Innovationsreport 2023
DIHK-Report meldet historischen Tiefstand bei den Innovationsaktivitäten der Unternehmen – Martin Wansleben: „Wir brauchen Innovationsbeschleuniger“
Der Mangel an Fachkräften und die zunehmende Bürokratie bremsen die Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft stark aus – und das in einem aktuell für die Unternehmen schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Das zeigt der Innovationsreport 2023 der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).
Dem Report liegen die Angaben von mehr als 2.200 Betrieben zugrunde. Danach ist die Innovationsbereitschaft der deutschen Wirtschaft auf den niedrigsten Stand seit der ersten Erhebung im Jahr 2008 gesunken.
Wollten bei der letzten Befragung vor drei Jahren noch knapp die Hälfte der Unternehmen ihre Innovationsaktivitäten ausweiten, beträgt der Anteil heute nur noch rund ein Drittel. 15 Prozent der Firmen in Deutschland wollen in den kommenden zwölf Monaten ihre Innovationsaktivitäten sogar verringern.
Personalnot ist Innovationshemmnis Nummer eins
Laut den Rückmeldungen ist der Fachkräftemangel mittlerweile zum Innovationshemmnis Nummer eins geworden, dicht gefolgt von den bürokratischen Hürden. Fast drei Viertel der Unternehmen sehen sich durch ihre begrenzten personellen Kapazitäten ausgebremst. An zweiter Stelle stehen die hohen bürokratischen Anforderungen. Mehr als zwei Drittel der Betriebe beklagen, dass die Bürokratie sie in ihren Innovationen einschränkt. Dazu zählen komplexe Zulassungs- und Genehmigungsverfahren ebenso wie kleinteilige Dokumentationspflichten.
„Viele Unternehmen sind vollauf damit beschäftigt, mit den aktuellen Herausforderungen klarzukommen. Sie kümmern sich um das Kerngeschäft, sie sind beschäftigt mit dem Einhalten oder Umsetzen von Vorschriften und haben dann kaum noch Ressourcen für die Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen”, mahnt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. „Diesen Trend müssen wir unbedingt umkehren, damit Deutschland wieder an seine klassischen Stärken anknüpfen kann.“ -Martin Wansleben
Innovation wandert ins Ausland ab
Dass die Zeit drängt, zeigt auch das steigende Interesse am Aufbau von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Ausland. Wollte bei der Vorumfrage nur ein Viertel der Unternehmen F&E-Kapazitäten im Ausland aufbauen, liegt der Anteil mittlerweile bereits bei einem Drittel.
Wansleben: „Neue Ideen und Produkte 'made in Germany' brauchen wir jedoch dringender denn je, um wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen. Der Wirtschaftsstandort Deutschland lebt von der Innovationskraft seiner Unternehmen. Wenn Deutschland den Sprung in die Zukunft schaffen soll, muss es jetzt schnell Signale der Politik an die forschenden Unternehmen geben. Wir brauchen Innovationsbeschleuniger!”
Die Unternehmen zeigten der Politik in ihren Antworten die erforderlichen Hebel, um die Innovationsdynamik der Hidden Champions in den Schlüsselbranchen wieder in Gang zu setzen. "Jetzt liegt es an ihr, diese zu nutzen", mahnt der DIHK-Hauptgeschäftsführer. Der vorgeschlagene Pakt für Beschleunigung und das vierte Bürokratieentlastungsgesetz seien Anreize, die es jetzt umzusetzen gelte. Denn: "Die Unternehmen gewinnen erst dann wieder Vertrauen, wenn angekündigte Entlastungen in der betrieblichen Praxis ankommen."
Ohne Freiräume keine Exportschlager
Insgesamt sei ein innovationsfreundliches Umfeld erforderlich, "das den Unternehmen Freiräume lässt, neue Exportschlager zu entwickeln", erläutert Wansleben. "Dazu gehören technologieoffene Förderprogramme, die schnell und bürokratiearm die Unternehmen erreichen, niederschwellige Möglichkeiten, mit der Wissenschaft zu kooperieren und Reallabore, um Innovationen zu erproben. Diese Punkte sollte auch die geplante Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) aufgreifen."