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Leben zwischen den Seiten
Schon oft wurde das Buch totgesagt. Darüber, wie es um die Bucbranche steht und wie sie sich aufstellt, sprechen zwei Buchhändler mit der Wirtschaft.
Deckenhohe Regale, Buchrücken an Buchrücken und dazwischen das ein- oder andere Schreibzubehör. Im Hintergrund läuft leise Musik, unterbrochen von der Türklingel. Wenn ein Kunde die Buchhandlung Jan Stümpel in Friedrichstadt betritt, erwartet ihn der Namensgeber persönlich. „Im Zentrum meines Geschäfts stehen meine Kunden und ich. Ich möchte ihnen auf einer persönlichen, gemeinsamen Ebene begegnen“, sagt Buchhändler Jan Stümpel. Sein persönlicher Einfluss findet sich deshalb auch in der Buchauswahl wieder. „Neben den Bestsellern versuche ich, meinen Kunden eine besondere und bewusste Auswahl zu bieten“, so Stümpel.
Das Geschäft zu eröffnen, war ein spontaner Schritt. „Die Inhaber der Buchhandlung in Friedrichstadt entschieden sich kurzfristig dazu, ihr Geschäft im Oktober 2014 zu schließen. Für mich und meine Frau gab es nur zwei Optionen: wegziehen oder selbst tätig werden. Einen Ort ohne Buchhandlung konnten wir uns nicht vorstellen“, sagt der gebürtige Husumer. Innerhalb von vier Wochen plante das Ehepaar mithilfe der Vorgänger eine Neueröffnung. Ziel war der erste Advent, um das Weihnachts-geschäft mitzunehmen. Jan Stümpel sagt: „Wir konnten täglich dazu- und die Branche kennenlernen.“ Schlecht stehe es um den Buchhandel nicht – im Gegenteil: „Die Kunden haben das Angebot direkt angenommen und die Nachfrage ist über die Jahre stetig gewachsen. Viele junge Familien mit Kindern kommen zu uns. Auch versuchen wir, junge Leser frühzeitig zu motivieren.“ Deshalb veranstaltet er regelmäßig Lesungen, besucht den Kindergarten sowie Schulklassen und nimmt an Aktionen wie Welttag des Buches und der Lesetüte teil.
Im Zentrum meines Geschäfts stehen meine Kunden und ich.Jan Stümpel, Buchhändler aus Friedrichstadt
Herausforderungen wie Lieferprobleme, Rohstoffmangel oder Preisschwankungen machen auch vor der Friedrichstädter Buchhandlung nicht halt, Jan Stümpel blickt aber hoffnungsvoll in die Zukunft: „Lesen ist wieder cool und das persönliche Konzept funktioniert für uns sehr gut.“ Das Ministerium für Kultur und Medien gibt ihm Recht und zeichnete ihn mit dem Gütesiegel „Hervorragende Buchhandlung“ aus.
Buchhändler Nils Müller aus Kropp
© IHK/Detlefs
Die jungen Leser motivieren sich gegenseitig auf Social-Media-Plattformen. Es ist nur wichtig, dass sie langfristig den Sprung in den Erwachsenenroman schaffen.Nils Müller, Kropper Buch
Auch er habe gemerkt, dass das Interesse an Büchern gewachsen sei. „Kinderbücher laufen super, viele ältere Leser besuchen uns. Eine neue und wichtige Zielgruppe, die immer größer wird, sind aber junge Erwachsene. Besonders viele weibliche Leserinnen im Alter von 14 bis 20 Jahren sind in den vergangenen Jahren dazugekommen“, so der studierte Theologe. Grund dafür sei das Genre „Young Adult“ (junge Erwachsene). Nils Müller weiß: „Die jungen Leser motivieren sich gegenseitig auf Social-Media-Plattformen. Es ist nur wichtig, dass sie langfristig den Sprung in den Erwachsenenroman schaffen.“
Dass der Buchhandel aussterben wird, das steht für den 27-Jährigen nicht zur Debatte: „Wir sind gestärkt aus den Krisen herausgekommen. Der Wille, die Buchbranche zu erhalten, ist groß“, so Müller. Buchpreisbindung und der Hunger nach Kultur und Förderprogrammen seien zudem große Stützen. In Zukunft möchte der Buchhändler die Bereiche Schreibwaren- und Geschenkartikel weiter ausbauen. „Ich möchte meinen Kunden besondere und qualitativ hochwertige Produkte aus der Region anbieten. Das persönliche, direkte Ladengeschäft soll im Fokus stehen.“
Joana Detlefs
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