Pressemeldung

Risiken richtig managen

Das internationale Geschäft wird für die heimische Wirtschaft immer unberechenbarer. „Die Weltwirtschaft befindet sich in schwierigen Fahrwassern. Angesichts globaler Umbrüche und Herausforderungen muss das grenzüberschreitende Geschäft gründlich vorbereitet werden“, sagte Thomas Ricker, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses International der IHK Regensburg in der jüngsten Sitzung in Neutraubling. Ricker lud als Vorstandsmitglied der Krones AG die Ausschussmitglieder in den Hauptsitz des weltweit agierenden Anbieters von Getränkeabfüll- und Verpackungsanlagen ein.

Risikomanagement wird schwieriger

Bayerns Wirtschaft ist von der Außenwirtschaft abhängig. Seit 2019 ist der Freistaat kein Netto-Exporteur von Gütern mehr. Bayerns Unternehmen kaufen also mehr Waren im Ausland ein, als dass sie exportieren. Neben strukturellen Veränderungen gelten vor allem Störungen in den Lieferketten als große Herausforderung für das internationale Geschäft. Sie machen das strategische Risikomanagement der Firmen immer schwieriger. „Um Chancen von Märkten richtig ergreifen zu können, müssen Risiken beherrscht werden. Das ist keine einfache Aufgabe in bewegten Zeiten“, wie Ricker weiß.
Bei der Finanzierung von Auslandsgeschäften kommt den internationalen Kreditversicherern eine entscheidende Rolle zu. Ihre Länderrisiko-Bewertungen entscheiden über die Konditionen für Unternehmenskredite in Zielländern. Christiane von Berg, Chefvolkswirtin für die Region BeNeLux und DACH beim Kreditversicherer Coface, gab den Ausschussmitgliedern in einem zugeschalteten Gastvortrag Einblick in das Thema. „Nie war der Bedarf an aufschlussreichen, aktuellen Wirtschaftsauskünften größer als heute“, betonte von Berg. Sie gab dem Ausschuss einen Überblick über aktuelle Risiken in Branchen und Ländern. Zu den Highlights in Europa zählten die erfreulichen Entwicklungen in Spanien und Portugal. Diese befänden sich, dank der Fokussierung auf Tourismus-Dienstleitungen, derzeit im Aufwind. Laut aktueller Coface-Studie zu Zahlungserfahrungen von Unternehmen in Deutschland werden in den kommenden drei Jahren ein Drittel aller befragten exportierenden Betriebe De-Risking-Maßnahmen wie eine Verlagerung der Produktion oder die Diversifizierung ihres Lieferanten- und Kundenportfolios durchführen. „Um geopolitische oder strategische Risiken zu minimieren, streben immer mehr Unternehmen danach, ihre geschäftliche Abhängigkeit von einzelnen Ländern, Lieferanten oder Kunden zu verringern“, sagte Christiane von Berg.

Steht UK wieder auf?

Vor dem Hintergrund globaler Risiken und lokaler wirtschaftlicher Entwicklungen haben die IHKs analysieren lassen, welche Länder den Unternehmen bis 2030 gute neue Marktchancen eröffnen könnten. Besonders lohnend dürften Engagements in Südamerika, Indien, Südostasien sowie wieder in Großbritannien sein. Dass das Vereinte Königreich nach dem Brexit-Desaster wieder in den Fokus rücken könnte, liegt an seiner vorsichtigen Entwicklung raus aus der selbst gemachten tiefen Talsohle.
Dr. Ulrich Hoppe, Geschäftsführer der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer in London begleitet die deutsche Wirtschaft in UK bereits seit mehr als 25 Jahren. Er berichtete den Ausschussmitgliedern, wie er die Chancen sieht. „Die Wissenschaft ist sich einig, dass die britische Wirtschaft wegen des Brexits um fünf Prozent weniger gewachsen ist, als sie es sonst getan hätte. Das merken die Unternehmen natürlich, auch dass durch den Brexit vieles im internationalen Handel schwieriger geworden ist. Aber zur Wahrheit gehört ebenso, dass die britische Wirtschaft trotzdem gewachsen ist. Und das stärker als die deutsche.“ Es ist also eher eine verpasste Chance, auf das Auslandsgeschäft mit UK zu verzichten. Gerade der Finanzdienstleistungssektor, aber auch die digitale Transformation in Luft- und Raumfahrt sowie der Markt für Künstliche Intelligenz, bieten viele Möglichkeiten für bayerische Unternehmen.
(18.10.2024)