Position

“Flächenentwicklung fördern“

Die Bau- und Immobilienbranche steht aktuell vor großen Herausforderungen. Stark gestiegene Bau- und Energiekosten, steigende Zinsen sowie eine ausufernde Bürokratie, müssen von den Unternehmen bewältigt werden. Strukturelle Veränderungen aufgrund der gesetzlichen Vorgaben für den Klimaschutz und die Klimaanpassung verschärfen die Situation zusätzlich. Die Folge sind zurückgehende Bauinvestitionen sowie Probleme bei der Flächenmobilisierung für Industrie und Gewerbe sowie den Wohnungsbau. Der Fachausschuss der Industrie- und Handelskammer Potsdam Bau- und Immobilienwirtschaft hat daher das Arbeitspapier “Flächenentwicklung fördern” vorbereitet, das Lösungen und Empfehlungen aufzeigt und für die Wirtschaft in Westbrandenburg eine Basis darstellt, um mit den Vertretern der Kommunal- und Landespolitik fachlich in Kontakt zu treten.

Industrie- und Gewerbeflächenentwicklung fördern

Industrie- und Gewerbegebiete in ausreichendem Umfang sind für eine florierende Wirtschaft unverzichtbar. Was jetzt benötigt wird, sind attraktive Möglichkeiten für Wachstum und die notwendige Transformation der Wirtschaft. In zahlreichen Kommunen fehlen Industrie- und Gewerbeflächen für Neuansiedlungen, Verlagerungen oder für die Erweiterungen von Unternehmen. Die Flächennachfrage wird aufgrund der großen Standortgunst der Hauptstadtregion in Zukunft zudem weiter zunehmen. Ein ausreichendes Flächenangebot ist die zentrale Voraussetzung für die Entwicklung der Unternehmen und damit für den Wohlstand im Land Brandenburg.
Die Wirtschaft fordert:
  1. Eine höhere Priorität der Politik und Verwaltung für die Industrie- Gewerbeflächenentwicklung
  2. Eine umfassende Flächensicherung und -weiterentwicklung sowie die Etablierung von Flächenkreisläufen
  3. Die finanzielle Unterstützung des Landes Brandenburg für Kommunen beim Aufbau von Gewerbeflächenreserven
  4. Die Förderung eines effektiven Flächenmanagements
  5. Eine zukunftsorientierte Erneuerung und Entwicklung unter Berücksichtigung des Klimaschutzes, der Klimaanpassung sowie der Mobilitäts- und Energiewende
  6. Eine integrierte Planung, die die Verdrängung von gewerblichen- und industriellen Nutzungen durch das Wohnen prinzipiell eindämmt. Bei einvernehmlicher Inanspruchnahme bzw. Umnutzung sind entsprechende Flächen für die Kompensation von wegfallenden Industrie- und Gewerbeflächen zu mobilisieren
  7. Die Stärkung der Kommunen bei der Planung, Vorbereitung und Entwicklung von Industrie- und Gewerbeflächen u.a. durch die Schaffung einer überregional ausgerichteten Flächenagentur für eine vorausschauende Entwicklung von industriellen Großstandorten
  8. Die zügige Umsetzung des Gewerbe- und Industrieflächenkonzepts der Wirtschaftsförderung des Landes Brandenburg (WFBB).
  9. Eine enge Abstimmung mit Berlin und Entwicklung einer gemeinsamen Industrie- und Gewerbeflächenstrategie

Zusätzlichen Wohnraum schaffen

In den vergangenen zehn Jahren ist das Angebot an Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung, insbesondere in den meist berlinnahen Kommunen stark zurückgegangen. Die Verfügbarkeit für Fachkräfte, Arbeitskräfte sowie Auszubildende, insbesondere im berlinnahen Raum ist nicht mehr ausreichend. Für Unternehmen wird es dadurch zunehmend schwieriger, Stellen zu besetzen. Die Zuwanderung von Fach- und Arbeitskräften wird ohne zusätzlichen, verfügbaren Wohnraum in Brandenburg kaum möglich sein.
Die Wirtschaft fordert:
  1. Den Standortfaktor Wohnen in Hinblick auf die Fachkräfteversorgung als Priorität zu verankern
  2. Die Verfügbarkeit von Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung zu gewährleisten
  3. Den Bau von Betriebs- bzw. Mitarbeiterwohnungen zu ermöglichen und entsprechende Pilotprojekte umsetzen
  4. Die unbefristete Förderung des Wohnungsbaus sowie die Dynamisierung von Vorhaben für Eigentum und Miete, die steuerliche Sonderabschreibung auf Wohnungen zu prüfen
  5. Die Entbürokratisierung von Verfahren zu beschleunigen und den Abbau von unnötigen Normen, Auflagen und Bauvorschriften konsequent umzusetzen. Den Wettbewerb zu fördern, um Baukostensteigerungen gezielt entgegenzuwirken und diesen Prozess aktiv zu steuern
  6. Die Nachhaltigkeit und den Klimaschutz praxisgerecht auszugestalten
  7. Die kommunalen Verwaltungen bei der Entwicklung von Bau- und Planungskompetenzen konsequent zu stärken und so Verfahren zu optimieren und zu beschleunigen. Die großen Chancen der Digitalisierung und künstlicher Intelligenz in diesem Kontext umfassend und konsequent zu nutzen.
  8. Die Entwicklungsmöglichkeiten von Städten und Gemeinden außerhalb des Siedlungssterns des LEP HR flexibler zu gestalten.

Das Positionspapier ist im Jahr 2023 durch den Bau- und Immobilienausschuss vorbereitet worden.