Auf einen Schnack mit Özgür Yurteri

Was kann bei der Rekrutierung von Arbeitskräften aus dem Ausland schiefgehen?

Die größte Herausforderung ist, die Fachkräfte langfristig an das Unternehmen zu binden. Die Fluktuation ausländischer Arbeitskräfte innerhalb Deutschlands ist hoch: Etwa die Hälfte zieht weiter – häufig in größere Städte. Zudem warne ich vor unseriösen Agenturen, die über illegale Wege potenzielle Mitarbeitende aus dem Ausland vermitteln. Eine weitere Herausforderung sind die langwierigen Genehmigungsverfahren und Prozesse, wenn es um Arbeitskräfte aus dem Ausland geht. Teilweise dauert es eineinhalb Jahre, bis ein Visum vorliegt. Dadurch verlieren Betriebe potenzielle Fachkräfte an andere internationale Unternehmen.

Was raten Sie den Unternehmen?

Wichtig ist, sich vorab umfangreich zu informieren. Zu dem Thema bieten wir in der IHK Webinare und Beratungen an. Damit der Betrieb und die Bewerber wissen, wer und was sie erwartet, sollten sie sich für den Bewerbungsprozess Zeit nehmen. Das Strandgut Resort in St. Peter-Ording etwa gibt ausländischen Bewerbern Aufgaben, die sie vor laufender Kamera bearbeiten, um ihre Qualifikation beurteilen zu können. Der Betrieb kommuniziert zudem offen die abgeschiedene Lage des Urlaubsortes, damit sie wissen, woran sie sind. Auch muss die Integration gut vorbereitet werden, indem Fördermöglichkeiten wie etwa Deutschkurse ausgeschöpft werden oder bei der Suche nach einer Wohnung oder einem Kita-Platz geholfen wird. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Ankommen im Team. Um Diskriminierung vorzubeugen, sollten Unternehmen ihre Mitarbeitenden für die kulturellen Unterschiede sensibilisieren.

Was macht Ihnen besonders Spaß an Ihrer Arbeit?

Betriebe und Kandidaten zusammenzubringen, indem ich ermittle, was die Bedarfe der Betriebe und der Bewerber sind und wie sie zueinander finden können. Mein Fokus liegt dabei weniger auf dem Abschluss, sondern mehr auf der Qualifikation. So habe ich vor einiger Zeit einen Ledertaschennäher aus Afghanistan – Analphabet – an einen Sattler vermittelt. Beide Seiten sind super zufrieden.

Aenne Boye