Standortpolitik
Gewerbeflächen profilieren & Gründungsklima schaffen
Die aktuelle Studie zum Wirtschaftsprofil attestiert der Stadt Brandenburg an der Havel ein sehr großes und preisgünstiges Angebot an Gewerbeflächen. Diese müssten nun allerdings besser profiliert und vermarktet werden. Auch die charakteristische Prägung als Hochschulstandort solle die Stadt ausbauen, so die Empfehlung. Eine gezielte Förderung von Gründungsaktivitäten könnte überdies dafür sorgen, dass ein Start-up freundliches Umfeld entstünde. Für die Zukunftssicherung der Stadt sei dies zentral.
„Die Stadt Brandenburg verfügt über zahlreiche Entwicklungspotenziale, die es zu nutzen und zu entwickeln gilt. Ein wichtiger Schritt ist die stärkere Profilierung als Hochschulstandort. Die beiden Hochschulen (THB, MHB) sind ein hervorragendes Alleinstellungsmerkmal, das in die Region und darüber hinaus ausstrahlt. Außerdem sollten Gründungsaktivitäten unbedingt intensiver gefördert werden. Ein Start-up freundliches Umfeld ist für die Zukunftssicherung der Stadt zentral“,
sagte Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam Mario Tobias anlässlich der Vorstellung des „Wirtschaftsprofils und Gewerbeflächengutachten 2025 für Brandenburg a. d. Havel (PDF) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 4332 KB)" am 18. September 2ß18. Das Hamburger Beratungsinstitut Georg Consulting Immobilienwirtschaft | Regionalökonomie hat die Studie im Auftrag der IHK Potsdam erstellt.
© e.sonnenschein - ihk potsdam
Laut Gutachten hat Brandenburg an der Havel keinen rechnerischen Mangel an Gewerbeflächen.
„Brandenburg verfügt über ein sehr großes sowie preiswertes Gewerbeflächenangebot. Vergleichbare Flächen sind in vielen Bereichen im Berliner Umland nicht mehr verfügbar. Die Herausforderung für die Stadt besteht darin, die vorhandenen Gewerbestandorte zu profilieren und zu vermarkten. Wir halten z. B. die Erstellung eines Masterplans für das Industriegebiet Kirchmöser und eine aktuelle Bestandsanalyse, wie der Standort heute zu bewerten ist, für dringend erforderlich“,
so Mario Tobias weiter.
Basierend auf den Untersuchungsergebnissen wird zur Fortentwicklung des Wirtschafts- und Gewerbeflächenstandortes Brandenburg an der Havel außerdem vorgeschlagen, die Wirtschaftsförderung auszubauen, um den Bestand an Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes intensiver zu unterstützen und die Flächenpotenziale für einen autobahnnahen Gewerbestandort an der A2 zu eruieren.
Einwohnerentwicklung durch Zuwanderung
Die Stadt Brandenburg an der Havel zählt knapp 72.000 Einwohner. Während auf Bundesebene ab 2011 ein stetiges Bevölkerungswachstum verzeichnet wurde, sank die Einwohnerzahl in Brandenburg an der Havel bis zum Jahr 2013 deutlich. Nach einer stagnierenden Entwicklung im Jahr 2014 stieg die Einwohnerzahl in den letzten drei Jahren durch Zuwanderung erstmals wieder an. Im Zeitraum 2011 bis 2017 wurde insgesamt ein Bevölkerungswachstum von 0,8 Prozent erreicht. Das Wachstum fiel jedoch deutlich geringer als im Landes- und Bundesdurchschnitt aus (+2,0 bzw. +3,0 %).
Jeder 4. Arbeitsplatz gewerbeflächenabhängig
Im Zeitraum von 2008 bis 2017 entstanden in Brandenburg an der Havel 2.259 zusätzliche Arbeitsplätze. Dies entspricht einem Zuwachs um 8,4 Prozent. Im Jahr 2017 gab es insgesamt 29.258 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort.
Die meisten Beschäftigten waren im Gesundheits- und Sozialwesen (24,0 %) und Verarbeitenden Gewerbe tätig (18,4 %). Das Beschäftigungswachstum konzentrierte sich auf diese beiden Wirtschaftszweige sowie auf die freiberuflichen.
Im Baugewerbe sowie im Bereich Verkehr und Lagerei, die zusammen mit dem Verarbeitenden Gewerbe die gewerbeflächenrelevanten Wirtschaftszweige bilden, ging die Zahl der Beschäftigten zurück. Der Beschäftigtenanteil der gewerbeflächenrelevanten Wirtschaftszweige lag insgesamt bei 26,7 Prozent und damit unter dem Landesdurchschnitt von Brandenburg (29,1 %). Gleichwohl ist somit jeder vierte Arbeitsplatz in Brandenburg an der Havel gewerbeflächenabhängig.
Geringe Gründungsintensität in Brb a.d. Havel
Das NUI-Regionenranking (Neue Unternehmerische Initiative) umfasst bundesweit die Gewerbeanmeldungen pro 10.000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter für alle 401 Stadt- und Landkreise. Aktuelle Zahlen liegen für das Jahr 2016 vor. Demnach belegte die Stadt Brandenburg an der Havel Rang 359 und lag im unteren Zehntel. Folglich ist die Gründungsintensität in der Stadt vergleichsweise gering. Die Qualität des lokalen oder regionalen Start-up-Ökosystems wird zukünftig zu einem wichtigen Standortfaktor für Städte und Regionen werden. In diesem Kontext zeigt sich für Brandenburg an der Havel dringender Handlungsbedarf.
Verkauf von Konversionsflächen treibt Umsatz
Im Zeitraum 2008 bis 2017 wurden 60,6 Hektar an Gewerbebaugrundstücken veräußert. Das entspricht durchschnittlich 6,1 Hektar pro Jahr, was für eine mittelgroße Stadt wie Brandenburg an der Havel vergleichsweise viel ist. Rund 28,3 Hektar des Flächenumsatzes erfolgte auf Brach- und Konversionsflächen (z. B. Bahnflächen). Der Verkauf dieser Flächen sagt jedoch noch nichts über die tatsächliche Inanspruchnahme bzw. die Bebauung der Flächen aus, so dass der „faktische Flächenumsatz“ schätzungsweise bei eher 4,0 Hektar pro Jahr gelegen haben dürfte als bei 6,1 Hektar.
Quantitativ ausreichend Gewerbeflächen
Die Projektion der Nachfrage nach Gewerbeflächen zeigt, dass die Stadt Brandenburg an der Havel bis zum Jahr 2025 schätzungsweise 33 Hektar (netto) bzw. 43 Hektar (brutto) benötigt. Bis zum Jahr 2030 wären es 54 Hektar (netto) bzw. 70 Hektar (brutto). Im Abgleich mit dem noch vermarktungsfähigen Flächenpotenzial in der Größenordnung von 129 Hektar (netto) in acht Schwerpunktgebieten wird deutlich, dass quantitativ betrachtet keine neuen Gewerbeflächen bis zum Jahr 2025 bzw. 2030 benötigt werden.