IHK-Energiewende-Barometer 2024

Energie: Keine Trendwende in Sicht

Die Wirtschaft in Deutschland sieht das Gelingen der Energiewende weiterhin sehr kritisch, das zeigt eine neue IHK-Umfrage. Vor allem die überbordende Bürokratie hemmt Fortschritte.
Die Ergebnisse des diesjährigen Energiewende-Barometers der IHK-Organisation zeigen sowohl bundesweit als auch für den IHK-Bezirk Oberpfalz-Kelheim keine Trendwende. Fast 50 Prozent der Unternehmen bewerteten im vergangenen Jahr die Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit als negativ. Dieser Wert hat sich 2024 nur leicht auf 43 Prozent verbessert. Dr. Jürgen Helmes, Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim, warnt: „Die regionalen Unternehmen stehen zu Nachhaltigkeit sowie zur Energiewende als elementare Bestandteile der Transformation unserer Wirtschaft. So wie diese Themen aber derzeit gestaltet werden, schaden sie der Wirtschaft erheblich.“
Besonders kritisch sehen 61 Prozent der befragten Betriebe die überbordende Bürokratie bei Planungs- und Genehmigungsprozessen sowie die gesetzlich vorgeschriebenen Dokumentations- und Zertifizierungspflichten bei Energie- und Nachhaltigkeitsthemen. „Neben den national dauerhaft zu hohen Energiepreisen etabliert sich die Belastung durch zu viel Bürokratie als Haupthemmnis für Investitionen in Deutschland“, so Helmes. Zudem sieht er die Kommunen und Planungsverbände in der Pflicht: „Windkraft ist ein essenzieller Bestandteil unserer Energieversorgung. Es darf nicht sein, dass bürokratische Vorgaben Flächenausweisungen verzögern.“

Potenzial bei der Wärmeversorgung

Während so gut wie alle Unternehmen im Bereich der regenerativen Stromversorgung – sei es durch eigene Erzeugungsanlagen oder Effizienzmaßnahmen – aktiv sind, bietet die Wärmeversorgung noch Potenzial. Nur knapp die Hälfte der bundesweit befragten Firmen planen Maßnahmen, um ihre Prozess- und Raumwärme auf erneuerbare Energieträger umzustellen. Die Region Oberpfalz-Kelheim schneidet hier mit mehr als 60 Prozent besser ab als der bundesweite Trend. „Vor allem in diesem Bereich muss schnell Planungssicherheit geschaffen werden“, betont Helmes. Zum einen durch die Kommunen mit der kommunalen Wärmeplanung, zum anderen durch die Bundespolitik, die belastbar erklären müsse, bis wann und zu welchem Preis Wasserstoff verfügbar sein wird.

Abwanderung ins Ausland bleibt Thema

Die bundesweite Tendenz, Produktionskapazitäten ins Ausland zu verlagern, hat sich leicht abgeschwächt. Aktuell planen dies noch acht Prozent, während sechs Prozent dies bereits umgesetzt haben. 2023 waren es noch neun Prozent beziehungsweise fünf Prozent. „Für unseren industrieintensiven Bezirk mit seiner exportorientierten Wirtschaft kann ich hier leider keine Entwarnung geben: Fast zehn Prozent der befragten Unternehmen planen eine Verlagerung ins Ausland oder wollen die Produktion in der Region einschränken“, gibt Helmes zu Bedenken.
Die Unternehmen in der Oberpfalz und im Landkreis Kelheim stünden zu ihrer Verantwortung für den Klimaschutz. „Die Politik hat das Problem der bisherigen Energiewende mit Bürokratie und Kosten erkannt, doch eine Trendwende sieht anders aus“, sagt Helmes und ergänzt: „Ein Bürokratieabbau muss viel umfassender und schneller stattfinden als angekündigt.“ Gleichzeitig müsse die Politik durch eine Absenkung der Steuern und Entgelte auf Energie die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen im internationalen Vergleich sicherstellen.
Im Energiewende-Barometer werden jährlich bundesweit IHK-Mitgliedsunternehmen befragt, wie sie den Fortschritt der Energiewende sowie die aktuelle Klima- und Energiepolitik bewerten. An der aktuellen Umfrage beteiligten sich deutschlandweit 2.863 Firmen aus allen Branchen, davon 94 aus dem IHK-Bezirk Oberpfalz-Kelheim.
Alle Ergebnisse des Energiewendebarometers 2023 und 2024 finden Sie zum Download unter “Weitere Informationen”. Zudem finden Sie weitere Infos zur bundesweiten Auswertung für 2024 auf der Website der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).