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Auf der Spur des Luchses
Das Wirtschaftsjahr 2023 war in Tschechien erneut in vielerlei Hinsicht schwierig. „Die negativen Auswirkungen der Energiekrise, die anhaltend hohe Inflation – all dies hat dazu geführt, dass die reale Wirtschaftsleistung noch nicht das Niveau vor der Covid-Pandemie erreicht hat“, berichtet Karla Stánková vom IHK-Regionalbüro in Pilsen. Der Automotive-Sektor ist die Leitbranche in Tschechiens Industrie und steht massiv im Umbruch.
Angesichts jüngster Krisen etwa in den Lieferketten und technologischer Revolutionen wie der E-Mobilität suchen die Automobilisten Tschechiens nach Zukunftspfaden. Am 18. Juni werden sie in Pilsen bei der jährlichen Konferenz „Trends in Automotive Logistics TAL“ die Chancen der digitalen Transformation ihrer Branche diskutieren. Das Industrie und Ingenieursland Tschechien muss sich neu erfinden, denn: „Das bisherige Wirtschaftsmodell stößt an seine Grenzen. Mit reinen Produktionsstätten internationaler Konzerne lässt sich in Zukunft nur wenig Wertschöpfung generieren“, urteilt Germany Trade and Invest. Schmerzlich ist vor diesem Hintergrund die Entscheidung des VW-Konzerns, nahe Pilsen nun doch keine Gigafactory zur Produktion von Elektrobatterien zu bauen. Tschechiens Regierung rang zwei Jahre lang vergeblich um die Ansiedelung. Vielleicht ebnet das aber auch gerade Westböhmens Wirtschaft den Weg, sich zukunftsweisend auszurichten?
Inflationsrückgang erwartet
IHK-Expertin Stánková blickt verhalten optimistisch auf das neue Jahr. „Vieles deutet darauf hin, dass wir die Talsohle durchschritten haben und eine wirtschaftliche Erholung einsetzen wird.“ Tschechiens Ökonomen rechnen mit einem BIP-Wachstum von plus 1,1 Prozent. Die Inlandsnachfrage dürfte vom Verbrauch der privaten Haushalte getragen werden, denn das Land erwartet einen deutlichen Rückgang der Inflation auf drei bis vier Prozent und ein solides Lohnwachstum. „Der Außenhandel dürfte wieder eine Schlüsselrolle spielen“, vermutet Stánková. Hier geht der Blick unweigerlich zu den deutschen Nachbarn, bei denen sich aus tschechischer Sicht Stagnation breit macht. Und dennoch: „Der deutsch-tschechische Handel wird auch 2024 das Zugpferd des tschechischen Außenhandels bleiben.“
Nach schwierigen Jahren hofft auch Stánková auf eine Neuausrichtung der Wirtschaft. „Wir müssen mehr investieren, Innovationen vorantreiben und unsere Wirtschaft robuster für die Zukunft machen.“ Sie zeigt sich zuversichtlich, dass das gelingen kann – mit Anspielung auf die heimische Tierwelt: „Tschechien ist zwar kein Tigerstaat, aber das Land des Luchses. Der ist anpassungsfähig und findet immer seinen Weg.“
Autor: Peter Burdack
IHK vor Ort in Pilsen
Bei allen Fragen zu wirtschaftlichen Themen im Nachbarland hilft das gemeinsame Regionalbüro Pilsen der IHK Regenburg für Oberpfalz / Kelheim und der Deutsch-Tschechischen IHK gerne weiter.
Bei allen Fragen zu wirtschaftlichen Themen im Nachbarland hilft das gemeinsame Regionalbüro Pilsen der IHK Regenburg für Oberpfalz / Kelheim und der Deutsch-Tschechischen IHK gerne weiter.