IHK-Fachtagung

„Frauen in Brandenburgs Wirtschaft – da geht noch mehr!“

Potsdam, 20. November 2023 – Rund 60 Prozent der Unternehmen in Westbrandenburg setzen bereits Maßnahmen für eine gezielte Förderung von Frauen in der Wirtschaft im eigenen Betrieb um. Rund die Hälfte aller Unternehmen kümmert sich um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Leben und Familie.
Das sind Ergebnisse aus einer Umfrage im IHK-Bezirk Potsdam. Deshalb hatte die Industrie- und Handelskammer Potsdam heute eingeladen zur Fachtagung „Frauen in Brandenburgs Wirtschaft – Da geht noch mehr!“, an der ebenfalls Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg teilnahm. Das Grußwort des Landes hielt Barbara Richstein, Vizepräsidentin des Landtages Brandenburg.
„Wir sind offensichtlich nicht allein mit der Überzeugung, dass da noch mehr geht – mit mehr Frauen in Brandenburgs Wirtschaft.“ Das sagte Jana Memmert, Mitglied des IHK-Präsidiums zur Eröffnung. „Die Schieflage bei der Besetzung der Führungspositionen in Unternehmen bescheinigt hier Handlungsbedarf. Männer sind in der Mehrzahl. Über die Hälfte der Betriebe hat maximal ein Drittel ihrer Führungspositionen mit Frauen besetzt.“ Laut der Umfrage hat rund jedes vierte Unternehmen gar keine Leiterinnen. Nur bei jedem vierten Unternehmen liegt der Anteil der Frauen in Führungspositionen bei ein bis zwei Dritteln. Zwar fördern rund 60 Prozent der Unternehmen in Westbrandenburg bereits die Frauen im eigenen Betrieb, jedoch setzen dies nur rund fünf Prozent der Betriebe gezielt für eine Karriereförderung ein.
Unternehmerin Jana Memmert sagte: „Woran hapert es nun? Sowohl die Vereinbarkeit von Leben und Karriere - insbesondere der Mangel an verfügbaren Betreuungsplätzen - als auch fehlende Karriereambitionen bei Arbeitnehmerinnen werden von jeweils fast der Hälfte der Unternehmen als Hindernis bei der Karriereförderung von Frauen wahrgenommen. Da muss sich also etwas ändern!“
Ziel müsse sein, die Chancengerechtigkeit von Frauen und Männern in der Wirtschafts- und Arbeitswelt zu erhöhen, die Vereinbarkeit von Leben, Familie und Beruf besser zu garantieren, den Ausbau von Kitas und Ganztagsschulen als zwingende Voraussetzung für Gleichberechtigung zu forcieren, den Zugang zu Finanzierung und Krediten für Frauen zu erleichtern, Vorbilder zu unterstützen und sichtbar zu machen sowie Mädchen und Jungen geschlechterneutral für den Beruf zu orientieren.
Dass weibliche Vorbilder hierbei eine wichtige Rolle spielen können, wurde sowohl durch den Impuls von Andrea Ludorf, Geschäftsführerin/Managing Director Dussmann das KulturKaufhaus GmbH, und ihr persönliches Engagement in Sachen Frauenförderung deutlich, als auch in der anschließenden Paneldiskussion mit ihr sowie Dr. Marcus Kölling, kaufmännischer Geschäftsführer, HPI Potsdam; Nadin Eisner, Geschäftsführerin, BEFA Belziger Fahrzeugbau GmbH; Dr. Gräfin Alexandra von Stosch, Geschäftsführerin, Artprojekt Entwicklungen GmbH, Verena Hedtke, Kreisvorstand der CDU Havelland sowie Karl-Wilhelm Lagemann, Unternehmensberatung für HR und Innovation. Julia Arnold, Referatsleiterin Business Women IHK und Netzwerkkommunikation der DIHK, berichtete über die Aktivitäten der IHK-Organisation.
Unternehmerin Susanne Engels, Präsidiumsmitglied der IHK Potsdam, moderierte und fasste zusammen: „Statt auf Quoten wollen wir auf Qualität setzen. Förderung von Frauen und Behebung systemischer Hindernisse müssen proaktiv stattfinden, wenn unsere Wirtschaft weiterhin funktionieren soll. Das nötige Mindset dafür sollte ja eigentlich durch unsere gesamte Gesellschaft vorhanden sein. Und dennoch stoßen viele Frauen noch an die gläserne Decke oder ziehen - auch freiwillig - den Kürzeren, wenn bei fehlenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder einer der Partner zuhause bleiben muss. Gesellschaftliche Konventionen und über Generationen gelernte Verhaltensmuster werden allerdings nicht von allein und nicht von heute auf morgen verschwinden.“ Deshalb sei es wichtig, Vorbilder zu stärken und anderen Frauen noch mehr Mut zu machen, sich auch in Führungspositionen vorzuwagen oder sich selbstständig zu machen. Susanne Engels weiter: „Dafür schaffen wir die Netzwerke, die den Frauen in ihrem Engagement Unterstützung bieten, um ihre Ziele zu verwirklichen. Allein elf davon - von regional bis landesweit - waren hier heute dabei, und sie bieten Raum und Zeit für Vernetzung und Unterstützung.“
Netzwerke von Frauen in der Wirtschaft:
  • Frauenpolitischer Rat Brandenburg e.V.
  • Verband deutscher Unternehmerinnen – Potsdam
  • Zonta Club Potsdam
  • European Women's Management Development Network
  • WeiberWirtschaft eG
  • Netzwerk für Unternehmerinnen und Gründerinnen Falkensee
  • Unternehmerinnen in Oberhavel
  • Unternehmerinnennetzwerk OPR
  • Unternehmerinnen Netzwerk Brandenburg
  • Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen Oberhavel
  • Landfrauenverein Havelland e.V.
Die IHK Potsdam macht sich stark für bessere Rahmenbedingungen für Gründerinnen, Unternehmerinnen, Frauen in Führungspositionen und Frauen in Phasen der Aus- und Weiterbildung. Dazu hatte die IHK-Vollversammlung im März 2023 ein Positionspapier mit konkreten Forderungen verabschiedet. Zur IHK Potsdam zählen insgesamt rund 83.000 Mitgliedsbetriebe in den Landkreisen Prignitz, Ostprignitz-Ruppin, Havelland, Oberhavel, Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming sowie in Brandenburg an der Havel und in der Landeshauptstadt Potsdam.