Steuertipps
Gewerbesteuerbescheide künftig digital
Er wird als Teil der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) implementiert und ermöglicht es, dass Gewerbesteuerbescheide der Kommunen künftig digital an die Unternehmen versendet werden können. Der von der Kommune erlassene Bescheid soll dabei im PDF-Format mit XML-Anhang in das ELSTER-Postfach „Mein Unternehmenskonto“ zugestellt werden. Der Datensatz ist sowohl bundesweit einheitlich als auch maschinenlesbar und soll durch Einlesen in die Unternehmenssoftware direkt weiterverarbeitet werden können.
Der gesamte Workflow – vom Einreichen der elektronischen Gewerbesteuererklärung bis hin zur Bescheidzustellung in das elektronische ELSTER -Postfach – soll den Unternehmen auf Dauer viel Bearbeitungsaufwand und Kosten ersparen können.
Wie erfolgt die Zustellung per digitalem Postboten?
Der digitale Gewerbesteuerbescheid ist grundsätzlich für Gewerbesteuererklärungen ab dem Erhebungszeitraum 2022 möglich. Ausgenommen sind bislang Datensätze in Zerlegungsfällen. Ein bundesweit einheitlicher Datensatz für Zerlegungen soll 2024 vorliegen.
Voraussetzung für den Versand des digitalen Gewerbesteuerbescheids ist die Anbindung der jeweiligen Kommune an „ELSTER-Transfer“. ELSTER-Transfer dient dem Datenaustausch mit der Steuerverwaltung. Vereinfacht gesagt handelt es sich um einen digitalen Postboten, der Steuerinformationen digital zur Verfügung stellt.
In mehr als 60 Pilotkommunen wird er derzeit getestet. Im Kammerbezirk der IHK Potsdam gehören derzeit die Kommunen Premnitz und Kleinmachnow bereits zu den Pilotkommunen. Es wird jedoch eine Weile dauern, bis alle 11.000 Kommunen in Deutschland ihre unterschiedlichen Haushalts-, Kassen- und Rechnungssysteme angepasst haben und die Gewerbesteuerbescheide digital versenden können. Bis dahin versendet die Kommune den Gewerbesteuerbescheid weiterhin postalisch.
Die Grundlagenbescheide und Mitteilungen zum Gewerbesteuermessbetrag vom Finanzamt werden noch bis Ende 2024 parallel auf Papier zum elektronischen Datenträger-austauschverfahren (DTA) angeboten werden. Spätestens ab 2025 wird jedoch nur noch das DTA von den Finanzämtern der Länder bedient werden.
Wie kann ich meinen elektronischen Bekanntgabewunsch äußern?
Unternehmen und Steuerberatungen können seit April bei Abgabe der Gewerbesteuererklärung 2022 mitteilen, ob sie den Gewerbesteuerbescheid in digitaler Form erhalten wollen. Dazu müssen sie bei "Mein ELSTER" den "Elektronischen Zustellwunsch" auswählen.
Alternativ kann der elektronische Bekanntgabewunsch formlos direkt gegenüber der Kommune z.B. per Mail versehen werden. Hier finden Sie eine Mustervorlage für das Formular. (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 49 KB)
Die Gültigkeit der Einwilligung im Rahmen der Gewerbesteuererklärung bezieht sich immer nur auf den Erhebungszeitraum der Erklärung. Die mit dem Formular erteilte Einwilligung gegenüber der Kommune gilt unbefristet und muss deshalb nicht jedes Jahr erneut erteilt werden. Unternehmen mit mehreren Standorten (in ggf. mehreren Bundesländern) können das Formular einmal ausfüllen und an alle Kommunen der Standorte gleichzeitig schicken. Dadurch kann der digitale Bekanntgabewunsch einmalig für alle Standorte erteilt werden.
Die zuständigen Kommunen und Finanzverwaltungen erhalten dadurch klare Hinweise zur Nachfrage der Gewerbesteuerpflichtigen – und können die Umstellung der Systeme entsprechend priorisieren. Sicher ist es dabei hilfreich, wenn auch die Unternehmen und Steuerberatungen vor Ort bei den Kommunen für dieses Verfahren werben bzw. sich selbst als Pilotunternehmen beteiligen. Denn Anpassungen bei den Haushalts-, Kassen- und Rechnungssystemen bedürfen sowohl in den Kommunalverwaltungen als auch bei den IT-Systemen der Betriebe einer gewissen Umstellungszeit.
Was sind die Vorteile des digitalen Gewerbesteuerbescheides für Unternehmen?
Die Digitalisierung des gesamten Prozesses zur Gewerbesteuer bedeutet für alle Beteiligten eine Vereinfachung der Verfahren und ein hohes Potenzial zur Automatisierung. Unternehmen und ihre Steuerberatungen bzw. Steuerabteilungen profitieren von einem bundesweit einheitlichen Standard zur Übermittlung der Informationen des Gewerbesteuerbescheides. Insbesondere Steuerberatungen und Unternehmen, die aufgrund vieler Betriebsstätten eine hohe Anzahl solcher Bescheide erhalten, profitieren von digitalen, maschinenlesbaren und somit automatisierungsfähigen Gewerbesteuerbescheiden.
Die IHK Potsdam begrüßt daher den digitalen Gewerbesteuerbescheid als wichtigen Schritt zur weiteren Digitalisierung des Steuerveranlagungsverfahrens.
Sie wollen das neue Verfahren testen?
Ortsansässige Betriebe können sich bei Interesse jederzeit an ihre zuständige Kommune zwecks Teilnahme am Projekt „Digitaler Gewerbesteuerbescheid“ wenden.
In Kommunen, die noch nicht über die technischen Voraussetzungen für die Übermittlung des digitalen Gewerbesteuerbescheides verfügen, können sich Unternehmen bereits alternativ über das sog. Elster-Testsystem EK4 mit den technischen Anforderungen im Testbetrieb vertraut machen. Dazu kann formlos ein Testzertifikat bei der init AG (Dr.Anna.Kindhaeuser@init.de) beantragt werden. Für Fragen rund um die Testumgebung und Einrichtung von ELSTER-Transfer können sich Unternehmen an den Servicedesk (sdeg@init.de) wenden.
Unternehmen können so rechtzeitig herausfinden, welche betrieblichen und technischen Abläufe zum Erhalt und zur Verarbeitung des digitalen Gewerbesteuerbescheides vorliegen müssen.