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"Der Wunsch nach Zusammenkunft bleibt"
Die Corona-Pandemie hat den Tagungs- und Kongressbetrieb mit voller Härte getroffen. Im Interview spricht Eike-Christian Fock, Leiter Geschäftsreisetourismus bei der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH und verantwortlich für die Initiative lübecKongress e. V., darüber, wie sich die Branche für die Zukunft aufstellt.
Eike-Christian Fock managt den lübecKongress e.V.
© Olaf Malzahn
Seit 25 Jahren gibt es lübecKongress. Heute sind es insgesamt 41 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Tourismus und der Veranstaltungsbranche, die sich in der Marketingallianz zusammengetan haben. Wie haben die Kongresszentren und Eventlocations das Jahr 2020 erlebt?
Eike-Christian Fock: 2020 stellte auch unsere Branche vor eine nie da gewesene Herausforderung. Veranstaltungszentren konnten aufgrund der Abstandsauflagen auch zwischen den Lockdowns kaum oder keine Veranstaltungen durchführen und standen praktisch ohne Einnahmen da. Damit einher gehen hohe indirekte Verluste bei beteiligten Hotels und Restaurants sowie im Einzelhandel und bei Dienstleistern. Trotzdem haben viele Häuser umfassend in Hygienemaßnahmen investiert und sich fit für die Zukunft gemacht.
Wann wird es wieder ein halbwegs normales Geschäft mit Präsenzkongressen geben?
Fock: Der Tagungsmarkt wird sich verändern. Kleine wiederkehrende Veranstaltungen, vor allem im Corporate- Bereich, werden mehr digital stattfinden. Erst mit dem Ende der coronabedingten Einschränkungen werden Präsenztreffen wieder Fahrt aufnehmen können - zuerst kleinere Events mit begrenzten Teilnehmerzahlen, später größere Tagungen und Kongresse mit Digitalanteil. Hohe Planungsflexibilität und neue Digitalformate müssen dabei immer Berücksichtigung finden. Und auch umfassende Hygienekonzepte werden uns noch lange begleiten.
Wie gut funktionieren aus Ihrer Sicht die Digital- und Hybridformate? Werden sie bleiben?
Fock: Die Pandemie hat als Digitalisierungstreiber fungiert. Viele Veranstaltungshäuser und Tagungshotels haben für hybride Formate aufgerüstet oder arbeiten mit Technikanbietern zusammen. Nachdem digitaler Austausch inzwischen zum Alltag gehört, werden virtuelle Elemente künftig ein fester Bestandteil von Präsenzveranstaltungen sein. Was bleiben wird, ist der Wunsch nach Zusammenkunft, Austausch und Wissenstransfer, den persönliche Treffen erfüllen. Unsere Veranstaltungszentren sind hierfür die ideale Bühne.
Ein Redner muss nicht mehr um die halbe Welt fliegen, sondern wird aus dem Büro zugeschaltet.
Werden sich Kongresse nach Corona grundsätzlich verändern?
Fock: Die technische Infrastruktur für Hybridformate bietet die Chance, das Thema Nachhaltigkeit in alle Planungsphasen einer Veranstaltung zu integrieren. Ein Redner muss nicht mehr um die halbe Welt fliegen, sondern wird aus dem Büro zugeschaltet. Ein Kongress kann durch Streaming und Online-Tools Teilnehmer erreichen, die sonst eine emissionshohe Anreise hätten. So können sogar neue Interessenten und damit zusätzliche Reichweite generiert werden.
Wie kann sich Lübeck, aber auch ganz Schleswig- Holstein als Destination für Geschäftsevents noch besser positionieren?
Fock: Immer mehr Veranstalter erwarten nachhaltige Elemente. Wir haben uns professionellen Service, Know-how und neueste technische Möglichkeiten auf die Fahne geschrieben. Derzeit planen wir etwa einen virtuellen Destinationsmesseauftritt im 360-Grad-Format, um vor einem Besuch über die Möglichkeiten vor Ort zu informieren. Mit lübecKongress und dem Schleswig-Holstein Convention Bureau als Netzwerkpartner verfügen wir über gebündeltes Wissen und Schnittstellen zu Wirtschaft und Wissenschaft, sodass wir durch schnelle Abläufe und kurze Wege einen Mehrwert bieten können.
Interview: Klemens Vogel
Veröffentlicht am 26. Februar 2021
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Benjamin Tietjen