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Wasserstoff in der Praxis
Der Energieträger Wasserstoff bietet zahlreiche Möglichkeiten, die Energiewende zu gestalten und CO₂-Emissionen zu senken. Drei Beispiele zeigen, wo und wie Wasserstoff als Energieträger in Schleswig-Holstein zum Einsatz kommt.
© Wind to Gas Energy GmbH & Co. KG
Seit Sommer 2019 nutzen es die M.O.E.-Mitarbeiter als Firmenauto. "Das hat super funktioniert, denn der Vorteil ist, dass man sich im Tankverhalten nicht umgewöhnen muss", erklärt Möller. Eine Tankfüllung reicht für circa 550 Kilometer, eine deutliche Erleichterung gegenüber den E-Autos, die das Unternehmen sechs Jahre lang getestet hat.
Tim Brandt, Geschäftsführer von Wind to Gas Energy, hatte Möller auf das Angebot aufmerksam gemacht und ihm eine Probefahrt angeboten. "Fahrzeuge leasen wir ständig, und als Anbieter von Zertifizierung, Messung und Inspektion der Netzintegration von dezentralen Energieanlagen beobachten wir natürlich, dass Wasserstoff immer bedeutender wird", so Möller.
Damit solche Angebote funktionieren, braucht es eine gute Infrastruktur: Das ist das Ziel des Projekts eFarm der GP Joule GmbH, das für Versorgungssicherheit mit 100-prozentig grünem, regional erzeugtem Wasserstoff sorgen will. In Nordfriesland sollen fünf Wasserstoffproduktionsstandorte (Elektrolyseure) installiert sowie zwei Brennstoffzellenbusse und fünf -Pkws bereitgestellt werden, zudem zwei Wasserstofftankstellen in Husum und Niebüll.
"Bis zum Sommer soll die Infrastruktur komplett stehen", erklärt André Steinau, Referent der Unternehmensleitung von GP Joule. Das Besondere: Die Bürger sind unmittelbar in das Projekt eingebunden. "Zudem ist uns wichtig, die regionale Wertschöpfung im Bereich der erneuerbaren Energie voranzutreiben", so Steinau. Auch für die Sektorenkopplung ist eFarm ein Leuchtturmprojekt.
Die PEM-Elektrolyseure der H-Tec Systems GmbH in Braak geben bei der Wasserstoffproduktion Wärme ab. "Diese wird dann ins Wärmenetz eingespeist", sagt Steinau. "So gelingt es, 95 Prozent der Energie, die bei der Wasserstoffproduktion entsteht, effektiv zu nutzen."
Recycling
Abfall als Quelle für Rohstoffe - das ist die Mission, der sich die Infinite Fuels GmbH in Borgstedt verschrieben hat. Das Start-up hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich organische Stoffe aufarbeiten und so in Treibstoffe und industrielle Gase umwandeln lassen. "Vereinfacht gesagt schreddern wir die Stoffe, etwa Gärreste, Altholz und bestimmte Kunststoffe. Auch Gülle ist als Eingangsstoff geeignet. Diese Teile werden dann in einem Pyrolyseprozess zu einem Synthesegas umgewandelt“, erklärt Heinz-Peter Schierenbeck, der im Unternehmensbeirat beratend tätig ist.
Aus diesem Synthesegas kann dann etwa Wasserstoff isoliert werden. Ende 2021 soll die erste Anlage in Borgstedt in Betrieb gehen. Potenzielle Kunden finden sich in der maritimen Wirtschaft, in der Sektorenkopplung und im Mobilitätssektor. Infinite Fuels wolle sich zunächst auf Schleswig-Holstein konzentrieren, so Schierenbeck, damit "das Land effektiv von unserem Angebot profitieren kann".
Jutta Lasner
Veröffentlicht am 4. Februar 2020
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