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Weltweit auf Talentsuche
Die Auswahl an internationalen Recruiting-Plattformen ist groß. Um qualifizierte Fachkräfte im Ausland zu gewinnen, müssen Unternehmen auf die richtige Ansprache und weitere Details bei der Personalsuche achten.
Eine Stellenanzeige auf Englisch sei ein klarer Wettbewerbsvorteil, empfiehlt Kerstin Krey, Projektleiterin bei „Make it in Germany“. Als zentrales Informationsportal der Bundesregierung für Fachkräfte aus dem Ausland unterstützt „Make it in Germany“ sowohl internationale Fachkräfte bei der Einwanderung als auch Arbeitgeber bei der Personalsuche. Krey kennt die Herausforderungen der Unternehmen und rät, das Stellenprofil so präzise wie möglich zu beschreiben: „Arbeitgeber sollten sich zunächst überlegen, welche speziellen Fähigkeiten und Kompetenzen sie benötigen und diese genau beschreiben – anstatt nur einen bestimmten Berufsabschluss anzugeben.“
Welche Branchenkenntnisse sind beispielsweise gefragt? Welche Aufgaben wird die Fachkraft übernehmen? Welches spezifische Wissen muss sie mitbringen? Diese Details sind wichtig, um Kandidatinnen und Kandidaten mit der passenden Qualifikation und Erfahrung anzusprechen. Auch bei den geforderten Unterlagen sei ein Umdenken gefragt. Motivationsschreiben oder Arbeitszeugnisse sind im Ausland bei einer Bewerbung nicht üblich. Um die Zahl der Bewerbungen zu erhöhen, sollten auch deutsche Unternehmen darauf verzichten und sich zunächst auf einen Lebenslauf beschränken.
Recruiting über alle Kanäle hinweg
Steht das gesuchte Stellenprofil fest, gibt es vielfältige Möglichkeiten, Fachkräfte im Ausland anzusprechen. Unternehmen können ihre Stellenanzeigen beispielsweise auf internationalen Plattformen wie EURES, Stepstone oder „Make it in Germany“ einstellen. Auch LinkedIn ist derzeit eine wichtige Recruiting-Plattform. „Stoßen die Fachkräfte auf eine interessante Stellenanzeige, klicken sie im nächsten Schritt auf die Unternehmenswebsite. Deshalb ist auch eine Landingpage in englischer Sprache wichtig, um potenzielle Bewerberinnen und Bewerber zu überzeugen“, ergänzt Krey. Diese müsse Informationen zum Unternehmen und zum Job enthalten, aber vor allem auch die Offenheit für internationale Bewerberinnen und Bewerber betonen.
Darüber hinaus können Betriebe gezielt nach Projekten suchen, die ausländische Fachkräfte nach Deutschland vermitteln. Weitere hilfreiche Anlaufstellen seien die Career Center der Hochschulen. Unternehmen können hier Kontakt zu ausländischen Studierenden knüpfen. Der Vorteil: Die Studierenden leben schon in Deutschland. Während eines Praktikums oder einer Werkstudententätigkeit können sie im Unternehmen bereits Fuß fassen.
Aus der Hochschule in die Firma
Diese Chance hat auch die ASMPT AMICRA GmbH für sich erkannt. Der Zulieferer für die Mikroelektronik-, Halbleiter-, Photonik- und Optoelektronik-Industrie mit Sitz in Regensburg hat in den vergangenen Jahren intensiven Kontakt zu ansässigen Hochschulen aufgebaut. Ein Mitarbeiter tausche sich regelmäßig mit Professorinnen und Professoren sowie der Fachschaft Maschinenbau aus. Darüber sei auch der Kontakt zu Studierenden entstanden, die in Regensburg ihr Auslands- oder Praxissemester absolvieren. „Wir bieten diverse Werkstudententätigkeiten, aber auch Einstiegspositionen nach dem Bachelor und Master, die wir regelmäßig mit Absolventinnen und Absolventen der Universität und der OTH Regensburg besetzen“, erzählt Regina Lipke, HR-Managerin bei ASMPT. Das Unternehmen beschäftigt derzeit zum Beispiel Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den USA, Russland, Serbien oder Indien.
Um auch für Studierende aus dem Ausland interessant zu sein, sei es wichtig, als Unternehmen international und interkulturell aufgestellt zu sein. Englisch sei in weiten Teilen Firmensprache. „Die Fachkräfte aus dem Ausland müssen deshalb nicht von Anfang an Deutsch sprechen können. Die Kolleginnen und Kollegen kommunizieren untereinander auf Englisch und auch die englischen Sprachkenntnisse müssen erst einmal nicht perfekt sein“, sagt Lipke. Toleranz und gegenseitiges Verständnis sei in einer Organisation wichtig, um voneinander lernen zu können. „Für uns ist es egal, woher unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stammen. Wir brauchen Menschen, die mit ihrer Qualifikation und Persönlichkeit in unser Unternehmen passen. Denn eine langfristige Zusammenarbeit ist für uns wichtig“. Daher übernehme die ASMPT AMICRA GmbH die Kosten für Deutsch- und Englischkurse, damit die Menschen aus dem Ausland sich langfristig noch besser im neuen Arbeitsalltag zurechtfinden.
Bindung aufbauen
Befinden sich Fachkräfte noch im Ausland, dauere es oft mehrere Monate, bis sie im neuen Job beginnen können. Dann sei es wichtig, den Fachkräften über den gesamten Prozess hinweg Sicherheit zu geben, empfiehlt Krey. Regelmäßige Telefonate oder ein Video-Call helfen, eine Bindung aufzubauen. Sind die ausländischen Fachkräfte schließlich im neuen Heimatland und im Unternehmen angekommen, nehme dieser Bindungsaufbau weiterhin einen wichtigen Stellenwert ein. Dazu gehöre weit mehr als das reine Onboarding im Unternehmen. „Wo finde ich eine Wohnung? An welche Stellen kann ich mich bei Fragen wenden? All diese Informationen sind für die Fachkräfte wichtig, um sich eingewöhnen zu können,“ betont Krey. Eine Willkommensmappe mit Informationen und Tipps ist beispielsweise eine Möglichkeit, die Fachkräfte an die Hand zu nehmen, rät Krey. Eine Vorlage finden Unternehmen zum Beispiel auf der Website von „Make it in Germany“. Diese lasse sich individuell anpassen und mit spezifischen Inhalten füllen, um die Fachkräfte am neuen Wohnort und im Unternehmen willkommen zu heißen.
Autorin: Iris Jilke