Für die regionale Wirtschaft: Silvia Masuch
Silvia Masuch arbeitet seit Juni 2016 bei der IHK und hat im Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung die Teamleitung für die Ausbildungsberatung.
Fragen: Beate Bößl, IHK
Welcher Berufsweg hat Sie zur IHK geführt, Frau Masuch?
Nach meiner Ausbildung zur Speditionskauffrau, habe ich an der Uni Osnabrück Betriebswirtschaftslehre studiert. Schon während dieser Zeit durfte ich im Rahmen von Ferienjobs und Praktika sowohl in kleine und mittelständische Betriebe als auch in die Arbeit eines Konzerns reinschnuppern. Nach meinem Abschluss kam ich nach Stationen in der öffentlichen Verwaltung und freien Wirtschaft 2016 zur IHK. Hier kann ich meine gesammelten Erfahrungen einbringen sowie mein Interesse für wirtschaftliche Zusammenhänge und meine Leidenschaft für die Arbeit mit Menschen kombinieren.
Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit besondere Freude?
Für mich ist es ein großes Glück, dass ich in meinem beruflichen Alltag mit so vielen unterschiedlichen Menschen arbeiten darf. Oft sind es Unternehmer/innen, Ausbilder/innen und Azubis, dann Mitarbeiter/innen aus der Arbeits- und Stadtverwaltung, Kommunen und Bildungsträgern bis hin zu Schülern, Lehrern und Studenten. Mir ist wichtig, in direktem Kontakt zu Menschen zu arbeiten. Das hat mir bereits während meiner Ausbildung zur Speditionskauffrau großen Spaß gemacht.
Die IHK koordiniert nicht nur das Ausbildungswesen für die gewerblich-technische Berufe, sondern ist im ständigen Gespräch mit Schülern und Schulen, um so für die duale Ausbildung zu werben. Was wird konkret getan?
Wir werden im Jahr 2019 an insgesamt zehn Ausbildungs- und Jobmessen teilnehmen, dort Schüler/innen und neuerdings gezielt auch Eltern und Studienzweifler/innen zu allen Themen rund um die Aus- und Weiterbildung beraten. Es kann dabei um Berufsbilder gehen (wer kennt schon den Flachglasmechaniker/Süßwarentechnologen?) oder den Bewerbungsprozess aber auch um Karrierechancen in unserer Region (wer weiß schon, dass ein Studium auch ohne Abitur, nur mit einer Ausbildung, möglich ist?). Außerdem bieten wir Ausbildungsinteressierten Möglichkeiten sich beraten zu lassen - sowohl in Osnabrück als auch in unseren IHK-Regionalbüros in Lingen und Nordhorn.
Vielleicht sagen Sie uns noch einen Satz zum Projekt „IHK Azubi-Finder“!
In unserem Projekt Azubi Finder stellen wir den Kontakt zwischen Unternehmen und Bewerbern her und helfen freie Ausbildungsplätze zu besetzen bzw. zu finden. Unsere IHK-Integrationsmoderatorin Halima Ahkrif unterstützt Unternehmen und Geflüchtete bei der Integration in den Betrieb, vor und während einer Ausbildung. In dem IHK- Projekt Schule-Wirtschaft soll Schülern die Praxis näher gebracht und ihre Ausbildungsreife gestärkt werden, indem Betriebe und Schulen eine Zusammenarbeit vereinbaren. Seit 2019 schulen wir außerdem, zusammen mit der HWK, Ausbildungsbotschafter/innen. Das sind Azubis aus dem 2. und 3. Ausbildungsjahr, die vor Schülern in deren Klassen, über ihre eigenen Erfahrungen und Berufe berichten. Das stärkt die Berufsorientierung.
Gibt es etwas in den Gesprächen gerade mit den jungen Menschen, dass Sie überrascht?
Ich bin immer positiv beeindruckt, wenn ich auf engagierte, selbständige junge Menschen treffe. Dabei ist ein konkreter Berufswunsch gar nicht das Wichtige, sondern die Bereitschaft sich auf Neues einzulassen und für die Erreichung ihrer Ziele anzustrengen. Solche Bewerber werden von den Unternehmen mit Kusshand genommen, egal ob sie Abitur oder einen Hauptschulabschluss haben. Überraschend finde ich, wenn junge Menschen am Ende ihrer Schullaufbahn überhaupt keine Idee davon haben, wo es für sie hingehen soll. Dann kann es helfen jobben zu gehen oder ein Auslandsjahr einzulegen.
Die IHK wirbt täglich in persönlichen Gesprächen und multimedial für das Thema Ausbildung. Trotzdem zieht es viele Jugendliche ins Studium. Warum sollten sich Jugendliche im Berufswahlprozess mindestens so intensiv mit der Berufsausbildung befassen wie mit der Idee, vielleicht zu studieren?
Weil Ausbildung so viele Möglichkeiten bietet! Sie kann das Sprungbrett zu einer Karriere sein, die sich ähnlich oder gleich einer akademischen Laufbahn entwickeln kann. Dabei ist die praktische Erfahrung im Betrieb der ausschlaggebende Faktor. Unternehmer berichten mir regelmäßig, wie sehr sie diese Praxis schätzen. Hier kann man anknüpfen und sich im Rahmen der höheren Bildung, z.B. zum Meister, Fachwirtin oder (techn.) Betriebswirt weiterentwickeln und im Anschluss beispielsweise Managementaufgaben übernehmen.
Außerdem brechen Statistiken zufolge ca. 30 % der Studenten ihr Studium ab. Studienzweifler können sich im Rahmen des Projektes Neustart an die IHK wenden, wir zeigen ihnen Chancen auf und unterstützen sie dabei eine „Karriere mit Lehre“ zu verfolgen.
In unserer IHK geht es immer um regionale Wirtschaft und um Unternehmen aus der Region. Was begeistert Sie daran?
Mich begeistert, dass sich die Unternehmen in unserem Kammerbezirk so stark für Ausbildung engagieren. Aktuell haben wir rund 11000 Azubis in rund 140 Berufen. Von A wie Automobilkaufmann bis Z wie Zerspanungsmechaniker ist für jedes Interesse oder Talent etwas dabei. Darunter finden sich auch weniger bekannte Berufe, wie Binnenschiffer, Packmitteltechnologe oder IT-System-Elektroniker. Im letzten Jahr kam der neue Berufe Kaufmann/-frau im E-Commerce hinzu. Die große Bereitschaft auszubilden, hilft unsere Region zu stärken indem junge Menschen vor Ort eine attraktive Zukunftsperspektive für sich und ihre Familien erhalten.
Als IHK haben wir den #GemeinsamAusbilden etabliert. Was verbinden Sie damit?
An der Ausbildung junger Menschen sind viele Akteure beteiligt. An erster Stelle ist natürlich der Ausbildungsbetrieb zu nennen. Er verantwortet die Ausbildungsqualität, vermittelt praktische Fertigkeiten und zahlt die Ausbildungsvergütung. In den Berufsschulen engagieren sich Lehrer, um die unverzichtbaren theoretischen Grundlagen zu legen. Wir, die IHK unterstützt bei allen Fragen, die sich vor oder während einer Ausbildung stellen und organisieren die Zwischen- und Abschlussprüfungen. Gerade diese Prüfungen aber wären ohne unser Ehrenamt, welches wiederum auf Unternehmens- und Schulvertretern besteht, nicht möglich. Hier schließt sich der Kreis. 2500 Prüferinnen und Prüfer sind aktuell im Kammerbezirk nebenberuflich und unentgeltlich aktiv. Dafür, dass diese gemeinsame Aufgabe so gut gelingt, möchte ich an dieser Stelle „Danke“ sagen!