Pressemeldung
Mobilität für Wirtschaftsregion
Die IHK fordert mehr Tempo bei Straße und Schiene, sieht aber auch Potenzial beim Rad und ÖPNV.
Das IHK-Gremium Amberg-Sulzbach hat sich 2024 das Thema Verkehr und Mobilität in der Region auf die Agenda gesetzt. Das Ergebnis ist ein Forderungskatalog gegenüber Politik und Verwaltung, um den Wirtschaftsstandort Amberg-Sulzbach in Zukunft wettbewerbsfähig zu halten. Jürgen Frischmann, Vorstandmitglied des IHK-Gremiums Amberg-Sulzbach, IHK-Verkehrsexperte Manuel Lorenz sowie Dr. Matthias Segerer, Geschäftsführer des IHK-Gremiums Amberg-Sulzbach, stellten diese am Montag bei einer Pressekonferenz in der IHK-Geschäftsstelle in Amberg vor. Eine leistungsfähige Schienenanbindung in die Metropolen und der Lückenschluss bei Straßenprojekten stehen genauso im Mittelpunkt wie ÖPNV-Verbesserungen und eine Optimierung der Radwegeerschließung.
Schienenanbindung nicht zeitgemäß
Bereits in den 90er Jahren wurde der Ausbau der Bahnstrecke Nürnberg-Prag, die den Landkreis Amberg-Sulzbach von West nach Ost kreuzt, auf die politische Agenda gehoben. Verbessert hat sich mit Blick auf die Infrastruktur bis heute wenig. Noch immer ist die Strecke zwischen Amberg und Schwandorf eingleisig und nicht elektrifiziert. „Das ist nicht der Standard, mit dem ein Wirtschaftsraum mit einem Oberzentrum wie Amberg angeschlossen sein sollte – weder in Qualität noch in Quantität. Das gilt für den Personen- genauso wie für den Güterverkehr“, sagte Manuel Lorenz, Verkehrsexperte bei der IHK in Regensburg.
Als Teil der Metropolenbahn, also der Verbindung von München/Nürnberg über Schwandorf nach Prag, ist dieser Abschnitt essenziell, um die Qualität der Infrastruktur durchgehend zu verbessern. Auf tschechischer Seite wurden die Hausaufgaben bereits erledigt, auf deutscher Seite bewegt sich seit Jahren wenig, beschrieb Lorenz die Situation. Eine Modernisierung der Strecke hätte nicht nur Vorteile für die überregionale Anbindung, sondern auch für die Wirtschaft in der Region, ergänzte Dr. Matthias Segerer, Geschäftsführer des IHK-Gremiums Amberg-Sulzbach.
Die Pendlerströme von und nach Regensburg/Schwandorf haben die letzten Jahre zugenommen und auch für den Güterverkehr würde eine Elektrifizierung und Ausbau eine Qualitätssteigerung bedeuten – nicht nur für den Durchgangsverkehr. Überregional könne der Abschnitt Nürnberg-Schwandorf-Regensburg auch als Bypass für den Hochleistungskorridor Regensburg-Nürnberg dienen und so die Schienenverkehrsströme im IHK-Bezirk entlasten. „Hier muss dringend etwas passieren. Die Politik in der Region ist gefragt, mehr Engagement zu zeigen. Die Barrierefreiheit einzelner Bahnhöfe ist wichtig und gut, verbessert aber die Standortattraktivität insgesamt zu wenig“, forderte Segerer.
Lückenschluss zwischen Amberg und Schwandorf
„Die Straßenanbindung im Landkreis ist bereits sehr gut ausgebaut. Das haben auch wir als Unternehmen in der Region in der letzten Standortumfrage der IHK zurückgemeldet. Dennoch sehen wir hier noch Optimierungsbedarf bei der Verknüpfung der angrenzenden Wirtschaftsräume“, führte Jürgen Frischmann, Mitglied des Vorstandes im IHK-Gremium Amberg-Sulzbach, aus.
Manuel Lorenz konkretisierte den verkehrlichen Bedarf. Der Lückenschluss müsse bei der A6 zwischen Amberg Ost und der A93 bei Schwandorf im Bereich Pittersberg und der Anschlussstelle Schwandorf Nord erfolgen. Ein einheitliches Ausbauniveau mit durchgehenden vier Fahrstreifen müsse das Ziel sein. Damit verbunden seien Fahrzeit- und Sicherheitsgewinne für die Region Amberg-Sulzbach in Richtung Regensburg und Cham. Hier gehe es laut Lorenz vor allem darum, Baurecht zu schaffen und die vorliegenden Planungen umzusetzen.
Neben diesem überregionalen Thema sind zwei weitere Straßenbaumaßnahmen Teil der IHK-Forderungen. Die Verbindung der Wirtschaftsräume Amberg und Neumarkt ist nicht optimal – weder über die „Direttissima“ B299 noch über die A6 und die abzweigenden Staatsstraßen. Hier gelte es, Lösungen zu finden, die die beiden Wirtschaftsräume näher zusammenbringen und somit auch die wirtschaftlichen Verflechtungen attraktiver gestalten, sagte Segerer.
Ähnlich sieht es bei der Nordumgehung Sulzbach-Rosenberg aus, die den nordwestlichen Landkreis Vilseck/Hahnbach sowie Schnaittenbach/Hirschau deutlich näher an die A6 heranbringen würde und gleichzeitig alternativlos ist, um die Innenstadt von Sulzbach-Rosenberg verkehrlich zu entlasten. „Zum ersterem Thema wollen wir den Dialog mit dem Staatlichen Bauamt fortführen, welche Lösungen es gibt. Bei der Nordumgehung Sulzbach-Rosenberg gilt es in einem ersten Schritt, die Flächen, welche für eine bereits geplante Trassierung zur Verfügung standen, zu sichern. Damit soll die Grundlage geschaffen werden, um diese Verbesserung in Planungs- und Baurecht umzusetzen”, erläuterte Segerer.
ÖPNV wichtiger Baustein
Gerade der Landkreis Amberg-Sulzbach ist ländlich geprägt, was eine optimierte ÖPNV-Anbindung bzw. den ÖPNV als Alternative zum PKW erschwert. „Dennoch sehen wir auch hier Optimierungspotenzial. Bei den Busverbindungen steht vor allem die attraktive Anbindung der Wirtschaftsräume Neumarkt und Weiden in Richtung Amberg im Mittelpunkt”, betonte Segerer. Hier seien Schnellbuslinien denkbar, die sowohl von der Haltefrequenz als auch vom Komfort auf dem Niveau des Schienenpersonennahverkehrs liegen. Hierdurch würden nicht nur die Oberzentren der Region enger zusammenrücken, sondern auch die regionalen Zentren wie Kastl, Schnaittenbach oder Hirschau eine attraktive Anbindung bekommen, so Segerer.
Im Landkreis gibt es zwei große Verknüpfungspunkte zwischen Bus und Bahn: Amberg und Sulzbach-Rosenberg. Während in der Herzogstadt die optimierte Vertaktung schon vollzogen wurde, sind die Abfahrtszeiten des Linienverkehrs in Amberg nicht auf die Zugabfahrtszeiten abgestimmt, was für Pendler unattraktiv ist. Hier sei laut den IHK-Experten dringend eine Anpassung der An- und Abfahrtszeiten der Busse notwendig – am besten abgestimmt auf die Zugankunftszeiten aus Richtung Nürnberg und Regensburg. Die Orientierung in Richtung Bezirkshauptstadt habe zugenommen, dies spiele aber bei den Planungen des VGN noch eine untergeordnete Rolle, welcher an der Landkreisgrenze im Westen und Süden endet.
Radanbindung mitdenken
Vor allem der rasante Anstieg der Nutzung von E-Bikes hat auch den Weg zur und von der Arbeit verändert. Das Rad sei bei Strecken bis zu 20 Kilometer eine echte Alternative zum PKW, bewertet Jürgen Frischmann das Thema aus unternehmerischer Sicht. Dies müsse sich auch in der Infrastruktur niederschlagen. Die Anbindung über attraktive Radwege von Gewerbestandorten müsse geprüft werden und Lücken müssten geschlossen werden. Als Beispiel nennt Frischmann das Gewerbegebiet Nord in Amberg. Hier liefen die Planungen zwar schon, aber der motorisierte Individualverkehr sei hier noch absolut dominierend, da die alternativen Wege mit dem Rad sowohl von der Fahrstrecke als auch vom Straßenbelag ganzjährlich unattraktiv seien. Das Thema müsse von Anfang an in der Bauleitplanung mitgedacht werden. Die IHK habe sich dieses Thema ebenfalls auf die Agenda gesetzt.
Im Zuge der Mobilitätsdiskussion sei im IHK-Gremium schnell der Gedanke gereift, dass nicht nur überregionale Themen von Belang sind, sondern auch lokal konkrete Forderungen erarbeitet werden sollen. Der nächste Schritt werde sein, vor Ort einzelne Verkehrsengpässe zu identifizieren, sich aber gleichzeitig auch bei Lösungen einzubringen, gab Jürgen Frischmann einen abschließenden Ausblick zur Rolle und zum Verständnis der IHK.
(16.12.2024)