Mobilitätspakt: „Mit einer Stimme sprechen“
Wiederaufbau der Hochstraße Süd, Niederlegung der Hochstraße Nord, absehbare Kapazitätsengpässe beim rheinquerenden Verkehr, Koordination großer Verkehrsprojekte, die in den 2030er Jahren erforderliche Sanierung der Schienen- und Straßen-Rheinbrücken zwischen Ludwigshafen und Mannheim: Welchen Verkehrsträger auch immer wir beiderseits des Rheins betrachten, den Kernraum der Metropolregion Rhein-Neckar erwarten in den kommenden Jahrzehnte sehr viele Baustellen.
Die Unternehmen sind davon vielfach betroffen. Daher haben wir als IHKs Pfalz und Rhein-Neckar mit unseren fast 150.000 Mitgliedsbetrieben das Zustandekommen des Mobilitätpaktes von Beginn an mit vorangetrieben.
Wie hoch anfällig für Störungen das bis an die Kapazitätsgrenze belastete Verkehrssystem der Rheinquerungen zwischen Ludwigshafen und Mannheim ist, hat nicht zuletzt unsere Studie zu den Erreichbarkeiten ergeben, die wir im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Verband Region Rhein-Neckar und der IHK Pfalz erstellt haben. Und noch eine Erkenntnis hat die Studie gebracht: Das Verkehrsaufkommen im rheinquerenden Verkehr im MRN-Kernraum wird zunehmen! Vor der Studie gingen die Planer aufgrund alter Berechnungen noch davon aus, dass der Kapazitätsbedarf für den rheinquerenden Verkehr abnehmen würde. Diese Annahme ist überholt.
Diese neue Erkenntnis gilt es im Mobilitätspakt im langfristigen Maßnahmenbereich zu berücksichtigen. Der Mobilitätspakt sieht langfristige, mittelfristige und kurzfristige Maßnahmen vor. Eine solche Unterscheidung ist relevant; wir dürfen uns nicht nur auf die Soforterfolge konzentrieren. Wir haben gemeinsam eine Verantwortung für die nächste Generation, die in unserer Region leben und wirtschaften will.
Aus unserer Sicht sind zwei Maßnahmen unumgänglich, um künftigen Verkehrskollaps zu vermeiden:
- Die Erhöhung der Ausfallsicherheit durch die Stärkung oder Errichtung redundanter Verkehrsinfrastrukturen,
- die Verlagerung der Durchgangsverkehre auf Verbindungen außerhalb der Städte.
Für die Wirtschaft ist es entscheidend, dass nicht verlagerbare Güterverkehre weiterhin den für sie nötigen Raum erhalten. Ferner müssen die Innenstädte erreichbar bleiben.
Die Verkehrswende wird eine zusätzliche Herausforderung sein, die es zu bewältigen gilt. Der Verkehr wird nicht weniger werden, sondern anders. Fahrzeuge bewegen sich in der Zukunft weitgehend emissionsfrei fort, elektro- oder wasserstoffgetriebene Fahrzeuge werden das Straßenbild dominieren. Was sich nicht ändert: das Mobilitätsbedürfnis der Menschen und der Wirtschaft.
Gut, dass vor diesem Hintergrund jetzt der Mobilitätspakt zustande gekommen ist! Dadurch wird die Kommunikation zwischen allen Beteiligten im MRN-Kernraum gestärkt, linksrheinisch wie
rechtsrheinisch. Der Mobilitätspakt hilft, dass wir mit einer gemeinsamen Stimme sprechen. Anders werden wir beim Bund für unsere Anliegen kein Gehör finden. Aus Sicht der Wirtschaft deshalb auch so wichtig: Die Metropolregion Rhein-Neckar mit ihrer bundeslandübergreifenden Lage ist zwingend auf die Unterstützung aller drei Länder angewiesen.
Mannheim, 9. Juli 2021.