2. Februar 2023
Noch keine Entwarnung für Pfälzer Wirtschaft
Ludwigshafen. Der im Herbst noch befürchtete Absturz in eine tiefe Rezession ist für die Pfälzer Wirtschaft ausgeblieben. Für eine Entwarnung ist es allerdings noch zu früh. Der Konjunkturklimaindex ist um 23 Punkte auf jetzt 93 Punkte gestiegen. Die Entspannung zeigt sich in allen Branchen, wenn auch auf niedrigem Niveau. Das sind die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz. IHK-Präsident Albrecht Hornbach: „Die Stimmung bleibt skeptisch, denn Energiekosten, Materialknappheit und Fachkräftemangel beschäftigen die Unternehmen weiterhin.“
Das aktuelle Geschäftsklima hat sich etwas erholt: Bei genau einem Viertel der Unternehmen ist die Lage gut und bei 56% ist sie zufriedenstellend. „Inzwischen blickt die Pfälzer Wirtschaft ein wenig zuversichtlicher auf die nächsten zwölf Monate“, analysiert Ruth Scherer, Konjunkturexpertin der IHK Pfalz, die Ergebnisse. „Mehr als die Hälfte der Firmen rechnet mit gleichbleibenden Geschäften und 15% sogar mit besseren.“ Dabei zeige sich der Handel besonders pessimistisch, das Gastgewerbe dagegen recht optimistisch. Die Investitionsplanungen haben sich etwas erholt, so wollen 30% mehr Geld ausgegeben und 45% bleiben bei den bisherigen Budgets. „Sorgen haben die meisten Unternehmen wegen der Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise (77%; Mehrfachantworten möglich).“ Scherer: „Hier zeigen sich aber schon positive Entwicklungen: Die Gas- und Strompreise sinken und die Preisbremsen der Bundesregierung fangen offensichtlich an zu wirken.“ Weiterhin besorgt sind die Betriebe wegen des Fachkräftemangels (60%) sowie der Entwicklung der Arbeitskosten (52%). Dabei wollen 65% ihren Personalstand halten und 19% der Unternehmen wollen einstellen.
Industrie
Für die Industrieunternehmen ist die aktuelle Geschäftslage zufriedenstellend (50%) oder sogar gut (31%, Herbst: 46% bzw. 32%). Die Geschäftserwartungen haben sich verbessert, denn 18% rechnen mit besseren und 50% mit gleichbleibenden Geschäften. Auch die Exporterwartungen werden wieder etwas günstiger eingeschätzt – 18% der befragten Unternehmen gehen von mehr und 34% weniger Auslandsabsatz aus. Die Investitionsbereitschaft erholt sich ebenfalls wieder etwas, so wollen 31% mehr ausgeben und 27% der Unternehmen weniger. Den aktuellen Personalstand halten wollen 58% der Unternehmen und 25% wollen Personal einstellen.
Handel
Im Handel sagen nur noch 19% der Unternehmen, ihre Lage sei gut und 19% nennen sie schlecht (Herbst: 23% bzw. 33%). Dass sich die Geschäfte weiterhin negativ entwickeln, davon gehen 41% aus und nur 50% rechnen mit gleichbleibenden Geschäften (56% bzw. 42%). Scherer: „Das zeigt auch der Konjunkturklimaindex für den Handel: Er liegt bei 82 Punkten.“ Die Investitionsneigung der Händler steigt verhalten: 32% wollen mehr investieren und 18% weniger. Die Zahl ihrer Beschäftigten halten wollen 77% der Unternehmen und 14% denken über Entlassungen nach.
Dienstleistungen
Bei den Dienstleistern hat sich die Stimmung minimal verbessert. Als gut bezeichnen 19% die aktuelle Lage, als zufriedenstellend 61% (Herbst: 19% bzw. 57%). Von einer schlechteren Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten gehen 31% aus und von besseren nur 11%. Mehr investieren wollen 26% der Unternehmen und 23% kürzen ihr Budget. Über Neueinstellungen denken nur noch 17% nach und 66% wollen ihre Mitarbeiterzahl konstant halten.
Gastgewerbe
Einigermaßen zufrieden mit der Geschäftslage sind 54% der Hoteliers und Gastwirte, 23% sprechen von guten Geschäften (Herbst: 51% bzw. 29%). Die Geschäftserwartungen entwickeln sich positiv: Inzwischen gehen 28% der Unternehmen gehen von einer Belebung aus und 57% rechnen mit gleichbleibenden Geschäften. „Das zeigt sich auch im Konjunkturklimaindex, der im Gastgewerbe schon wieder über die 100-Punkte-Marke gesprungen ist“, sagt Scherer. Bei den Investitionen hat sich die Lage seit der letzten Umfrage kaum verändert: 27% (Herbst: 24%) wollen mehr, 46% (50%) weniger investieren. Zwei Drittel der Betriebe wollen ihren Personalstand halten und 17% planen Neueinstellungen.
Der Konjunkturbericht der IHK Pfalz beruht auf der regelmäßigen Befragung von rund 1.400 Unternehmen, überwiegend Handelsregister-Firmen aus den Wirtschaftssektoren Industrie, Handel und Dienstleistungen und Gastgewerbe. Sie repräsentieren rund 70 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Pfalz. Die Ergebnisse sind nach Beschäftigtengrößenklassen gewichtet. Die Befragung wurde im Zeitraum vom 3. bis 20. Januar 2023 durchgeführt.