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Mobil mit Wasserstoff
Bei der Energiewende spielt Wasserstoff eine wachsende Rolle. Unternehmen, Hochschulen und Forschungsinstitute beschäftigen sich mit der Nutzung des aus grünem Strom gewinnbaren Energieträgers. So auch die GP-Joule-Unternehmensgruppe im nordfriesischen Reußenköge, die jetzt das bisher größte Wasserstoff-Mobilitätsprojekt in Deutschland an den Start gebracht hat.
Heinrich Gärtner (links) und Ove Petersen (rechts), Gründer und Geschäftsführer von GP Joule, sowie Frank Zimmermann (Zweiter von links) und Joachim Herrmann, Geschäftsführer des Tochterunternehmens H-Tec Systems, vor einem im Bau befindlichen PEM-Elektrolyseur aus der Serie ME 100/350
© H-Tec Systems GmbH
"Der Name eFarm ist bewusst gewählt: Wir wollen ein gemeinschaftliches, nachhaltiges Wirtschaften mit erneuerbaren Energien in die Gesellschaft bringen", betont Geschäftsführer Ove Petersen.
Konkret will die von GP Joule gegründete eFarming GmbH & Co. KG mit ihren Partnern - etwa Windparks, Wärmekunden, Standortgeber für Wasserstofftankstellen, regionale Banken und Stadtwerke, Busbetreiber, Werkstätten, Speditionen und mögliche Wasserstoffabnehmer - fünf Standorte zur Wasserstoffproduktion sowie zwei Wasserstofftankstellen in Husum und Niebüll errichten und darüber hinaus zwei Brennstoffzellenbusse und fünf Brennstoffzellen-Pkws für den firmeneigenen Fuhrpark anschaffen.
Herz des Projekts sind die sogenannten PEM-Elektrolyseure der unter anderem in Braak und Lübeck ansässigen GP-Joule-Tochter H-Tec Systems, die den Wasserstoff aus dem in regionalen Windparks erzeugten Strom produzieren werden. "Pro Tag können wir bis zu 500 Kilogramm grünen Wasserstoff erzeugen, mit dem wir bis zu 17 Wasserstoff-Busse betanken können", erklärt H-Tec-Systems-Geschäftsführer Frank Zimmermann.
Die bei der Erzeugung entstehende Abwärme soll in die lokale Wärmeversorgung fließen. Die sichtbare Nutzung der grünen Energie im ÖPNV werde zusätzlich zur Akzeptanz der Erneuerbaren bei den Bürgern beitragen, so Ove Petersen.
Netzstabilität
Die Vorteile von grünem Wasserstoff für die Verkehrswende seien vielfältig, erklärt Petersen: Die Elektrolyseure könnten die Stromnetze entlasten und damit eine hohe Systemdienlichkeit generieren, die die Kosten des Netzausbaus und damit die der Energiewende senken würde.
Weil die Elektrolyseure permanent ans Stromnetz angebunden wären, könnten sie zum Beispiel den Überschussstrom aus den Windkraftanlagen langfristig einspeichern. Damit unterstütze diese Technologie nicht nur die Netzstabilität, sondern könne stets aus dem günstigsten Strom Wasserstoff erzeugen.
Darüber hinaus hätten Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb im Vergleich zu E-Fahrzeugen mit Batterie eine deutlich höhere Reichweite und kürzere Betankungszeit. All dies hat auch das Bundesverkehrsministerium überzeugt, das 50 Prozent der Investitionssumme von 16 Millionen Euro übernimmt. Die andere Hälfte kommt von GP Joule.
Seit Ende 2018 befindet sich das Projekt in der Umsetzungsphase. Neben der Mobilität sehen Petersen und seine Kollegen noch viele weitere Einsatzmöglichkeiten für ihre Elektrolyseure, etwa in energieintensiven Branchen wie Raffinerien, der metallverarbeitenden Industrie, der Chemie- oder der Lebensmittelbranche.
Andrea Henkel
Veröffentlicht am 5. Februar 2019
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