14. Mai 2024

Pfälzer Wirtschaft auf der Suche nach dem Lichtblick

Ludwigshafen. In der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz zeigt sich, dass sowohl die Geschäftslage als auch die Stimmung unter den Pfälzer Unternehmen gedämpft sind. Nicht einmal die anstehende Fußball-Europameisterschaft weckt große Hoffnungen auf ein Sommermärchen wie im Jahr 2006: Dabei zeigt das aktuelle Konsumbarometer des HDE eine positive Entwicklung der Verbraucherstimmung, noch auf niedrigem Niveau – die sich auch bei Pfälzer Händlern oder Gastronomen abzeichnet. 
Das von der Bundesregierung verabschiedete Wachstumschancengesetz hat nur wenige, begrenzte Impulse gesetzt. Albrecht Hornbach, Präsident der IHK Pfalz, bemängelt: „Es fehlt der dringend benötigte wirtschaftspolitische Ruck. Die Lippenbekenntnisse aus der Politik helfen den Unternehmen nicht.“ Er fordert eine grundsätzliche und klare Neuausrichtung der Finanz- und Wirtschaftspolitik, deren Reformen schnell bei den Betrieben ankommen. „Entlastung von unnötiger Bürokratie, niedrigere Steuern und Abgaben, Investitionen in die Infrastruktur sowie ganz dringend sinkende Energiekosten – das sind alles Forderungen, die die Wirtschaft immer wieder und seit langem an die Politik stellt“, sagt Hornbach weiter. 
Hornbach mahnt: „Eine Erholung der pfälzischen Wirtschaft ist so nicht in Sicht, zudem zeigt sich, dass die angespannte Lage inzwischen auch Spuren am Arbeitsmarkt hinterlässt.“ Dabei herrsche in vielen Bereichen weiterhin Fachkräftemangel.
Der Konjunkturklimaindex ist erneut minimal um zwei auf jetzt 89 Punkte gestiegen; die Wachstumsgrenze liegt bei 100 Punkten. Nach einem massiven Absturz des Indexes in der Gastronomie zum Jahresbeginn hat dieser sich wieder erholt. „Offensichtlich trägt die bevorstehende Sommersaison zur positiven Stimmung bei“, sagt Ruth Scherer, Konjunkturexpertin bei der IHK Pfalz. Zu den größten Risiken für die Geschäftsentwicklung zählen die Energie- und Rohstoffpreise, (62%, Mehrfachantworten), der Fachkräftemangel (57%) und die Arbeitskosten (54%). 

Industrie

Das Geschäftsklima in der Industrie hat sich seit dem Jahresbeginn verschlechtert. So bezeichnen 30% der Hersteller ihre Lage als „schlecht“, gleichbleibend 23% nennen ihre Lage „gut“. Dabei gehen aktuell 13% der Unternehmen von einer Belebung der Geschäfte in den nächsten zwölf Monaten aus. Auch das Auslandsgeschäft birgt keine Hoffnung: Hier erwarten nur 12% eine bessere Entwicklung. Die Budgets für Investitionen sinken weiter, 43% der Industrieunternehmen kürzen diese. Zudem spricht ein Fünftel davon, Personal abzubauen.

Handel

Im Handel hat sich die Stimmung etwas erholt, verharrt aber auf niedrigem Niveau: 21% nennen die Lage „gut“, 26% dagegen „schlecht“. Auch die Perspektiven bleiben trüb: Nur 14% hoffen auf bessere Geschäfte. Daher fallen auch die Investitionsplanungen entsprechend aus: 41% senken ihren Etat. Über Entlassungen denken 24% nach. 

Dienstleistungen

Bei den Dienstleistern nennen 44% die Lage zufriedenstellend. 63% der Unternehmen gehen von einem konstanten Trend für die nächsten zwölf Monate aus. Auch bei den Investitionen sind die Dienstleister etwas ausgabefreudiger als die anderen Branchen: 24% wollen mehr Geld ausgeben. Allerdings denken auch hier 17% über einen Personalabbau nach. 

Gastgewerbe

Gastronomie und Hotels sind überwiegend in einer akzeptablen Lage (genau: 55%). Auch wenn der Sommer vor der Tür steht: Die Aussichten sind bei den Betrieben verhalten, denn nur 11% rechnen mit einer Belebung ihrer Geschäfte. So sinken die Investitionsbudgets im Gastgewerbe weiter, 56% wollen weniger Geld ausgeben. Auch beim Personal ist Zurückhaltung angesagt: Nur 7% wollen neue Leute einstellen. 
Der Konjunkturbericht der IHK Pfalz beruht auf der regelmäßigen Befragung von rund 1.300 Unternehmen, überwiegend Handelsregister-Firmen aus den Wirtschaftssektoren Industrie, Handel und Dienstleistungen sowie Gastgewerbe. Sie repräsentieren rund 70% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Pfalz. Die Ergebnisse sind nach Beschäftigtengrößenklassen gewichtet. Die Befragung wurde im Zeitraum vom 3. bis 30. April 2024 durchgeführt.