4 min
Lesezeit
Erfolgsfaktor Wertschätzung
Unsere duale Ausbildung wird im In- und Ausland geschätzt. Sie dient Betrieben zur Gewinnung qualifizierter Fachkräfte und ist damit ein wichtiger Faktor zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts und der Wettbewerbsfähigkeit. Mit der Verknüpfung von Praxis und Theorie in Betrieb und Berufsschule ist sie Garant für eine erfolgreiche Qualifizierung und die beste Form der Vorbereitung auf das Berufsleben.
© iStock.com/Geber86
Eine qualifizierte Berufsausbildung bietet jungen Menschen den reibungslosen Einstieg ins Arbeitsleben und eröffnet gesellschaftliche Teilhabe. Allerdings fehlen zunehmend geeignete Bewerber, die in der Lage sind, qualifizierte Ausbildungsgänge erfolgreich zu meistern. Folge ist, dass gut qualifizierte Bewerber zwischen vielen Angeboten wählen können. Unternehmen müssen sich deshalb stärker bemühen, geeignete Bewerber zu finden und nach erfolgreicher Ausbildung auch zu binden. Dabei spielt die Arbeitgeberattraktivität eine immer stärkere Rolle. Jedes Unternehmen ist hier gefordert.
Attraktive Ausbildungsbetriebe können mit einer hohen Ausbildungsqualität für sich werben. Gerade bei jungen Menschen, den Digital Natives, spricht sich über soziale Netzwerke schnell herum, wo qualitativ hochwertig ausgebildet wird. Deshalb ist es entscheidend, gut auszubilden und das auch wirksam zu vermarkten.
Hohe Ausbildungsqualität beinhaltet mehr als die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen wie Berufsbildungsgesetz, Jugendarbeitsschutzgesetz oder Arbeitszeitgesetz. Sie erfordert gute Ausbildungsorganisation, hervorragendes Ausbildungspersonal, geeignetes Lernklima, interessante Lerninhalte, passende Betreuung der Auszubildenden, ausgeprägte Feedbackkultur zwischen Lehrlingen und Ausbildern, gutes Betriebsklima sowie einen respektvollen und familiären Umgang. Aber auch Kontrolle von Ausbildungsnachweisen, Lernortkooperation mit der Berufsschule, Prüfungsvorbereitung, Beteiligung an IHK-Prüfungen durch Prüferfreistellung, Angebote von Praktikumsplätzen und Mitwirkung bei Schulkooperationen sind Qualitätsmerkmale einer hochwertigen und attraktiven Ausbildung.
Praxisbeispiele
Alina Marie Christen
© EDUR/Rainer Pregla
Ann-Kathrin Papke ist im dritten Ausbildungsjahr zur Hotelfachfrau und lernt im Maritim Seehotel Timmendorfer Strand. "Das Maritim Seehotel bietet eine qualitativ hochwertige Ausbildung - dank fachlich versierter Ausbilder, die auch genau wissen, worauf es am Ende der Ausbildung in den
IHK-Prüfungen ankommt", erzählt die 21-Jährige. Außerdem bekommt sie schon während der Ausbildung die Gelegenheit, in weiteren Häusern der Maritim-Gruppe zusätzliche "Ausbildungsluft" zu schnuppern. Der 20-jährige Tim Berggreen lernt bei der Flensburger Schiffbau- Gesellschaft (FSG) den Beruf des Konstruktionsmechanikers im Einsatzgebiet Ausrüstungstechnik. Er befin
det sich im dritten Lehrjahr. "Ich möchte in meiner Ausbildung möglichst viele verschiedene Bereiche sehen und mir dadurch ein umfangreiches Wissen aneignen", sagt er. Sein erstes Lehrjahr verbrachte Berggreen in der Ausbildungswerkstatt, um Metallgrundkenntnisse zu erwerben. Im zweiten Jahr arbeitete er im Bereich Rohrbau. Neben der Vielseitigkeit seiner Ausbildung ist ihm wichtig, vertrauenswürdige Ansprechpartner zu haben. Bei der FSG sind das die Ausbilder, aber auch Meister und Facharbeiter.
Tim Berggreen
© IHK
Ann-Kathrin Papke
© IHK
Bei der EDUR-Pumpenfabrik Eduard Redlien GmbH & Co. KG ist die ebenfalls 20-jährige Alina Marie Christen Auszubildende zur Industriekauffrau im ersten Ausbildungsjahr. "In meiner Ausbildung ist es mir wichtig, nicht nur gut und umfassend ausgebildet, sondern auch gefordert zu werden. Das erlebe ich hier von Anfang an", erzählt sie. Auch werde sie in große Aufgaben einbezogen und arbeite bereits selbstständig an Projekten. Alleingelassen fühle sie sich nicht: "Meine Ausbilder nehmen sich Zeit, mir die kaufmännischen und technischen Zusammenhänge ausführlich zu erklären", sagt Christen. "Ich habe mich in meinem Ausbildungsbetrieb von Beginn an wohlgefühlt."
Qualitätsmerkmale bestehen also nicht nur aus harten Zahlen und Fakten, wie geringen Zahlen an vorzeitig aufgelösten Ausbildungsverträgen, hohen Bestehensquoten oder guten Noten. Vieles beruht auf weichen Kriterien: respektvollem Umgang, Wertschätzung, positiver Unternehmenskultur, offener Kommunikation auf Augenhöhe und "Kümmern" in schwierigen Situationen. In der Summe führen harte und weiche Kriterien dazu, dass Azubis ihre Ausbildung erfolgreich abschließen, manchmal sogar mit Spitzenergebnissen. Aber auf jeden Fall mit dem Gefühl, ernst genommen zu werden, und oft mit dem Wunsch, weiter im Ausbildungsbetrieb beschäftigt zu werden. Gerade mit der Kombination von fachlich guter Ausbildung und persönlicher Betreuung im Team besitzt die Berufsausbildung einen unschätzbaren Vorteil gegenüber der anonymen Atmosphäre vieler Hochschulen. Gute Voraussetzungen, Abiturienten für eine Berufsausbildung zu gewinnen und den Trend zur Akademisierung zu brechen.
Hans Joachim Beckers
Veröffentlicht am 10. Mai 2016
Kontakt
Benjamin Tietjen