Interview | Lückenschluss der A33-Nord
#GemeinsamRegionStärken steht auch dafür, Erreichbarkeiten neu zu überlegen. Der Lückenschluss der A33-Nord kann die verkehrliche Situation in und um Osnabrück verbessern und die Verkehrssicherheit erhöhen. Neben positiven Effekten für Umwelt und Klima würde neues Potenzial für eine wirtschaftliche Entwicklung und damit für Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Steuereinnahmen entstehen. Wir sprachen mit Burkhard Pott, Leiter Außenstelle Osnabrück, Autobahn Westfalen, über den aktuellen Planungsstand eines der derzeit wohl wichtigsten Verkehrsinfrastrukturprojekte für unsere Region.
_ Wie hat sich das Verkehrsaufkommen seit dem Lückenschluss der A33 in Richtung Bielefeld entwickelt, Herr Pott?
Aufgrund der Corona-Pandemie und des damit verbundenen Mobilitätsrückgangs können die aktuellen Verkehrszahlen nicht die Entwicklung einer Verkehrsmodellierung unter regulären Randbedingungen abbilden. Zwischen 2015 und 2019, also vor der Pandemie, haben sich die Verkehrsmengen bis Borgholzhausen mit den bis dahin in Betrieb genommenen Abschnitten der A33 um etwa zehn Prozent erhöht.
_ Wie schätzen Sie die Realisierungschancen des Lückenschlusses der A33-Nord nach dem Regierungswechsel in Berlin ein?
Durch einen Regierungswechsel ändern sich die Fakten der raumordnerischen, naturschutz-fachlichen und technisch-wirtschaftlichen Analysekriterien der Bedarfsermittlung im Bundesverkehrswegeplan nicht. Das Gleiche gilt für die Grundlagen und Daten des Planfeststellungsverfahrens. Insofern habe ich keine Veranlassung, an einer Realisierung des Projektes zu zweifeln.
_ Die B68 verläuft durch das Osnabrücker Stadtgebiet und trägt so zum erhöhten Schwerverkehrsaufkommen mit Unfallschwerpunkten auf dem Wall bei. Unter welchen Voraussetzungen könnte die B68 auf die Autobahnen verlegt werden?
Der Lückenschluss der A33-Nord wird auf Verbindungsfunktionen der B68 vom Stadtzentrum nach Norden und Süden in das Umland nur geringen Einfluss haben. Insofern ist eine Abstufung bzw. Verlegung der B68 nicht ohne Weiteres eine Folgemaßnahme des Autobahnbaus. Dennoch wird die B68 im Stadtgebiet durch den Lückenschluss bis zu zehn Prozent entlastet. Die Randbedingungen für eine Entschärfung von Unfallschwerpunkten sind unabhängig von der Widmung der Straße nach dem Lückenschluss besser denn je.
_ Die Öffentlichkeitsbeteiligung des Planfeststellungsverfahrens zum Lückenschluss der A33-Nord endete vor einem Jahr. Was ist zwischenzeitlich passiert, wann geht es weiter?
Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens sind etwa 700 Einwendungen mit etwa 4 500 Einwendungspunkten vorgebracht worden. Als Vorhabensträger nehmen wir gegenüber der Planfeststellungsbehörde zu jedem dieser Punkte fundiert Stellung. Mit diesen sehr aufwendigen Arbeiten befinden wir uns in der Endphase und werden die Ergebnisse in der nächsten Zeit an die Planfeststellungsbehörde übergeben, die über die Termine im weiteren Verfahren entscheidet.
_ A33-Nord-Gegner argumentieren, dass der sechsstreifige Ausbau der A30 den Lückenschluss der A33-Nord erübrigt. Wie beurteilen Sie das als Verkehrsplaner?
Der sechsstreifige Ausbau der A30 kann die A33-Nord nicht ersetzen, da über die A30 andere Verkehrsströme abgewickelt werden. Die A30 wickelt insbesondere Ost-West-gerichtete Verkehre ab, während die A33 Verkehre der Nord-Südost-Relation aufnimmt. Für einen Verkehrsteilnehmer, der z. B. von Bielefeld nach Bremen fährt, würde die Fahrt über das Lotter Kreuz gegenüber der durchgehenden A33 einen Umweg von etwa sieben Kilometern bedeuten.
Der Ausbau der A30 führt nach der Verkehrsfreigabe der A33-Nord lediglich zu Verkehrsmengen-änderungen im Netz von maximal ein bis zwei Prozent. Die Ortsdurchfahrten Rulle und Icker würden durch den Ausbau der A30 ohne A33-Nord keine umfeldverträglichen Entlastungen erfahren.
(Quelle: ihkmagazin, Februar 2022)