Bayern-Čechy - Ausgabe September 2024

Kurzmeldungen aus Bayern und Tschechien

Pilsner Runde versteht sich

Die schlechte Bahnverbindung zwischen Regensburg und Pilsen war Thema der Pilsner Runde, die erstmals seit 2022 wieder stattfand. Die Akteure des länderübergreifenden Formats sind Bayern Handwerk International, DTIHK, IHK Regensburg, Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, die Arbeitsagenturen Weiden und Schwandorf, die Deutsche Botschaft Prag, das Tschechische Generalkonsulat in München um Generalkonsulin Dr. Ivana Červenková, das Bayerische Wirtschaftsministerium und der neue Repräsentant des Freistaats Bayern in Prag Martin Kastler.
Wenn schon eine Elektrifizierung der Strecke Regensburg – Schwandorf – Furth im Wald auf absehbare Zeit als unrealistisch erscheint, so hofften die Teilnehmer bei dem Treffen im Pilsner Tech Tower zumindest auf einen verlässlichen Betreiber der Relation. Die Strecke München – Prag befindet sich derzeit in einer Neuausschreibung ab 2027. Neben weiteren Themen wurde über die mögliche Abschaffung der zweiten Pflichtemdsprache an Tschechiens Grundschulen diskutiert. Aus Sicht der Partner wäre dies ein Verlust, denn Tschechiens Schülerinnen und Schüler wählen hier meist Deutsch.

Mitarbeiterentsendung vereinfacht

Arbeitnehmerentsendungen nach Tschechien müssen seit 1. Juli 2024 über ein neues Registrierungsportal auf der Website der Staatlichen Arbeitsaufsichtsbehörde gemeldet werden. Diese Änderung wurde u.a. im Rahmen einer Initiative der EU-Kommission erarbeitet, die sich für eine Vereinfachung der Entsendeverfahren und den Abbau entsenderechtlicher Hürden engagiert.
Deutschland und Tschechien haben sich im Juni mit sieben weiteren EU-Mitgliedsstaaten auf ein freiwillig anwendbares, einheitliches und digitales Registrierungsformular für Entsendungen zwischen diesen Staaten geeinigt (eDeclaration). Die in der gemeinsamen Absichtserklärung ereinbarte Reduzierung der geforderten Angaben auf eine Maximalliste wurde von Tschechien mit der Einführung des neuen Portals umgesetzt.
www.suip.cz/web/de (Menüpunkt: Entsendung von Arbeitnehmern)

Wachstum mit Digitalisierung

Wie Digitalisierung und eine Hands-on-Mentalität ineinandergreifen, erfuhren die Partner der deutsch-tschechischen Plattform #PartnerForDigitalization auf einer Best-Practice-Tour in die Oberpfalz. Organisiert wurde diese von der Deutsch- Tschechischen Industrie- und Handelskammer DTIHK. Mit der SK TECHNOLOGY GmbH in Roding und der HORSCH Maschinen GmbH in Schwandorf zeigten zwei familiengeführte Unternehmen, wie man mittels Digitalisierung konkurrenzfähiger und resilienter wird.
„Wachsen geht nur mit Digitalisierung“, sagte Stefan Kulzer, der zusammen mit seinem Sohn Benedikt die SK Technology leitet. Dort werden Präzisionskomponenten für verschiedene Bereiche wie Medizintechnolo-gie, Raumfahrt und Automotive inklusive der Formel 1 produziert. Genau diese High-Performance, welche die Kunden benötigen, wäre ohne Digitalisierung nicht möglich, hieß es.
Der zweite Stopp führte zu Horsch in Schwandorf, dem internationalen Branchenplayer für Landwirtschaftsmaschinen. „Für uns ist Digitalisierung ein Hilfsmittel, um noch schneller zu werden, noch präziser und noch besser“, betonte Philipp Horsch, einer von vier Leitern des Familienunter- nehmens. Die DTIHK hat die Plattform #PartnerForDigitalization ins Leben gerufen, um mit ihren Partnern, Mitgliedern, öffentlichen Einrichtungen und Medien die Digitalisierung von Unternehmensprozessen voranzutreiben.

Tschechiens Schnellzüge enden an der Grenze

Neuigkeiten brachte der Grenzlandkongress in Cham, bei dem die Ministerpräsidenten Tschechiens und Bayerns, Petr Fiala und Markus Söder, vor rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern neue Beschlüsse für das Zusammenwachsen der Grenzregion Ostbayern-Westböhmen verkündeten. Bayern und Tschechien verständigten sich auf eine Zusammenarbeit der Feuerwehren im Grenzgebiet, der Notfallversorgung sowie beim Tourismus.
„Für die Wirtschaft hätten wir uns noch mehr erhofft, ist sie doch der Motor der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit“, berichtete IHK-Hauptgeschäfts-führer Dr. Jürgen Helmes. Die regionalen Unternehmen betonten die Bedeutung der mittlerweile knapp 28.000 Tschechinnen und Tschechen, die im Freistaat beschäftigt sind. Für sie wäre eine Beratungsstelle zu arbeits- und sozialrechtlichen Fragen ein wichtiges Signal.
Tschechiens Staatsoberhaupt Fiala betonte die Bedeutung einer besseren Verkehrsinfrastruktur. Bis 2030 hat das Land die Bahnstrecke Pilsen – Domažlice elektrifiziert. Dann können Züge mit bis zu 200 km/h aus Prag Richtung Bayern fahren. Leider passiere auf der bayerischen Seite so gut wie nichts beim Ausbau. Dabei wäre die Relation weiter über Furth im Wald, Schwandorf und Regensburg nach München eine wichtige Achse im europäischen Fernverkehr, wie Fiala betonte. „Der Böhmerwald und der Bayerische Wald sollen eine Brücke und kein Hindernis zwischen uns sein.“
IHK vor Ort in Pilsen
Bei allen Fragen zu wirtschaftlichen Themen im Nachbarland hilft das gemeinsame Regionalbüro Pilsen der IHK Regenburg für Oberpfalz / Kelheim und der Deutsch-Tschechischen IHK gerne weiter.