Potenzialstudie

IHK-Studie: Smarte Industrie auf dem Vormarsch

Aktuelle Studie der nordbayerischen IHKs: Im Bereich Industrie 4.0 punkten die heimischen Unternehmen im bundesweiten Vergleich. Größtes Hemmnis sind fehlende Fachkräfte.
„Bei der digitalen und vernetzten Produktion sind die nordbayerischen Unternehmen im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich gut aufgestellt“, fasst Dr. Jürgen Helmes, Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim, die Ergebnisse einer Studie zum Industrie 4.0-Reifegrad der Firmen in Nordbayern zusammen. Um den Wandel in der digitalen Produktion zu analysieren, führt das Wirtschaftsforschungsinstitut IW Consult im Auftrag der nordbayerischen IHKs aus Regensburg, Nürnberg, Aschaffenburg, Bayreuth, Coburg und Würzburg-Schweinfurt seit 2016 alle drei Jahre die Studie durch. An der jüngsten Umfrage Ende 2022 haben sich rund 480 Unternehmen beteiligt.
Die aktuelle Sudie bestätigt, dass der Reifegrad hinsichtlich Industrie 4.0 bei den produzierenden Unternehmen in Nordbayern seit neun Jahren kontinuierlich gestiegen ist – in den letzten drei Jahren nochmals um knapp 30 Prozent. Erstmals gab mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen an, bereits Aktivitäten auf diesem Zukunftsfeld gestartet zu haben. „Industrie 4.0 wird zudem immer stärker als positiv besetztes Thema wahrgenommen, bei dem es mehr Chancen als Risiken gibt“, so Helmes.

Daten als Erfolgsfaktor

Daten seien dabei sowohl ein zentraler Wettbewerbs- und Wertschöpfungsfaktor als auch Innovationstreiber der digitalen Wirtschaft. Besonders erfreulich sei, dass die Fähigkeit der heimischen Unternehmen, an der Datenökonomie teilzunehmen, im Bundesvergleich überdurchschnittlich hoch sei. Grundvoraussetzung dabei sind die digitale Datenspeicherung, aber auch Aspekte des Datenmanagements und die Nutzung von Daten im Rahmen des Geschäftsmodells.
In Nordbayern zählen laut der Studie bereits rund 47 Prozent der befragten Betriebe zur sogenannten „Data-Ready-Gruppe“. Das bedeutet, sie besitzen gute Voraussetzungen für zukünftige datenbasierte Geschäftsmodelle. Im Gegensatz dazu zählen deutschlandweit insgesamt erst etwa 27 Prozent der Unternehmen zu dieser Gruppe.

Reifegrad hängt von Unternehmensgröße ab

„Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass der Industrie 4.0-Reifegrad stark von der Unternehmensgröße abhängt“, stellt Thomas Genosko, Abteilungsleiter für Innovationsthemen bei der IHK Regensburg, fest. Bei Kleinunternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten habe rund die Hälfte noch keinerlei Industrie 4.0-Maßnahmen umgesetzt. Hingegen sei dieser Anteil bei Großunternehmen mit knapp drei Prozent deutlich niedriger.
Laut der Studie haben sich die nordbayerischen Unternehmen in fast allen Themenfeldern verbessert, beispielsweise bei der „Smart Factory“ oder den digitalen Kompetenzen der Beschäftigten. Eines der drängendsten Entwicklungsfelder sind datengetriebene Geschäftsmodelle: Zum einen ist der Reifegrad hier am geringsten. Zum anderen droht der mittelständisch geprägten Industrie die Gefahr, dass sie gerade bei diesem Zukunftsthema von Plattformbetreibern abhängig wird.
Wie auch bei der vorangegangenen Umfrage aus dem Jahr 2019 sind fehlende Fachkräfte die gravierendste Hürde bei der Umsetzung von Industrie 4.0. Gut 60 Prozent der Befragten gaben diesen Faktor als Hemmnis an. „Aber auch am zügigen Ausbau einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur muss weiterhin gearbeitet werden“, fordert IHK-Chef Helmes. Mit 36 Prozent sei der Anteil der Industriebetriebe, die die Breitbandinfrastruktur als „unzureichend“ bezeichnen, zwar etwas niedriger als im Jahr 2019, „aber noch immer zu hoch“.

Download der Studienergebnisse

Die Studie wurde im Juli 2023 veröffentlicht. Details finden Sie unter Industrie 4.0 in Nordbayern (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 2364 KB).