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Ausbildung in Teilzeit
Azubi in Teilzeit? Kann das funktionieren? Und ob, wie das Beispiel von Jasmin Kummert zeigt, die seit September 2022 ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei der Oberpfalz Medien GmbH in Weiden absolviert. Der Anstoß dazu kam von ihr selbst – und das Unternehmen hat nicht bereut, offen an das Thema herangegangen zu sein.
Noch sind sie eine verschwindende statistische Minderheit in Deutschland: Auszubildende in Teilzeit. Nur insgesamt gut 6.000 Teilzeitausbildungsverträge zählte das Stawar gemessen an den rund 1,2 Millionen Verträgen nur ein halbes Prozent. Bemerkenswert ist jedoch die Steigerung. Denn seit 2011 hat sich diese Zahl ziemlich genau verdoppelt.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand. „Ich habe einen vierjährigen Sohn und wollte dennoch eine Ausbildung absolvieren“, sagt Jasmin Kummert. Von ihrem Berufsberater erfuhr die 24-Jährige Ermutigung für ihr Vorhaben, der aber schnell Ernüchterung folgte. „Auf 35 Initiativ-Bewerbungen für eine Ausbildung in Teilzeit erhielt ich erst nur Absagen“, sagt sie. „Bis die Oberpfalz Medien mich zum Gespräch einlud.“
Individuelle Lösung gefunden
Wir fanden Jasmins Bewerbung sehr interessant“, erinnert sich auf der anderen Seite des Schreibtisches Anna Grüner, Ausbildungsleiterin beim Medienhaus in Weiden. Rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 15 Auszubildende sind dort beschäftigt. Als die Bewerberin auch im Gespräch persönlich überzeugte, suchte man beim Verlag nach neuen Wegen. „Wir haben zunächst im Haus bei den einzelnen Abteilungen und Ausbildenden nachgefragt, ob eine Teilzeitausbildung für sie gangbar wäre, nach durchweg positivem Feedback dann IHK und Berufsschule angesprochen“, so Grüner.
Auch die beiden externen Anlaufstellen erwiesen sich als unkomplizierte Partner: Die IHK gab grünes Licht für eine flexible Aufteilung der Arbeitszeit und eine entsprechende Verlängerung der Gesamtausbildungsdauer von drei auf vier Jahre. Jasmin Kummert arbeitet nun im Rahmen ihrer Ausbildung wöchentlich 25 Stunden täglich von acht bis 13 Uhr, ihre Vergütung wurde anteilig angepasst. Mit der Berufsschule Weiden kam man überein, dass die Auszubildende erst in ihrem zweiten betrieblichen Ausbildungsjahr ins erste Berufsschuljahr einsteigt.
Alles sehr normal
Für Jasmin Kummert fühlt sich nach knapp eineinhalb Jahren Ausbildungszeit „alles sehr normal“ an. „Ich versuche, in fünf Stunden das mitzunehmen und zu erledigen, was die anderen in acht machen“, erklärt sie. Manchmal ist ihre reduzierte Arbeitszeit auch ein großer Vorteil: „Dadurch, dass ich bis 13 Uhr da bin, war zum Beispiel der Serviceschalter auch über die Mittagspause besetzt“, sagt sie. Flexibilität wird also belohnt, doch als Modell tauge dies nur für Betriebe, die keine starren Arbeitszeiten hätten, gibt Ausbildungsleiterin Grüner zu bedenken.
„Eine Ausbildung in Teilzeit ergibt immer Sinn, wenn die individuellen Lebensumstände es nicht zulassen, eine Berufsausbildung in Vollzeit zu absolvieren“, beschreibt Guadalupe Sanchez von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg die Perspektive der Auszubildenden. Das könne die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sein. Daneben profitierten vom Modell aber auch Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, eingeschränkten Sprachkenntnissen oder solche Auszubildende, die nebenbei erwerbstätig sein wollen oder müssen.
Die Unternehmen ihrerseits vergrößerten mit dem Angebot einer Berufsausbildung in Teilzeit ihre Chancen, dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen oder zu halten. Bislang noch frei gebliebene Ausbildungsstellen könnten besetzt, Ausbildungsabbrüche, etwa nach der Geburt von Kindern, vermieden werden, so Sanchez. In Teilzeit ausbildende Unternehmen stellten sich attraktiv und flexibel für potenziellen Fachkräftenachwuchs auf und könnten motivierte und engagierte Auszubildende gewinnen. Genau das beweist das Beispiel von Jasmin Kummert, die ihre Arbeitgeberin selbst von der Sinnhaftigkeit einer Teilzeitausbildung überzeugt hat.
Autorin: Alexandra Buba