Wie finde ich die richtige Geschäftsidee?

Die Geschäftsidee steht am Anfang jeder Existenzgründung. Wir geben Ihnen einige Hinweise zur Ideensuche.

Informationen für potenzielle Existenzgründer

Schulabgänger, Hochschulabsolventen

Für die erste Gruppe der Schul- und Hochschulabsolventen kommt der Existenzgründungsplanung und der Beratung durch die IHK besondere Bedeutung zu, da aufgrund bislang noch fehlender Berufserfahrung in der Regel besonderes Interesse an Markteinschätzungen und Erfolgsprognosen besteht. Diesem Interesse können wir natürlich nur begrenzt entsprechen. Wäre uns der unternehmerische Weg zum großen Erfolg – salopp gesagt zur ersten Million – sicher bekannt, so wären wir ihn vermutlich längst selbst gegangen.
Ohnehin sieht die Realität anders aus: Die wirtschaftliche Dynamik und Vielfalt auf den Märkten sorgt dafür, dass es "sichere" Existenzgründungen nicht gibt. Aufgrund dieser Tatsache können wir lediglich den groben "Kompass" bieten, dass sich gegenwärtig das größte Potential im Dienstleistungsbereich allgemein und in der Informationsvermittlung im speziellen befindet. Genauere Angaben machen hierbei aber nur wenig Sinn, da sich die Betätigungsfelder gerade in der Informationstechnologiebranche (IT-Branche) extrem schnell ändern. Hinzu kommt, dass für eine Tätigkeit im IT-Bereich, besonders im Internetsektor bestimmte Fähigkeiten oder Vorkenntnisse vorhanden sein müssen, über die Hochschul- und Schulabgänger nicht unbedingt verfügen.

Arbeitslose oder Existenzgründer, die momentan noch in einem Arbeitsverhältnis stehen

Etwas anders sieht die Situation bei den seit kurzem arbeitslosen oder noch arbeitenden Existenzgründern aus. Für diese Kunden kommt dem Unternehmenskonzept natürlich ebenfalls große Bedeutung zu, daneben verfügt diese Klientel aber im Gegensatz zur ersten Gruppe häufig bereits über bessere Kenntnisse bezüglich der Marktstruktur und dem Marktwachstum. Das Finanzierungskonzept gewinnt deshalb relativ an Gewicht.

Die Neugründung

Die Neugründung ist mit dem größten Risiko verbunden, eröffnet aber auch unter Umständen die größten Chancen, insbesondere wenn man mit seinem Unternehmen wirtschaftliches Neuland betritt. Sie beginnen von Null an, müssen den Markt zunächst "erarbeiten", um sich dann langsam zu etablieren. Der Zeitraum bis zur Etablierung wird durch eine angespannte finanzielle Situation gekennzeichnet sein, da ausreichende Rückflüsse in der Anfangsphase zunächst ausbleiben werden. Agieren Sie in einem Segment, das bereits von anderen Wettbewerbern bearbeitet wird, kann es auch dazu kommen, dass diese gerade in Ihrer Anfangszeit unter anderem mit aggressiver Preisgestaltung auf Sie als neuen Wettbewerber reagieren werden. Durchhaltevermögen und ein langer finanzieller Atem sind hier gefragt. Existenzgründer sind aufgrund der beschränkten Eigenkapitalbasis häufig überfordert.
Sie sehen, wie wichtig in dieser Situation eine fundierte Beratung ist, die sich dann für Sie in einer langfristig angelegten Unternehmensstrategie, einer seriösen Finanzierungsplanung und einem überzeugenden Erscheinungsbild am Markt auszahlen kann. Empfehlenswert ist jedoch, sich parallel zur nötigen Beratung auch durch andere Quellen zu informieren.

Übernahme eines bestehenden Betriebes

Die Unternehmensnachfolge wird oft auch als "Existenzgründung light" angesehen, da man davon ausgeht, ein Unternehmen zu kaufen, das am Markt gut eingeführt ist und dessen Personal hoch motiviert und qualifiziert an die Arbeit geht. Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass eine Unternehmensnachfolge oft schwieriger ist als eine Unternehmensneugründung. Dies lässt sich teilweise mit der starken Prägung gerade mittelständischer Unternehmen durch ihren bisherigen Besitzer begründen. Scheidet dieser aus dem Unternehmen aus, können sich unter Umständen Kunden von der Firma abwenden (allein weil sich der Name geändert hat) und bisher vorhandene Kontakte des Seniors können nicht mehr genutzt werden. Auch können Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, das Know-how und die Kundenkontakte dieser Mitarbeiter gehen verloren und müssen in jahrelanger Arbeit mühsam wieder aufgebaut werden.
Ein weiteres Problem besteht in der Höhe des Übernahmepreises: So werden oft überzogene Preise für den Kundenstamm und den Unternehmensnamen verlangt, denen kein ausreichender Nutzen gegenübersteht. Darüber hinaus sind vielfach nach der Übernahme neue gesetzliche Standards zu beachten, die zusätzlich Geld binden, das dann nicht für die Forschung und Entwicklung oder für andere Investitionen zur Verfügung steht.
Wenn Sie sich für diese Variante der Selbständigkeit entscheiden sollten, dann können Sie auf die Unternehmensnachfolgebörse der Industrie- und Handelskammer zurückgreifen, die es Ihnen entweder ermöglicht, als potenzieller Unternehmensnachfolger oder Teilhaber zu inserieren oder nach zum Kauf stehenden Unternehmen zu suchen.

"Miete" einer Unternehmensidee (Franchising)

Zum Thema Franchising existiert ebenfalls eine eigene Informationsrubrik in diesem Internet-Angebot, weshalb an dieser Stelle nur kurz auf diese Art der Unternehmensgründung eingegangen werden soll. Streng genommen handelt es sich beim Franchising auch um die Übernahme eines Unternehmens, nur mit dem Unterschied, dass hier nicht das Unternehmen mit allen seinen Mitarbeitern und Räumen übernommen wird, sondern lediglich die Idee oder besser das Konzept des Franchise-Gebers, das in Lizenz vertrieben wird (McDonalds, Eismann, Photo Porst, und andere). Sowohl der Franchise-Geber (Vermieter des Konzeptes) als auch der Franchise-Nehmer (Mieter des Konzeptes) bleiben dabei selbständig.
Als Vorteile dieses Systems sind der Vertrieb erfolgreicher Produkte, der etablierte Markenname und der Gebietsschutz zu nennen. Der Vorteil des Gebietsschutzes wird deutlich, wenn man an die oben erwähnten Repressionsmöglichkeiten im Bereich Preisgestaltung der etablierten Anbieter denkt, mit denen sich der Neugründer häufig auseinander zu setzen hat.
Nachteile existieren natürlich auch beim Franchising. Hier kann insbesondere die Vertragsgestaltung ein Problem sein. Seien Sie kritisch gegenüber solchen Verträgen, die Sie in fast allen Investitionsentscheidungen an Produkte des Franchise-Gebers binden und vergewissern Sie sich, wenn mit ausländischen Erfolgen geworben wird, ob der Franchise-Geber überhaupt im Inland vertreten ist – vielleicht sind Sie sonst das Versuchskaninchen auf dem deutschen Markt.

Welcher Bereich ist zukunftsträchtig?

Obwohl Sie von diesem Abschnitt wahrscheinlich am meisten erwarten, müssen wir Sie leider enttäuschen, wenn Sie an dieser Stelle konkrete Ideen suchen.
Einschränkend wurde oben schon darauf hingewiesen, dass detaillierte Angaben darüber, welche Branche eine erfolgreiche Existenzgründung ermöglicht, wenig Sinn machen, da es sowohl innerhalb der Branchen als auch zwischen den Branchen ein ständiges Auf und Ab gibt. Genau so wenig Sinn macht es, sogenannte "Berufs-Hitlisten" zu veröffentlichen, die einen Ansturm von Bewerbern auf den Beruf auf Platz eins auslösen und damit dessen erwartetes Potential schnell zunichte machen würden. Wir wollen Ihnen daher lediglich allgemeine Tendenzen und Trends aufzeigen, um Ihre Phantasie anzuregen. Die genaue Umsetzung dieser Trends soll dann aber Ihre Sache sein.
Die letzten 15 Jahre waren geprägt durch eine Zunahme der Individualisierung bei den Verbraucherwünschen, einer zunehmenden "Vergreisung" der Gesellschaft und einer steigenden Anzahl von Single-/ oder Doppelverdiener-Haushalten mit wenig Freizeit, die dann wenigstens intensiv genutzt werden soll. Hier wird deutlich, welches Potential in dem breit gefächerten Dienstleistungsbereich steckt. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, sowohl im Bereich der Pflegedienste für alte Menschen als auch bei der Übernahme von Serviceleistungen für Doppelverdiener-Haushalte (Behördengänge, Organisation von Events, Erlebnisgastronomie) gilt es, neue Serviceleistungen zu entdecken.
Ein weiteres Prognoseproblem liegt in der zunehmenden Dynamik der Wirtschaft. Fähigkeiten eines Existenzgründers, denen heute noch gar keine Bedeutung beigemessen werden, besitzen in Zukunft vielleicht das größte innovative Potential und damit die größten Chancen darauf, in einer äußerst erfolgreichen Existenzgründung zu enden. Aus unserer Erfahrung heraus lässt sich auch sagen, dass es nicht unbedingt die Branche allein ist, die über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, sondern vielmehr, wie die Geschäftsidee umgesetzt wird.

Ihre Geschäftsidee

Im folgenden Abschnitt wollen wir zum eigentlichen Thema dieser Information – der Geschäftsidee – zurückkommen. Dabei soll deutlich werden, dass zur erfolgreichen Umsetzung einer Geschäftsidee nicht nur ein schlüssiges Konzept, sondern auch eine entsprechenden "Persönlichkeit" des Gründers gehört. Diese sollte übrigens auch schon bei der Suche nach der richtigen Idee berücksichtigt werden.

Vorgehensweise für Existenzgründer

Die häufigsten Ursachen, die zu einem schnellen Ende junger Unternehmen führen, sind Planungsmängel, Informationsdefizite und Finanzierungsmängel. Eine Beratung kann hier helfen, Fehler zu vermeiden. Vor der Beratung sind jedoch zwei weitere, wichtige Punkte zu klären: Zunächst die persönliche Eignung und dann das Konzept.

A) Die Person

die bereits oben erwähnt, ist nicht unbedingt nur das Was, sondern auch das Wie entscheidend für eine erfolgreiche Unternehmensgründung. Damit einhergehend ist als wichtigste Erfolgskomponente denn auch die Person zu nennen: Nach einer Faustregel werden 80 Prozent der Mittel allein auf den Menschen gegeben, nur 20 Prozent auf die Geschäftsidee!
Trägt man sich mit dem Gedanken, eine Existenzgründung vorzunehmen, dann muss man sich über einige Dinge im klaren sein: Das beginnt mit der notwendigen Einsicht, als Selbständiger möglicherweise über mehrere Jahre keinen Urlaub nehmen zu können und geht bis zur Analyse der eigenen Stärken und Schwächen, die klären soll, inwieweit man fachlich, charakterlich und konditionell in der Lage ist, die beabsichtigte Tätigkeit möglicherweise 60 Stunden pro Woche ohne Wochenende zu betreiben und das mit roten Zahlen in den ersten zwei Jahren des Geschäftsbetriebes.
Wie aber findet man nun die richtige Idee, deren Umsetzung die eben genannten Opfer verlangt? Man kann hier zwei Wege unterscheiden: die spontane oder die von langer Hand geplante Geschäftsidee.
Die spontane Geschäftsidee kann vielfältige Ursachen haben: Meistens werden sie dadurch initiiert, dass man mit "offenen Augen" durch die Stadt geht, Unvollkommenheiten in der jeweiligen Wirtschaftsstruktur entdeckt hat und sich zutraut, diese Marktnische mit einem eigenen Unternehmen zu besetzen. Zum Beispiel ist man aus anderen, vielleicht ausländischen Städten, eine bestimmte Dienstleistung gewohnt, die in der eigenen Heimatstadtstadt nicht erbracht wird, für die aber (aufgrund vorheriger Marktbeobachtung und vergleichbarer Größe der Stadt) eine entsprechende Nachfrage vorhanden sein müsste. Ein weiterer Grund für eine spontane Geschäftsidee könnte aus der Unzufriedenheit mit einem bestehenden Unternehmen herrühren, nach dem Motto: "Das kann ich alleine genau so gut – wenn nicht besser – machen!"
Bei einer langfristig geplanten Geschäftsidee hat man vielleicht schon während seiner Ausbildung oder seines Studiums bestimmte Neigungen und Fähigkeiten an sich entdeckt, die während oder nach Beendigung der Ausbildung für eine Unternehmensgründung in der entsprechenden Branche ausreichen könnten.
Sowohl bei der spontanen als auch bei der langfristig gereiften Geschäftsidee ist eine vorherige Analyse sowohl des Marktes als auch der eigenen Person von ganz entscheidender Bedeutung. Vielleicht wurden die fachlichen Anforderungen an den Existenzgründer in der entsprechenden Branche vor kurzer Zeit verschärft? Ist mir das den ganzen Stress wirklich wert? Vielleicht hatte jemand vor einem Monat genau die gleiche Idee wie ich und hat sein Geschäft schon eröffnet?
Sollte es bei der fachlichen Eignung ein Problem geben, dann hilft Ihnen Ihre IHK mit ihrem umfangreichen Lehrgangs- und Weiterbildungskatalog gerne weiter, um ihre Unternehmerkompetenz weiter zu schulen.
Bei dem oben geschilderten Arbeitspensum wird deutlich, dass auch eine Einbeziehung der Familie/des Ehepartners nicht nur aus Gründen der finanziellen Unterstützung unbedingt erfolgen muss. Es muss dem Existenzgründer klar sein, dass gerade in der Anfangszeit starke familiäre Belastungen auftreten werden. Abhilfe bietet hier nur die vorherige schlüssige Planung und Diskussion mit dem Partner, um so ein reibungsloses Nebeneinander von betrieblichen und familiären Leben zu ermöglichen.

B) Das Konzept

Nachdem Sie sich mit der persönlichen Eignung befasst haben, müssen Sie sich überlegen, wie Sie in den Markt eintreten wollen. Zunächst sollten Sie eine ausführliche und korrekte Marktstudie anfertigen. Welche Konkurrenten gibt es in der Region, welche Marktlücken finden sich? Sie müssen sich überlegen, wie Sie die Kunden erobern wollen, was die eigene Leistung von denen der Konkurrenten unterscheiden könnte.
Die Anlaufphase der Unternehmensgründung ist erfahrungsgemäß besonders schwer durchzustehen, da häufig nur spärlich Aufträge eingehen, die Kosten jedoch kontinuierlich anfallen. Um in dieser Anlaufphase zu bestehen, ist es manchmal sinnvoll, im Bekannten- und Verwandtenkreis vorab nachzufragen, ob und wie stark der Bedarf für diese oder jene Leistung überhaupt vorhanden ist oder nicht. Gerade in dieser Anfangsphase zahlt sich eine zuvor gründlich durchgeführte Finanzplanung aus. Die IHK-Mitarbeiter prüfen beispielsweise, ob für Ihr Vorhaben zinsgünstige öffentliche Finanzierungshilfen in Frage kommen und wie Sie gegebenenfalls mit Hilfe von Beteiligungsgesellschaften, die Sie mit in Ihr Unternehmen holen, zu mehr Eigenkapital (sogenanntes Venture Capital) kommen können.
Ein überzeugendes Finanz- und Unternehmenskonzept und eine ebenso überzeugende Präsentation desselben hilft Ihnen auch bei dem Gespräch mit Ihrer Bank. Sie müssen den Bankangestellten von Ihrer Idee "begeistern" können, ihn von der finanziellen Tragfähigkeit ihres Projektes überzeugen. Gehen Sie auf jeden Fall gut vorbereitet in das Bankgespräch. Machen Sie sich vorher Gedanken darüber, in welchem Umfang Sie zinsgünstige öffentliche Finanzierungshilfen mit in Ihren Finanzierungsplan aufnehmen wollen:
  • Wie viel Geld Sie langfristig brauchen (für Maschinen, Gebäude und so weiter)
  • Wie viel Geld Sie kurzfristig brauchen (für die Anlaufphase)
  • Rechnen Sie auf jeden Fall eine Reserve für Unvorhersehbares ein
  • Wie hoch Ihre laufenden Kosten sind (Betriebsmittel)
  • Wie viel die Unternehmensgründung selbst kostet (Notar, Gewerbeanmeldung)
  • Wie hoch Ihr Einkommen sein wird. Bedenken Sie bei dem für sich selbst berechneten Verdienst, dass Sie von diesem Einkommen Ihre komplette soziale Absicherung, speziell die Altersvorsorge bestreiten müssen

C) Die Beratung

Die aufgeführten Punkte müssen Sie natürlich nicht allein lösen. Nutzen Sie alle Ihnen zur Verfügung stehenden Beratungsmöglichkeiten. Neben kostenpflichtigen Unternehmensberatungen, die teilweise durch öffentliche Zuschüsse unterstützt werden, können Sie unentgeltliche Beratungsgespräche bei den Industrie- und Handelskammern, den Handwerkskammern, Sparkassen, Verbänden und einer Fülle von Vereinen und anderen privaten Gruppierungen einholen oder sich vorab durch entsprechende Fachzeitschriften informieren.

Fazit

Wie oben bereits erwähnt, am Ende dieser Informationen stehen Sie noch ganz am Anfang einer Gründungsvorbereitung. Wir wollten Sie lediglich auf einige Probleme und Gefahren bei der Existenzgründung aufmerksam machen, die bei genauer Betrachtung jedoch relativ leicht zu lösen sind – vorausgesetzt, man wird sich der Bedeutung des Schrittes in die Selbständigkeit gewahr, plant diesen neuen Lebensabschnitt äußerst sorgfältig und hinterfragt die dafür notwendige Geschäftsidee sehr kritisch.
Wir als IHK helfen Ihnen gern dabei, Unklarheiten zu beseitigen, Finanzierungspläne aufzustellen und Ihnen mittels uns zur Verfügung stehender Daten und Statistiken einen Überblick über potentielle Kunden und Wettbewerber zu geben.