Region - Ausgabe September 2024

Dorthin, wo die Wirtschaft boomt

Der Blick deutscher Unternehmen richtet sich zunehmend ins nahe Ausland Richtung Ost- und Südosteuropa. Die Region beeindruckt mit einer vielfältigen Wirtschaftslandschaft, in der jedes Land unterschiedliche Chancen zum Nearshoring bietet. Im Fokus deutscher Handelsbeziehungen stehen seit Langem als Teil der Visegrád-Staaten Ungarn und Polen. Als fünftbevölkerungsreichstes EU-Mitglied zeigt Polen ein enormes Potenzial auf. In den letzten Jahrzehnten hat Deutschlands Nachbar massiv aufgeholt und zählt nun zu den wichtigsten Volkswirtschaften Europas. Das Land überzeugt nicht nur mit hoher Qualität, sondern auch weiterhin mit niedrigen Kosten. Für Deutschland, Polens wichtigsten Handelspartner, sind die Beziehungen besonders zuverlässig und nachhaltig.

Stark im IT-Bereich

Von positiven Erfahrungen berichtet die Regensburger Digitalagentur Ratiscon, die sich auf die Geschäftsentwicklung und Digitalisierung von internen und externen Prozessen für Industrie- und Softwareunternehmen spezialisiert hat. Die Agentur pflegt enge Handelsbeziehungen mit polnischen IT-Unternehmen.
„Polen erweist sich als sehr stark in der IT-Branche und ist ein fortschrittlicher Partner in vielfältigen Kooperationen.“

Dr.-Ing. Tamas Lamfalusi, Ratiscon SEO Agentur und Digitalagentur

„Polen erweist sich als sehr stark in der IT-Branche und ist ein fortschrittlicher Partner in vielfältigen Kooperationen“, sagt Geschäftsführer Dr.-Ing. Tamas Lamfalusi. Die beiden Länder würden sich in ihren Kenntnissen und beim Bedarf ergänzen. Lamfalusis zweites Unternehmen, die RPR Automation GmbH, ist im Bereich Industrieautomatisierung für KMUs tätig. Auch hier möchte er die Handelsbeziehungen mit Polen weiter vertiefen. Nach einer Delegationsreise mit dem bayerischen Wirtschaftsministerium in das Land an der Weichsel ist Lamfalusi überzeugt: „Das ist der Anfang einer langjährigen Geschäftsbeziehung.“

Nährboden für Innovation

Blickt man in Richtung Südosten, trifft man auf einen weiteren vielversprechenden Markt: Ungarn. Nach Umfragen der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer in Budapest zeigt sich ein Großteil der rund 2.500 deutschen Unternehmen vor Ort zufrieden mit den Standortbedingungen. Geschäftsführerin Barbara Zollmann weiß um die Standortvorteile: „Ungarn ist aus Sicht produzierender Unternehmen ein starker Auslandsstandort.“ Das läge vor allem an der Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter zu wettbewerbsfähigen Kosten, einer vielfältigen Hochschullandschaft, niedrigen Steuern auf private und unternehmerische Einkommen, einer gut ausgebauten Infrastruktur und einer guten Zulieferlandschaft. Zugleich sei die Wirtschaftspolitik auf die Förderung von Investitionen vor allem im produzierenden Sektor ausgerichtet. Gerade die Netzinfrastruktur stehe im Fokus.
„Ungarn ist aus Sicht produzierender Unternehmen ein starker Auslandsstandort.“

Barbara Zollmann, Deutsch-Ungarische Industrie- und Handelskammer

Mit einem guten Investitionsklima setzt Ungarn Anreize sowohl für einheimische als auch für ausländische Unternehmen. Großes Potenzial sieht Zollmann für Unternehmen in den Bereichen Innovation und Technologie. „In Ungarn sind der Fahrzeugbau, Elektronik und Elektrotechnik und der Maschinenbau die Treiber der Industrie“, betont sie. Es seien alle drei deutschen Premium-Autobauer schon oder demnächst mit eigener Produktion vertreten. Diese steigen Schritt für Schritt auf Elektromobilität um und können dabei auf lokal produzierte Batterien zurückgreifen. Der Energiesektor könnte immer interessanter werden, wobei vor allem auf Photovoltaik gesetzt wird.

Märkte im Aufschwung

Neue Chancen ergeben sich auf dem westlichen Balkan. Einige Länder der Region können sich neue Hoffnung auf eine EU-Mitgliedschaft machen. „Im Rahmen der globalen außenpolitischen Entwicklungen wurde das Potenzial des Nearshorings auf dem Westbalkan nochmals prominenter“, erläutert Azra Ramić, stellvertretende Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina. Bereits während der Corona-Pandemie verzeichneten deutsche Unternehmen ein vermehrtes Interesse an Zulieferern aus dieser Region. Seitdem legen sie weniger Wert auf den niedrigsten Herstellungspreis und achten stattdessen verstärkt auf zuverlässige Lieferzeiten, EU-Standards und eine reibungslose Kommunikation mit den Zulieferern. „Die Region kann dabei in allen Aspekten punkten“, bekräftigt Ramić.
„Bosnien und Herzegowina steht sicherlich beispielhaft für die enge Zusammenarbeit mit Deutschland.“

Azra Ramić, Deutsche Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina

Traditionell pflege die Region gute Handelsbeziehungen mit Deutschland. „Bosnien und Herzegowina steht sicherlich beispielhaft für die enge Zusammenarbeit mit Deutschland“, sagt Ramić. Mit 2,7 Milliarden Euro Handelsvolumen ist Deutschland der wichtigste Handelspartner. Bosnisch-herzegowinische Unternehmen zeigten sich auch in globalen Krisen als resilient und zuverlässig. Es lohnen sich auch Investitionen: Dank der EU-Mitgliedschaftsverhandlungen hofft Bosnien auf Fördergelder für die Wirtschaftsentwicklung. Ein attraktives Investitionsklima für deutsche Unternehmen bietet darüber hinaus ebenso Nordmazedonien.

Ost-West-Forum BAYERN

Beim diesjährigen Ost-West-Forum BAYERN am 24. September informiert die IHK gemeinsam mit Partnern über Entwicklungen und Geschäftsmöglichkeiten in Polen, Ungarn und den Ländern des westlichen Balkans. Experten und Unternehmen zeigen Marktpotenziale auf und beleuchten die Chancen für Geschäftsaufbau sowie Investitionen.

Infos und Anmeldung events.ihk-regensburg.de/owfbayern-20240924

Autorin: Isabell Gartig