SH: Maritime Wirtschaft

Raumplanung auf dem Meer

Energiewende, Schifffahrt, Rohstoffe, Fischerei und mehr: Die Flächenkonkurrenz auf dem Meer wächst mit den Zukunftsthemen. Wie können die berechtigten Interessen, Nutzungsformen und Chancen auf See in Einklang gebracht werden?
„Fest steht: Wir brauchen sehr viel Platz auf dem Meer, wenn wir die Zukunft der Nearshore- und Offshore-Branchen gestalten. Beide bieten für Schleswig-Holstein ein hohes wirtschaftliches Potenzial und das muss ausgeschöpft werden“, sagt Knud Hansen, Vizepräsident der IHK Schleswig-Holstein. Strategisches Management der Meeresflächen sei entscheidend, um Konflikte zu vermeiden und Synergien zu fördern. „Die verschiedenen Nutzungen der maritimen Flächen müssen nicht notwendigerweise im Wettbewerb stehen, sondern können durch Zusammenarbeit und integrierte Planung effizient genutzt werden.“ Aus diesem Grund sei ein Multi-Use-Ansatz von Flächen im Küstenmeer und in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) voranzutreiben.
Staatssekretärin Julia Carstens, Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein, betont die Bedeutung des Küstenmeeres: „Die vielfältige nachhaltige Nutzung unserer Küstenmeere ist eine große gemeinsame Herausforderung. Damit Deutschland seine Offshore-Windkraft-Leistung auf Nord- und Ostsee ausbauen kann, stehen unsere Werften bereit, die Offshore Wind-Konverterplattformen als zentrale Bausteine hierfür zu bauen. Im Bereich Tourismus zum Beispiel ist das Maritime Erlebnis ein Kernthema unserer Tourismusstrategie Schleswig-Holstein 2030 und einer der Hauptgründe, warum Menschen gerne bei uns Urlaub machen. Nur mit intakter, erlebbarer Natur ohne Altlasten können wir unser Klientel auch weiterhin zu uns locken.“
Die planerische Perspektive und den Stellenwert der Nachhaltigkeit bringt Nico Nolte ein, Leiter der Abteilung Ordnung des Meeres beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie: „Aufgabe der maritimen Raumordnung ist die nachhaltige Entwicklung auf See. Konkret heißt das, Schutz und Nutzung in Einklang zu bringen. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende steht derzeit natürlich der Ausbau der Offshore-Windenergie und die Sicherstellung der rechtzeitigen Netzanbindung im Fokus.“
Jörg Kubitza, Managing Director Ørsted Germany (Weltmarktführer im Bereich Offshore-Windenergie), zeigt auf: „Die Offshore-Windkraft übernimmt mit dem Ausbauziel von 70 Gigawatt bis 2045 eine Hauptrolle in der deutschen Energieversorgung. Der Ausbau muss aber so effizient wie möglich gestaltet sein, um einen hohen Energieertrag zu erreichen. Schließlich benötigt Deutschland künftig jede CO2-freie Kilowattstunde für die Dekarbonisierung von Industrie und Gesellschaft. Dafür müssen wir bei der Planung der Ausschreibungspfade dringend die Flächeneffizienz, die Betriebsdauer bestehender Windparks und die Koordination mit unseren europäischen Nachbarn in der Nordsee berücksichtigen.“
Als dringend notwendigen Rohstofflieferant benennt Lutz Machulez-Hellberg, Inhaber der Machulez Transport GmBH in Cuxhaven, das Meer: „Die bereits existierende Rohstoffknappheit an Baumaterialien in Norddeutschland kann generell nur durch funktionierende Seehäfen gelöst werden. Das Multifunktionsmesser Hafenterminal lässt sich noch deutlich weiter fassen, zum Beispiel mit der Schaffung eines Großterminals zur Grundchemieherstellung unter Nutzung von Flusssedimenten, die bis 2045 eine smarte Lösung mit sehr großer Wirkung zur Herstellung grüner Kunststoff-Granulate als CO2-Senke wirkt.“
Autorin: Dr. Sabine Schulz
Veröffentlicht: Juni 2024
Das Positions- und Forderungspapier der IHK Schleswig-Holstein zu Near- und Offshore können Sie unter folgendem Link herunterladen: www.ihk.de/sh/nearundoffshore