Gut zu wissen – 01/2023

Berufsschule – das musst du wissen!

Neben der Ausbildung im Betrieb wirst du bei einer dualen Ausbildung auch parallel die Berufsschule besuchen. Doch wie läuft das dort eigentlich ab? Kann man diese noch mit der „normalen“ Schule vergleichen?
Mein Name ist Annika und ich mache zurzeit eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei der IHK Flensburg. Ich kann ich mich noch gut an meinen ersten Tag in der Berufsschule erinnern. Damals war mir jedoch nicht ganz bewusst, was auf mich zukommen wird. Nach nun anderthalb Jahren Ausbildung hat sich das geändert. Ich möchte euch gerne von meinen bisherigen Eindrücken erzählen.

Der erste Tag an der Berufsschule

Erinnert ihr euch noch an euren allerersten Schultag? So ähnlich fühlte es sich zumindest für mich an, als es mit meiner Ausbildung losging und die Berufsschule auf mich wartete: Es war Montag, der 2. August 2021. Mit großer Aufregung machte ich mich auf zur HLA Flensburg, wo das neue Kapitel nun beginnen sollte. Ich hatte im selben Jahr endlich mein Abitur gemacht und freute mich nun auf den Beginn von etwas Neuem. Auf dem Weg zur Berufsschule schwirrten mir schon lauter Fragen im Kopf herum: „Welche neuen Leute werde ich kennenlernen?“, „Wie sehr wird sich mein Alltag verändern?“, „Ist die Doppelbelastung durch Schule und Arbeit einfach zu managen?“. Nach einem Jahr Ausbildung habe ich inzwischen ein paar Antworten.
Der erste Tag an der Berufsschule ist erstmal sehr besonders, da an diesem Tag deine Einschulung stattfindet, d.h. dass du noch keinen vollen Unterricht haben wirst. Neben formalen Angelegenheiten, wie der Einweisung in verschiedene schulische Regelungen oder dem Ausfüllen des Stammblattes, geht es zunächst vor allem um das Kennenlernen deiner Lehrer und Klassenkameraden. Deine Mitschülerinnen und Mitschüler sind hierbei Azubis aus anderen Betrieben, die den gleichen Beruf wie du erlernen.

Wie unterscheidet sich die Berufsschule von der „normalen“ Schule?

Sobald die ersten Tage in der Berufsschule vergangen sind, wirst du schnell erkennen, dass sich der Ablauf nicht allzu sehr von deinem vorherigen Schulalltag unterscheidet. Der Unterricht besteht erstmal aus den Basics (in meinem Beruf zum Beispiel rechtliche Grundlagen, Zustandekommen von Kaufverträgen etc.) sowie ausführlichen Einführungen in die verschiedenen Lernfelder deines Berufs. Aber was sind eigentlich Lernfelder? Statt der normalen Fächer, wie du sie aus der Schule kennst (z.B. Mathe und Deutsch), hat man in der Berufsschule die sogenannten „Lernfelder“. Davon gibt es meist zwölf Stück und in jedem Ausbildungsjahr lernt man vier kennen. Jedes Lernfeld steht für einen bestimmten Themenkomplex. So steht bei mir das Lernfeld 2 zum Beispiel für „Büroprozesse gestalten und Arbeitsvorgänge organisieren“.
Neben den Lernfeldern gibt es oft trotzdem noch „normale“ Fächer wie Politik und Englisch. Das kommt aber auf den Ausbildungsberuf an. So gibt es außerdem die sogenannten „Wahlpflichtfächer“, welche sich in meiner Ausbildung beispielsweise auf die Informationsverarbeitung beziehen. Das bedeutet Unterricht in den Office-Programmen „Word“ und „Excel“.
Was tatsächlich auch sehr interessant ist, ist die Vielfalt der unterschiedlichen Personen in der Klasse. Von jung bis alt, von Personen mit bereits absolvierter Berufsausbildung bis hin zu solchen, die frisch aus der Schule kommen. Gerade das macht die Gespräche untereinander besonders interessant.
Wie in der Schule, hast du einen festen Stundenplan. Es werden Leistungsnachweise geschrieben oder Präsentationen gehalten. Ein großer Unterschied liegt allerdings darin, wie oft du die Berufsschule besuchst. Hierbei kann es entweder Teilzeit- oder Blockunterricht geben. Ich besuche beispielsweise nur in Teilzeit, d.h. zweimal in der Woche, die Berufsschule. Dabei gehe ich einmal danach in den Betrieb und einmal habe ich nach der Schule frei.
Wie du siehst: Es gibt also keinen großen Unterschied zur „normalen“ Schule. Dennoch wird sich die Berufsschule nur auf Themen spezialisieren, die sich auf deinen Ausbildungsberuf beziehen. Das macht den Schulalltag in der Berufsschule für mich wesentlich spannender, und du kannst Wissen aus der Arbeit im Betrieb in der Schule einbringen und umgekehrt.

Doppelbelastung – Schule und Arbeit?

Neben der Arbeit auch noch lernen – ist das überhaupt machbar? Es ist machbar. Leistungsnachweise werden in der Regel rechtzeitig angesagt, sodass du ausreichend Zeit hast, dich auch neben der Arbeit darauf vorzubereiten. Je nach Betrieb oder Abteilung kann es außerdem vorkommen, dass du sogar während der Arbeitszeit die Möglichkeit bekommst, deine schulischen Aufgaben abzuarbeiten. Falls Probleme in der Berufsschule auftreten sollten, gibt es zudem viele hilfreiche Programme wie „AsA-flex“. Grundlage ist die Zusammenlegung von ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) und der Assistierten Ausbildung (AsA). Die „Assistierte Ausbildung flexibel“ umfasst eine Förderung der Agentur für Arbeit und ermöglicht dir ein individuelles Unterstützungsangebot, um deine Noten zu verbessern und die Chancen für eine erfolgreiche Ausbildung zu erhöhen.
Als Azubi kannst du dich außerdem immer bei deiner zuständigen IHK melden. Die Kolleginnen und Kollegen helfen dir gerne weiter und geben dir Auskunft darüber, wie und wo du Unterstützung bekommen kannst.
Praktisch an der dualen Ausbildung ist, dass man den Stoff, den man in der Berufsschule lernt, oftmals im Betrieb direkt in der Praxis anwenden kann. Dadurch gelingt ein doppelter Lerneffekt, sodass man sich die Lerninhalte auch direkt besser merkt.
Fazit: Mach dir keinen Stress!
Die Berufsschule macht nur einen kleinen Teil deiner Ausbildungszeit aus. Mach dir also nicht so viel Stress und verzweifle nicht, wenn du nicht direkt mit dieser „Doppelsituation“ klarkommst. Bekanntermaßen ist aller Anfang schwer, aber da wächst man schneller rein, als man denkt! 🙂
Noch Fragen? Alles rund um Ausbildung, Weiterbildung und der Kampagne findest du hier.
Veröffentlicht Januar 2023
Autorin: Annika