Pressemeldung

Infrastruktur der Zukunft

Die Infrastruktur einer Region bildet die Basis für eine erfolgreiche Wirtschaft. Zwei zentrale Bereiche sind dabei die Energie- und die Verkehrsinfrastruktur. Wie diese künftig in der Region Cham weiterentwickelt werden können, darüber diskutierten die Unternehmerinnen und Unternehmer des IHK-Gremiums in ihrer jüngsten Sitzung.
Gremiumsvorsitzender Dr. Alois Plößl begrüßte dazu die Vertreter der Bayernwerk Netz GmbH Daniel Liegl und Dr. André Zorger sowie IHK-Verkehrsreferent Manuel Lorenz. Furths Bürgermeister Sandro Bauer berichtete über den Baufortschritt der Landesgartenschau, die vom 22. Mai bis 5. Oktober 2025 in der Grenzstadt stattfinden wird.

Nachhaltige Entwicklung

„Für Unternehmen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich aktiv an der Landesgartenschau zu beteiligen“, betonte Bürgermeister Sandro Bauer. Mehr als 3.000 Veranstaltungen seien geplant – von großen Konzerten bis hin zur „Schule im Grünen“, einer Erlebnis-Schulstunde für Kinder und Jugendliche, bei der sich auch Firmen präsentieren können. Rund 23 Millionen Euro werden in die nachhaltige Entwicklung der Stadt investiert, der Großteil davon finanziert aus Fördergeldern.
„Ohne die Landesgartenschau hätten wir es nie geschafft, diese Fördermittel nach Furth zu holen und in kurzer Zeit so viele Maßnahmen für die Aufwertung unserer Stadt umzusetzen“, zeigte sich Bauer sicher. Gremiumsvorsitzender Plößl bestätigte: „Die Wirkung der Landesgartenschau geht weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Sie ist ein Schaufenster für unsere Region sowie unseren Wirtschafts- und Lebensraum.“

Sonnenbetriebenes Großkraftwerk

Um die nachhaltige Entwicklung der Region ging es auch im weiteren Verlauf der Sitzung. „Für die stark industriegeprägte Wirtschaft vor Ort sind wettbewerbsfähige Energiepreise und Netzsicherheit essenziell“, betonte Plößl mit Blick auf die Energiewende und den Ausbau der Stromnetze in der Region. Die Wirtschaft begrüße es, dass mit der Gründung der Regionalwerke im Landkreis Cham die nachhaltige Energieversorgung vor Ort – vor allen durch Photovoltaik und Windkraft – vorangetrieben werden soll.
Wie hier die Bayernwerk Netz GmbH ins Spiel kommt, präsentierten Daniel Liegl, Leiter Kundencenter Schwandorf, und Dr. André Zorger, Leiter Kommunalmanagement Ostbayern. Die Hauptaufgaben von Bayerns größtem Strom- und Gasnetzbetreiber sind die Bereitstellung der Netz-Infrastruktur sowie die allgemeine Versorgungssicherheit, erläuterte Zorger. Um diese angesichts der wachsenden Anforderungen zu gewährleisten, müssten die Netze künftig massiv ausgebaut werden.
In den vergangenen Jahren gab es einen Boom auf Anschlussseite, vor allem im Bereich Photovoltaik. Mehr als 500.000 erneuerbare Energieanlagen hat die Bayernwerk Netz bisher ans Netz angeschlossen. „Die bayerischen Regionen sind mittlerweile ein sonnenbetriebenes Großkraftwerk“, betonte Zorger. In der Mittagsspitze müssten bis zu 10.800 Megawatt Strom aus PV-Anlagen verteilt werden, um eine gleichbleibende Versorgungsqualität sicherzustellen und die Netze nicht zu überlasten.
In der Realität funktioniert das unter anderem durch zwischenzeitliche Regeleingriffe in die Erzeugung auf privater oder auf Firmen-Seite. „Die Eingriffe des Netzbetreibers, insbesondere bei sogenannten Nulleinspeise-PV-Anlagen, konterkarieren die Energiekonzepte vieler Unternehmen und führen gerade in Zeiten hoher Stromverfügbarkeit zu zusätzlichen Energiekosten“, fasste Gremiumsvorsitzender Plößl die Kritik aus der Wirtschaft zusammen.

Intelligente Netze

Die Lösung liege in einer zunehmenden Digitalisierung der Netze, zeigte sich Daniel Liegl sicher. Auf dem Weg zu intelligenten Stromnetzen sammle die Bayernwerk Netz kontinuierlich Daten, beispielsweise über KI-Kugeln auf Hochspannungsleitungen, die mit Sensoren die Leiterseiltemperatur, die Strombelastung oder den Neigungswinkel messen. „Im Gegensatz zu normalen Sensoren, die nur Daten messen und senden, analysiert die Kugel die Daten und erkennt Trends. So können wir die bestehende Kapazität unserer Betriebsmittel optimal auslasten. Dank KI können wir das Netz effizienter nutzen“, sagte Liegl.
Auf Digitalisierung zielt auch eines der größten Energie-Verteilnetzprojekte der Europäischen Union ab: das grenzüberschreitende EU-Förderprojekt „Gabreta Smart Grids“. Mit rund 200 Millionen Euro wird die Modernisierung der Energienetze zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik vorangetrieben. Das Ziel müsse die Synchronisierung und der systematische Ausbau von erneuerbaren Energieanlagen sein.
„Die Frage ist, wie man es schafft, Energiespitzen in Zukunft netzdienlich zu nutzen“, so Liegl. Hier wird das Thema Speicherung eine entscheidende Rolle einnehmen. Anfang des kommenden Jahres schreibt die Bayernwerk Netz als erster Verteilnetzbetreiber in Deutschland einen netzdienlichen Speicher aus, der im Landkreis Cham eingesetzt werden wird. Für Stromnetzbetreiber gelten beim Einsatz von Speichern aufgrund der Regulierung und des Unbundlings besondere Vorgaben.

Umleitungen betreffen Landkreis

Auch bei der Verkehrsinfrastruktur gilt es, Herausforderungen zu meistern. Der verkehrspolitische Sprecher der IHK, Manuel Lorenz, stellte künftige Großbaustellen in der Oberpfalz und ihre Auswirkung auf den Landkreis Cham vor. Vor allem der Ausbau des Pfaffensteiner Tunnels in Regensburg und die geplante Bahnsanierung zwischen Nürnberg und Regensburg könnten den Verkehrsfluss im Landkreis durch entsprechende Umleitungsstrecken auf Straße und Schiene negativ beeinflussen.
Bezüglich der Metropolenbahn zwischen München und Prag werde die Strecke auf tschechischer Seite bis 2030 elektrifiziert sein – auf deutscher Seite rechne man bis etwa 2036. Zudem wurde die Ausschreibung für den Ausbau hierzulande weiter verschoben, was die Verbindung schrittweise abwerte, obwohl die Züge ausgelastet seien, ergänzte IHK-Geschäftsstellenleiter Richard Brunner.
(19.11.2024)