Aktuelle Meldungen zum Weltfrauentag 2023

Bundeszentrale für politische Bildung liefert Fakten zum Weltfrauentag

Fakten zum Weltfrauentag zum Weltfrauentag finden sich u.a. auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung. Dort heißt es in Kurzfassung: “Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Seinen Ursprung hatte der Frauentag 1909 in den USA. Von dort verbreitete er sich nach Europa. 1975 wurde er von den Vereinten Nationen am 8. März als Internationaler Frauentag institutionalisiert. Von den 193 Mitgliedstaaten hatten Anfang vergangenen Jahres 49 Länder keine Gesetze, die Frauen vor häuslicher Gewalt schützen. In 18 Ländern können Ehepartner laut einer Studie der Weltbank aus dem Jahr 2022 ihren Frauen verbieten, einer Arbeit nachzugehen. Frauen und Mädchen sind häufiger von Armut, Hunger und unzureichender Gesundheitsversorgung betroffen. Frauen verdienen grundsätzlich weniger und werden öfter um ihr Recht auf Bildung gebracht.”

Bildungsvorsprung von Frauen wird immer größer

Was sich in dem Anteil von Frauen unter Führungskräften – der 2021 bundesweit bei 29 % lag – bislang nicht widerspiegelt, ist deren wachsender Bildungsvorsprung. So das Statistische Bundesamt (Destatis) am 8. März 2023. Die berufliche Qualifikation von Frauen ist EU-weit über die Jahre kontinuierlich angestiegen. Im Jahr 2021 hatten 47 % der 25- bis 34-jährigen Frauen einen sogenannten tertiären Bildungsabschluss, aber nur 36 % der gleichaltrigen Männer. Im Jahr 2002, als der Indikator erstmalig bestimmt wurde, hatte die Differenz nur 4 Prozentpunkte betragen: 25 % der Frauen gegenüber 21 % der Männer hatten einen tertiären Bildungsabschluss. Darunter fallen in Deutschland Universitäts- und Hochschulabschlüsse, aber auch die weiterqualifizierende berufliche Fortbildung, etwa die Meister-, Techniker- oder Erzieherausbildung. Während diese Qualifikationen in Deutschland zumeist an Fachschulen vermittelt bzw. im Rahmen der Aufstiegsfortbildung an Kammern abgelegt werden, werden vergleichbare Qualifikationen in vielen anderen Staaten aber an den Hochschulen erworben.

Weniger als ein Drittel der Führungskräfte in Deutschland waren 2021 Frauen

Ein Indikator für die Gleichberechtigung von Frauen ist der Frauenanteil unter Führungskräften. Im Jahr 2021 lag er in Deutschland bei 29 % – und damit deutlich unter dem Frauenanteil unter allen Erwerbstätigen (47 %). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) aus Anlass des Weltfrauentags am 8. März mitteilt, unterscheidet sich der Anteil der weiblichen Führungskräfte je nach Branche deutlich. Am höchsten war er im Bereich Erziehung und Unterricht: 67 % der Führungspositionen dort waren von Frauen besetzt. Damit ist dieser Wert fast so hoch wie der Frauenanteil an allen Erwerbstätigen in diesem Bereich (71 %). Im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten ebenfalls mehr Frauen als Männer in Führungspositionen (61 %). Der Frauenanteil insgesamt betrug dort 77 %. Vergleichsweise wenige weibliche Führungskräfte gab es im Bereich Unternehmensdienstleistungen: Obwohl der Frauenanteil unter den Erwerbstätigen in diesem Bereich bei 50 % lag, waren nur 26 % der Führungspositionen mit Frauen besetzt. Zu den Führungspositionen zählen beispielsweise Vorstände und Geschäftsführerinnen oder Geschäftsführer kleiner Unternehmen, die Bereichsleitung großer Unternehmen sowie Führungskräfte in Handel, Produktion, Dienstleistung oder im Verwaltungsdienst.

Kurz notiert: “Männer weinen heimlich...”

(von Dr. Beate Bößl, IHK) Lang ist es her, dass sich Grönemeyers Song „Männer“ im Gedächtnis festsetzte. „Männer sind einfach sonderbar“, sang er. Seither lächeln Frauen bei dieser Zeile die Männer an. Und die Männer schauen mit extra amüsierter Selbsterkenntnis die Frauen an. Lustig, eigentlich. Doch, wenn es im Berufsleben wirklich darauf ankommt - beim Kümmern um Haushalt, Kinder und Eltern, oder bei den Karriere-Chancen -, dann sprechen alle Studien eine Sprache: Sonderbar, was da so los ist.
Tatsächlich lassen auch 2023 viele Kennziffern eine Geschlechterverteilung von 50:50 vermissen: Frauen leisten mehr als doppelt so viel unbezahlte Sorgearbeit wie Männer, schreibt das DIW Berlin. Nur knapp 30 % der Führungspositionen sind mit einer Frau besetzt, teilt das Statistische Bundesamt mit. Diese Zahl passt zu einer Analyse unserer IHK, wobei die Zahl von Frauen in Führung in der Region sogar noch niedriger liegt. Aber - und das ist ein wichtiges Wort in der Debatte - es deuten sich Veränderungen an. Für unsere IHK bringen z.B. die „Business Women IHK“ vom DIHK in Berlin Dynamik in die Diskussion. Und bei den Wahlen zu unserer IHK-Vollversammlung im Herbst wird erneut intensiv um die Kandidatur von Unternehmerinnen geworben.
Doch wie fühlte sich der 8. März 2023 denn nun an? Feststeht, dass es mehr Weltfrauentags-Events und Marketingaktionen gab als je zuvor. Noch hübscher als all diese “Das ist Euer-Tag”-Deko war allerdings die Vorstellung, es gäbe tatsächlich einmal einen Märztag, an dem die Hälfte aller unternehmerischen Entscheidungen von Frauen getroffen wird. Was wäre wohl mit der Arbeitswelt, wenn 50 % der Männer weniger Lohn erhalten und zusätzlich mittags die Kinder von der Kita abholen und später noch abwaschen, putzen und aufräumen müssten!? – Vermutlich würden 50 % der berufstätigen Frauen in Führung früher nach Hause fahren, um zu helfen. Aber die weiteren 50 % der Frauen in Führung würden eventuell auch im Dienstwagen sitzen und zu Grönemeyers Zeile “Männer weinen heimlich“ extra amüsiert den Sound aufdrehen...

Fachkräftelücken in Sozialarbeit, Pflege und Kinderbetreuung

Der Fachkräftemangel ist eines der größten Probleme der deutschen Wirtschaft. Aktuell fehlen bundesweit rund 633.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Besonders groß ist die Lücke in der Sozialarbeit, bei Kinderbetreuung und in der Pflege – Berufe, in denen hauptsächlichen Frauen arbeiten. So eine Meldung des IW Köln zum Weltfrauentag 2023. Deutlich wird, dass der Arbeitsmarkt bei der Gleichstellung für Frauen und Männer noch immer nicht ausgeglichen ist: Obwohl Jahr für Jahr mehr Frauen erwerbstätig sind, ist die Erwerbstätigenquote noch immer niedriger als bei Männern. Die größten Lücken gibt es in Sozialarbeit und Sozialpädagogik, also z.B. in Kinderheimen, der Suchtberatung oder Jugendämtern. Für 80 % der offenen Stellen gab es rechnerisch bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen, über 23.000 Fachkräfte fehlen.
Groß ist die Lücke auch in der Kinderbetreuung und Erziehung: Hier können fast 74 % der ausgeschriebenen Arbeitsplätze nicht besetzt werden, weil passend ausgebildetes Personal fehlt. Mehr als 97 % der Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, sind Frauen – mehr als in allen anderen Berufsgruppen.
Durch die Lücke ergibt sich eine hohe Arbeitsbelastung. Ähnlich ist es in der Alten- und Krankenpflege: Hier sind rund 80 % der Beschäftigten Frauen. Und es fehlen tausende Fachkräfte: Rund 35.000 von 43.000 offenen Stellen können nicht besetzt werden, weil es bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen gibt.

ITK-Branche: Drei von vier Unternehmen sehen ohne Frauen Zukunft in Gefahr

Die Digitalisierung hat mit der Corona-Pandemie deutlich Fahrt aufgenommen, zugleich fehlen in der deutschen Wirtschaft 137.000 IT-Fachleute. 6 von 10 IT- und Telekommunikations-Unternehmen in Deutschland (59 %) sind überzeugt, dass dieses Fachkräfteproblem ohne Frauen nicht zu lösen sein wird. Drei Viertel (74 %) befürchten, ohne Frauen verspiele die Branche ihre Zukunft. Das sind Ergebnisse, für die mehr als 500 ITK-Unternehmen repräsentativ befragt wurden und die am 6. März 2023 publiziert wurde.
Die Mehrheit der Branche wünscht sich ein stärkeres Engagement der Politik: 61 % der Befragten sind der Meinung, die Politik müsse mehr tun, um Frauen in der ITK zu fördern. Unter den Großunternehmen mit 200 Beschäftigten und mehr sind es sogar 78 %. Aber auch in vielen Unternehmen selbst muss sich etwas tun, um die Branche für weibliche Fachkräfte attraktiver zu machen. So sagen 69 %, die ITK-Branche unterschätze das Potenzial von Frauen, und 59 % glauben, dass die Branche Frauen abschreckt. Außerdem meinen 38 %, dass Männer für ITK-Berufe einfach besser geeignet seien. Diese Annahme ist vor allem in kleineren Unternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten (39 %) und 50 bis 199 Beschäftigten (41 %) verbreitet. In größeren Unternehmen ab 200 Beschäftigten stimmen 23 % dieser Aussage zu. Bitkom setzt sich mit weiteren Partnern in der Initiative #SheTransformsIT für eine Stärkung von Frauen ein.

Große Unterschiede bei Lohn und Sorgearbeit

Frauen erhalten in Deutschland noch immer einen im Durchschnitt um 18 % geringeren Stundenlohn als Männer. Der Gender Pay Gap, also die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern, variiert jedoch stark mit dem Alter und nimmt ab der Phase der Familiengründung enorm zu. Das zeigt eine Analyse, die das DIW Berlin am Weltfrauentag 2023 bekannt gab. Die Lücke besteht auch mit Blick auf die Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei der unbezahlten Sorgearbeit (Gender Care Gap). Dazu zählen die Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen. Auch diese Lücke schnellt im typischen Alter der Familiengründung nach oben und ist noch weitaus größer als beim Lohn.
Laut DIW ist der Gender Gap in der Sorgearbeit bei den 20- bis 24-jährigen Erwerbstätigen mit 25 % zwar auch schon beträchtlich, aber im Vergleich zu später noch klein. Bei den 35- bis 39-Jährigen steigt er dann sprunghaft an: Frauen leisten in dieser Altersspanne mehr als doppelt so viel unbezahlte Sorgearbeit wie Männer, in erster Linie Kinderbetreuung. Das entspricht einem Gender Care Gap von 106 %. Betrachtet man nicht nur Erwerbstätige, sondern alle Frauen und Männer, beträgt der Gender Care Gap in dieser Altersgruppe im Durchschnitt sogar 170 %. Das entspricht fast neun Stunden Sorgearbeit pro Tag bei Frauen im Vergleich zu etwa drei Stunden bei Männern.
Ab dem Alter von 40 Jahren nimmt der Gender Care Gap dann sukzessive wieder ab – im Gegensatz zu den Verdienstunterschieden, die konstant hoch bleiben. In der Analyse zeigen sich zudem deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland: Die grundsätzlichen Tendenzen über den Lebensverlauf sind zwar in beiden Landesteilen ähnlich, doch insbesondere bei der Sorgearbeit im Alter der Familiengründung sind die Unterschiede beträchtlich: Während der Gender Care Cap in Ostdeutschland in dieser Altersspanne etwa 60 % nicht übersteigt, liegt er in Westdeutschland mit fast 120 % ungefähr doppelt so hoch. Ein Grund: Frauen kehren in Ostdeutschland oft früher in den Beruf zurück und arbeiten zudem häufiger in Vollzeit.

…und dann waren da noch die Blumen!

Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März schmückten Fleurop-Floristinnen und -Floristen weibliche Statuen mit Blumen. In Berlin, Hamburg, München, Leipzig und weiteren Städten sorgt der Blumenschmuck für eine erhöhte Sichtbarkeit und Wahrnehmung weiblicher Skulpturen, Bronzestatuen oder Denkmälern.
Mit einem Frauenanteil von 93 % unter den Selbstständigen ist das Floristikgewerbe fest in Frauenhand. Kein anderer Berufszweig in Deutschland verzeichnet einen höheren Anteil selbstständiger Unternehmerinnen, heißt es in einer Pressemeldung vom 8. März 2023.

Unser IHK-Tipp: Das Checkheft zur familienorientierten Personalpolitik

Zum Jahresende 2022 wurde das kostenfreie Checkheft “Familienorientierte Personalpolitik für kleine und mittlere Unternehmen” neu aufgelegt. Das Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie" gibt das Checkheft gemeinsam mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und dem Bundesfamilienministerium heraus. Die acht Kapiteln geben einen Überblick zu Themen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Interviews mit Fachleuten, Praxisbeispiele und Checklisten sowie relevante Zahlen, Daten und Fakten zu aktuellen Fragen einer familienorientierten Personalpolitik runden die Informationen ab.
„Ohne Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die ihre Beschäftigten aktiv unterstützen, kann die Vereinbarkeit von Familie oder Pflege und Beruf nicht gelingen“, sagt Bundesfamilienministerin Lisa Paus. Das Checkheft helfe insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen bei der Gestaltung einer familienfreundlichen Arbeitswelt. „Unternehmen können durch individuelle Angebote zur Vereinbarkeit dem bestehenden Fachkräftemangel erfolgreich begegnen und Fachkräfte langfristig an sich binden“, ergänzt Peter Adrian, Präsident des DIHK. Das Themenspektrum reicht von Unternehmenskultur, über Arbeitszeitgestaltung, betriebliche Kinderbetreuung, Elternzeit und Wiedereinstieg bis hin zur Pflege von Angehörigen.