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Hydraulik Paule GmbH & Co. KG: Smarte Zerstörungs-Giganten
Die tonnenschweren Geräte des Abbruchspezialisten Hydraulik Paule GmbH & Co. KG kommen bei verschiedensten Abbrucharbeiten zum Einsatz. Am Firmensitz in Luhe-Wildenau verkauft, vermietet und setzt der Betrieb Abbruchgeräte und -werkzeuge instand. Dabei steckt viel Innovationspotenzial im Abbruchgeschäft.
Es gibt was zu sehen, in der Oberen Tratt in Luhe- Wildenau. „An einem Nachmittag am Wochenende habe ich von meinem Büro aus ungelogen über 50 Leute beobachtet: Sie haben angehalten und sind aus ihren Autos ausgestiegen, um den großen, sieben Tonnen schweren Abbruchhammer zu fotografieren, der da gerade vor der Halle stand“, sagt Johann Paulus. In der Tat sind die Maschinen, mit denen sein Unternehmen Hydraulik Paule GmbH & Co. KG seit 1997 handelt, gigantisch – und werden immer noch größer und schwerer.
„Die Kunden bestellen Gerät, das es in diesen Dimensionen noch gar nicht gibt, zum Beispiel eine 20-Tonnen-Abbruchschere“, sagt der gelernte Hydrauliker. Manpower und Zeit soll das beim Abbruch sparen. Für das Unternehmen bedeutet das, noch eine weitere Halle inklusive 25-Tonnen-Kran zu bauen, um die Giganten überhaupt selbst noch handeln zu können. Denn so eine Schrottschere hat schon mal 18,6 Tonnen Eigengewicht und ist sieben Meter lang. Die Investition in eine neue Halle ist aber beileibe nicht die einzige: „Pro Jahr geben wir allein 50.000 Euro für Werkzeuge aus, um auch selbst Zeit zu sparen“, erklärt der Seniorchef. Mit einem Messadapter ließen sich zum Beispiel inzwischen Geräte direkt auf der Baustelle im Außendienst überprüfen.
Am Firmensitz im oberpfälzischen Luhe-Wildenau lagern auf 6.500 m² Fläche unterschiedlichste Abbruchgeräte.
© Firmenfoto
Magnete ziehen Stahl aus dem Schutt
Wie viel Innovationspotenzial im Abbruchgeschäft steckt, zeigt auch die zweite Firma, die Juniorchef Manuel Paulus 2017 noch während seines WirtschaftsingenieurStudiums an der OTH Amberg-Weiden gegründet hat. „Mein Vater hat mir damals 25.000 Euro Startkapital gegeben und gesagt: Finde ein Produkt!“, erinnert sich Manuel Paulus. Und das war schnell gefunden: Hochleistungsmagneten ziehen aus dem Schutt, der beim Abriss entsteht, den Baustahl heraus. Bis dahin erledigten dies Arbeiter auf der Baustelle händisch.
„Ich hatte das Glück, keinen Kundenstamm aufbauen zu müssen, sondern habe den Magneten einem Großkunden meines Vaters zum Testen angeboten. Der war begeistert – und hat gleich 15 Stück bestellt“, so Manuel Paulus. Heute verkauft er etwa 50 bis 60 Magnete pro Jahr. Seine zweite Firma – die dritte in der Firmengruppe – wickelt das Vermietgeschäft ab, ebenfalls ein boomender Markt. „In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, steigender Zinsen und volatiler Märkte investieren große Unternehmen nicht unbedingt sofort in eine neue Maschine, wenn sie einen zusätzlichen Auftrag bekommen, sondern mieten erst einmal“, erklärt Johann Paulus. 100 Mietgeräte zählt das Unternehmen daher derzeit.
Wachsen am Puls des Markts
Den sich ständig wandelnden Bedarf zu erkennen und schneller als die Konkurrenz zu decken, zieht sich als Erfolgsrezept durch die gesamte 25-jährige Firmengeschichte, die als Ein-Mann-Betrieb in der Garage der Schwiegereltern begann. Im Jahr 1997, nach seiner Bundeswehrzeit, bei der Johann Paulus das Hydrauliker-Handwerk gelernt hatte, und einem einjährigen Angestelltenintermezzo bei einer Baggerfirma, begann er als deren selbstständiger Reparateur in der Nordoberpfalz. Bald kam dann die Anfrage eines Herstellers, ob er auch einen Hydraulikhammer instand setzen könnte. „Kann so schwer nicht sein“, dachte Paulus. Mit diesem ersten Hersteller schloss er dann 2001 einen Vertriebsvertrag ab.
Heute macht der Handel 70 Prozent des Gesamtgeschäfts der Hydraulik Paule GmbH & Co. KG aus, die Reparatur nur noch 30 Prozent. In den Anfangsjahren war das umgekehrt, „80 Prozent machte die Reparatur aus“, erinnert sich Paulus. Als das Gerät im Laufe der Jahre immer mehr wurde, musste Paulus 2009 die erste Halle bauen. „Alle haben damals gesagt, das sei doch übertrieben, aber ich habe nicht auf sie gehört, und 2010 sind wir eingezogen.“ 2015 folgte bereits die nächste Halle.
Söhne hatten die Wahl
So wuchs die Firma innerhalb von zweieinhalb Jahrzehnten auf ein heute 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählendes Unternehmen an. Seinen beiden Söhnen habe er indes immer die freie Entscheidung darüber überlassen, ob sie einsteigen wollten oder ihre Zukunft in einer anderen Form der Betätigung sahen. Der ältere – Manuel – musste da nicht lange überlegen: „Ich fand Bagger immer schon toll und bin da einfach reingewachsen.“ Deshalb machte er nach einer Elektrikerausbildung sein Abitur an der BOS und studierte anschließend in Weiden, „was super war, weil ich so in der vorlesungsfreien Zeit immer in die Firma fahren konnte“.
Seniorchef Johann Paulus mit Sohn Manuel Paulus.
© Firmenfoto
Sukzessive wird Manuel Paulus in den kommenden Jahren neben den beiden schon jetzt zu 100 Prozent ihm gehörenden Firmen – Magneten und Vermietung – auch die Hydraulik Paule GmbH & Co. KG übernehmen. Die Zukunft verspricht Wachstum in allen drei Geschäftsfeldern, sowohl hinsichtlich der Größe der Geräte als auch zahlenmäßig. Gern würde der Juniorchef daher schon jetzt fünf bis sechs neue Mitarbeiter einstellen, „doch das ist auch für uns im Moment wegen des Fachkräftemangels sehr, sehr schwierig.“
Autorin: Alexandra Buba