Infrastruktur und Digitale Wirtschaft

IHK-Konjunkturberichte

Zur kurzfristigen Ermittlung von konjunkturellen Trends führt die IHK Pfalz dreimal jährlich eine Umfrage über Lage und Erwartungen der pfälzischen Wirtschaft durch. Neben einem eigenen Pfalz-Konjunkturbericht zum Jahresbeginn, im Frühsommer und im Herbst, gehen die Ergebnisse dieser Umfragen in den Konjunkturbericht der Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern, in das Herbstgutachten des Sachverständigenrates und in die Konjunkturberichte des Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ein. In die Umfrage werden regelmäßig rund 1.400 pfälzische Firmen aus den Bereichen Industrie, Einzel- und Großhandel, Gastgewerbe sowie aus dem Dienstleistungssektor einbezogen. Den Bericht finden Sie als pdf-Dokument unter weitere Informationen.

Allgemeine Wirtschaftslage Herbst 2024

Es ist ein schmaler Grat

…auf dem die Wirtschaft im Herbst 2024 wandelt - zwischen Stagnation und Rezession. Die aktuelle Lage ist trüb, die Aussichten für die nächsten Monate düster. Die Wirtschaft steht am Rande einer - wenn auch milden - Rezession, die bereits in der Industrie spürbar ist und sich nun auf andere Branchen auszuweiten droht. Die Hoffnung auf eine Wiederbelebung der Konjunktur hat sich vorerst zerschlagen.
Die kurze Abfolge exogener Schocks in den letzten Jahren – globale Finanzkrise, Coronapandemie, Ukrainekrieg mit dem darauffolgenden Energiepreisschock und nun die Eskalation im Nahen Osten haben die Wirtschaft schwer getroffen und stellen ihre Resilienzfähigkeit auf eine harte Probe. Gleichzeitig offenbaren sie wie durch ein Brennglas die Schwächen des Standorts Deutschland. Strukturprobleme, die lange ignoriert bzw. kaschiert wurden, treten nun abrupt und schmerzhaft zu Tage.
Diese desolate Lage spiegelt sich im Verlauf des Klimaindexes wider, der im Herbst deutlich abrutscht – auf ein Niveau, das ungute Erinnerungen an die Zeiten der Coronapandemie und den Beginn des Ukrainekriegs wachruft. Mit 79 Punkten liegt der Gesamtindex nun wieder weit unterhalb der Wachstumsgrenze von 100 Punkten. Dieser Trend zieht sich, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, durch alle Wirtschaftsbereiche. Der Industrieindex verliert neun Prozentpunkte und liegt bei 78 Punkten, der Handel stürzt von 86 auf 69 Punkte ab, und auch die bisher mit 93 Punkten stabilen Indizes von Dienstleistungen und Gastgewerbe geben spürbar nach auf 88 bzw. 72 Punkte.
Zu den größten Risiken im Herbst 2024 zählen laut Unternehmen vor allem die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die Arbeitskosten und die Energie- und Rohstoffpreise, gefolgt von der Inlandsnachfrage und dem Fachkräftemangel. Der „Risikoindikator“ zeigt das gesamte Ausmaß der Misere: Von insgesamt acht Risikofaktoren haben die befragten Unternehmen im (bundesweiten) Durchschnitt 3,1 und in der Industrie sogar 3,5 angekreuzt – so viele wie nie zuvor. Dies wirkt sich auch auf die Finanzsituation zahlreicher Unternehmen aus: Inzwischen berichtet jeder zweite Betrieb in der Pfalz von finanziellen Schwierigkeiten, neben Rückgängen im Eigenkapital zunehmend auch bedingt durch Forderungsausfälle und Liquiditätsengpässe.
Stillstand und Mutlosigkeit herrschen vor. Die Wirtschaft bewegt sich am Rande einer Rezession, und ein Abrutschen in den negativen Bereich scheint nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich. So verwundert es nicht, dass die Pläne diverser Unternehmen auf Personalabbau ausgerichtet sind, was wiederum bei vielen Menschen verstärkt Sorgen um den Arbeitsplatz und das Einkommen auslöst. Gleichzeitig profitieren exportorientierte Unternehmen gegenwärtig nicht von dem Wirtschaftswachstum in den anderen europäischen Ländern. Dennoch, und dies sollte nicht außer Acht gelassen werden, spielt hier auch Psychologie eine Rolle: Negative Erwartungen können schnell zu einer selbstverstärkenden Abwärtsspirale führen.
Es gibt jedoch auch Perspektiven, die Anlass zur Hoffnung geben: Das Zauberwort heißt „Hausaufgaben“. Der Fokus muss auf dringend notwendige standortpolitische Maßnahmen gelegt werden. So sollte die Politik endlich die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen verbessern, indem sie Strukturreformen vorantreibt und zugleich regulatorische Hürden abbaut. Ein reines Aussitzen der aktuellen Wachstumsschwäche reicht nicht aus. Erste positive Signale bieten die nachlassende Inflation, die potenzielle Kaufkraft der Verbraucher sowie eine Weltkonjunktur, die wieder langsam Fahrt aufnimmt.
Legende: I = Jahresbeginn, II = Frühsommer, III = Herbst

Branchen

Industrie

Das Geschäftsklima hat sich über den Sommer hinweg spürbar verschlechtert: Lediglich 14% der Hersteller sprechen derzeit von einer guten Lage und 40% stufen sie inzwischen als schlecht ein. Gleichzeitig gehen nur 12% der Industriebetriebe von einer wirtschaftlichen Belebung in den kommenden 12 Monaten aus und fast 30% befürchten einen weiteren Rückgang. Dabei sind vom Auslandsgeschäft kaum Impulse zu erwarten: Nur noch 6% rechnen mit einer dynamischen Entwicklung, 29% mit einer nachlassenden Nachfrage. Die Investitionsneigung bleibt schwach ausgeprägt: Nur 17% planen höhere Ausgaben in den nächsten 12 Monaten und 43% hingegen Budgetkürzungen. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich verschärft: Nur noch jeder Zehnte denkt über Neueinstellungen nach und gut ein Viertel spricht von Personalabbau.

Handel

Die Händler bewerten ihre aktuelle Situation deutlich pessimistischer als noch im Frühsommer: Nur 11% bezeichnen ihre gegenwärtige Lage als gut und 38% als schwach. Und die Aussichten für die nächsten zwölf Monate bleiben trüb: Lediglich 7% hoffen auf eine wirtschaftliche Erholung und 42% blicken mutlos in die Zukunft. Die Investitionsplanungen fallen restriktiv aus: Knapp ein Viertel plant höhere Ausgaben – hauptsächlich zur Ersatzbeschaffung oder zu Rationalisierungszwecken - und 40% eine Etatkürzung. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt düster: Mit einem Anteil von 4% plant kaum ein Betrieb zusätzliche Arbeitsplätze und 34% kommen wohl um eine Verringerung ihrer Belegschaft nicht umhin.

Dienstleistungen

Die aktuelle Geschäftslage wird weiterhin überwiegend als akzeptabel eingestuft. Dies bestätigt die Hälfte der Betriebe. Zugleich bezeichnen 18% ihre wirtschaftliche Situation als gut und 30% im Gegenteil als schlecht. Dabei rechnen 60% der Betriebe mit einem konstanten Konjunkturtrend im weiteren Jahresverlauf und rund ein Viertel hält eine Abschwächung für wahrscheinlich. Die Investitionsbereitschaft, hauptsächlich zur Ersatzbeschaffung, ist nicht sehr ausgeprägt: 19% der Betriebe planen höhere Ausgaben und 31% wollen dagegen ihr Investitionsvolumen verringern. Der Arbeitsmarkt schwächelt auch hier: Demnach wollen nur 11% der Betriebe neue Stellen schaffen und fast ein Viertel dagegen Arbeitsplätze reduzieren.

Gastgewerbe

Die Mehrheit der Hotels und Restaurants meldet ebenfalls eine im Großen und Ganzen befriedigende geschäftlichen Situation, die sich allerdings zum Herbst hin nennenswert abgeschwächt hat. Demnach stufen heute 59% der Betriebe ihre Lage als hinreichend und 12% als erfreulich ein. Die geschäftlichen Perspektiven haben sich spürbar eingetrübt: 63% gehen von einem konstanten Trend in den nächsten Monaten aus und kein einziger Betrieb rechnet mit besseren Geschäften. Die Investitionstätigkeit wird weiter gedrosselt: Mit 54% beabsichtigt mehr als die Hälfte der Betriebe, weniger als bisher zu investieren und nur noch 20% denken über eine Ausweitung der Ausgaben nach. Die Zahl der Beschäftigten wird sich weiter rückläufig entwickeln: Nur noch 4% der Betriebe planen Neueinstellungen und bei einem Drittel stehen in den kommenden Monaten Entlassungen an.

Ältere Konjunkturberichte können Sie anfordern über thomas.schmitz@pfalz.ihk24.de.
Stand: Oktober 2024