikation “ASEAN-Snapshot 2023” (Download).
Stand Juli 2024