IHK-Außenwirtschaftskonferenz
„Wirtschaft braucht Europa – und die Welt“
Potsdam, 28. Mai 2024 – Der europäische Binnenmarkt bleibt weiterhin der wichtigste Markt für Brandenburger Unternehmen und rückt angesichts der aktuellen wirtschaftspolitischen Lage sogar noch weiter in den Fokus.
Das ist ein Ergebnis der aktuellen Außenwirtschaftsumfrage der Brandenburger Industrie- und Handelskammern (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 583 KB), an der knapp 500 regionale Unternehmen vor allem aus den Bereichen produzierendes Gewerbe, Bau und Dienstgewerbe teilnahmen: Mehr als 60 Prozent der Betriebe haben Handelspartner in der EU, jedes zweite Unternehmen pflegt Geschäftsbeziehungen zum Nachbarland Polen. Aus der Umfrage, deren Ergebnisse auf der heutigen 20. Außenwirtschaftskonferenz der Berlin-Brandenburger IHKs in Potsdam vorgestellt wurden, geht ebenfalls hervor, dass die Brandenburger Außenwirtschaft erheblich ausbaufähig ist. Auch der Unterstützungsbedarf der Betriebe bleibt hoch. Die Unternehmen benötigen vor allem Zugang zu passenden Netzwerken und konkreten Austauschmöglichkeiten sowie zu Förder- und Finanzierungsangeboten. Darüber hinaus wünschen sie sich Unterstützung für die Beteiligung an Messen sowie aktuelle Informationen zu konkreten neuen Auflagen. Als besonders belastend empfindet die exportierende regionale Wirtschaft die immer weiter zunehmenden bürokratischen Auflagen. Auch der Fachkräftemangel entwickelt sich zu einem zentralen Hemmnis der Außenwirtschaftsaktivitäten.
Ina Hänsel, Präsidentin der IHK Potsdam sagt: „Die Exportwirtschaft kann nur durch den Abbau aktueller Hürden wieder Fahrt aufnehmen. Besonders eingeschränkt wird die Brandenburger Außenwirtschaft derzeit durch teilweise immer noch unterbrochene Lieferketten, hohe Logistik- und Energiekosten und damit verbundene Preissteigerungen für dringend benötigte Rohstoffe und Materialen, ausgelöst durch multiple Krisen wie die Corona-Pandemie, den Krieg in der Ukraine oder dem Nahost-Konflikt. Dies ist besorgniserregend, denn Brandenburg gehört mit einer Exportquote von 36,9 Prozent im gesamtdeutschen Vergleich nach wie vor zu den Schlusslichtern im Exportvergleich. Im Bundesdurchschnitt beträgt die Exportquote mehr als 50 Prozent: Zwar befinden sich die märkischen Exporte im Vergleich zur Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 auf einem Wachstumspfad. Dennoch bleiben wir damit auf den hinteren Plätzen. Die Internationalisierung der brandenburgischen Wirtschaft bietet weltweite Absatzmöglichkeiten, welche Potenziale für gesellschaftliche Wohlstandsgewinne ermöglichen. Daher gilt: Das Land Brandenburg muss dieses unangetastete Potenzial – auch im Zusammenspiel mit Berlin - viel stärker nutzen.“
Die jüngsten Umfrageergebnisse seien alarmierend. Die Präsidentin führt an, dass erschwerte Bedingungen und Risiken im Außenwirtschaftsgeschäft, wie z. B. geringere Kundennachfrage, schwankende Wechselkurse, zunehmende Bürokratie, politische Instabilitäten in ausgewählten Zielmärkten und geopolitische Konflikte dazu führen, dass die Unternehmen mit Blick auf die Erschließung weiterer Zielmärkte zunehmend restriktiver reagieren. Die immer weiter zunehmende Bürokratie stelle dabei eines der größten Ärgernisse für die Brandenburger Außenwirtschaft dar. Mehr noch als Sanktionen oder andere „klassische“ Handelshemmnisse behindern zunehmende politische Vorgaben die regionalen Unternehmen in ihrer Auslandsmarktbearbeitung: Insgesamt 44 Prozent der Betriebe gaben an, dass Berichtspflichten und ähnliche Vorgaben ihre Geschäftstätigkeit einschränken. Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Teile des Europäischen Green Deal wie etwa die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten oder der CO2-Grenzausgleichsmechanismus sind Beispiele für gestiegene Bürokratielasten. Im Vergleich dazu sehen sich „nur“ 36 Prozent der Betriebe durch Sanktionen und Embargos beeinträchtigt. Ebenfalls erschwert wird ein erfolgreiches Auslandsgeschäft immer stärker durch das Fehlen von notwendigen Fachkräften. Dies beklagen immerhin 31 Prozent der Unternehmen.
Kernforderungen der Wirtschaft
Brandenburgs IHKs appellieren daher dringend an die regionale Politik, sechs Kernforderungen umzusetzen, um die Exportwirtschaft schnell aus der Krise zu führen: 1. Brandenburger Außenwirtschaftsförderung weiter schärfen, 2. Außenwirtschaftsfördernde Strukturen weiter ausbauen, 3. Strategische Ausrichtung der Brandenburger Außenwirtschaftspolitik in enger Zusammenarbeit mit Berlin neu definieren, 4. Stärkere Nutzung politischer Strukturen des Bundeslandes für den Abbau von Bürokratie und Handelshemmnissen, 5. Beziehungen im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien verstärken und verstetigen, 6. Fachkräfteverfügbarkeit für das Außenwirtschaftsgeschäft stimulieren.
Die Außenwirtschaftskonferenz der Berlin-Brandenburger IHKs ist das jährliche Top-Event der internationalen Wirtschaft in der Hauptstadtregion. Zum 20. Jubiläum stand sie unter dem Motto „Wirtschaft braucht Europa – und die Welt“ und griff damit Forderungen der Wirtschaft im „Super-Wahljahr“ auf. Darüber hinaus bot die Konferenz den Teilnehmern neben interessanten Fachbeiträgen und Diskussionen Gelegenheit, mit Netzwerkpartnern in den Austausch zu treten.
Service:
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Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) ist eine Kooperation der drei Industrie- und Handelskammern im Land Brandenburg. Sie vertritt die Interessen von etwa 160.000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen.