Aktuelle KfW-Zahlen zu "Frauen in Führung"
Beim Thema Frauen in Führung hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Im mittleren Management wie auf Spitzenpositionen, in mittelständischen Unternehmen wie in großen Konzernen – Frauen sind hier zu Lande in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert. Das schreibt KfW Research.
- Chefinnenanteil im Mittelstand zuletzt leicht gestiegen
- Zu wenig Existenzgründungen durch Frauen
- Starke regionale Unterschiede bei Frauen in Führungspositionen
- Unterschiede bei den Ausbildungswegen / hoher Akademisierungsgrad bei Frauen
- Unternehmerinnen haben mehr weibliche Beschäftigte
- Lesetipp: Unsere IHK-Studie Frauen in Führung 2021
Die Ursachen für weniger Frauen in Führung sind dabei vielfältig und komplex. Die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf spiegelt sich darin ebenso wider wie gesellschaftliche Rollenbilder oder die Unternehmenskultur. Dabei gäbe es gerade für Deutschland ausreichend Gründe das Potenzial von Frauen in Führung stärker auszuschöpfen: Die generell schrumpfende Erwerbsbevölkerung und drohende Fachkräfteengpässe setzen Anreize. Nachhaltige Veränderungen lassen sich in jedem Fall nur durch gemeinsame Anstrengungen von Politik, Gesellschaft und Unternehmen erreichen.
Vermutlich wird der Würfel mit der Frau gleich herunter purzeln: Tatsächlich nämlich sind Frauen in Führung rar und stagniert ihre Zahl auf niedrigem Niveau.
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Chefinnenanteil im Mittelstand zuletzt leicht gestiegen
Der Anteil von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit einer Frau an der Spitze liegt aktuell bei 16,0 %. Seit dem Höchststand des Jahres 2013 nahm der Anteil frauengeführter KMU um mehr als 3 Prozentpunkte ab. Die Anzahl frauengeführter Unternehmen im Mittelstand liegt aktuell bei rund 608 000.
Frauen nutzen bei ihrem Schritt in die Selbstständigkeit häufiger bestehende Unternehmensstrukturen. Ein Drittel hat das Unternehmen übernommen, bei den Männern sind es 23 %. In der Branchensicht dominieren Dienstleistungen: 85 % der weiblichen Inhaber führen ein mittelständisches Dienstleistungsunternehmen (Männer: 76 %)
Zu wenig Existenzgründungen durch Frauen
Das Absinken des Frauenanteils an der Spitze mittelständischer Unternehmen gegenüber dem früheren Höchststand ist in großen Teilen der eher zurückhaltenden Gründungstätigkeit von Frauen geschuldet. Vor allem die für Frauen sehr guten Arbeitsmarktaussichten führen häufiger zur Entscheidung gegen eine unternehmerische Selbstständigkeit. Die niedrige Gründungstätigkeit von Frauen bremst dann auch den Frauenanteil in den Chefetagen mittelständischer Unternehmen aus.
Die Erwerbsbeteiligung von Frauen hat seit der Jahrtausende stark zugenommen: Zwischen 2000 und 2020 hat die Erwerbstätigenquote von Frauen um rund 15 Prozentpunkte zugelegt (2020: 71,8 %), während die von Männern „nur“ um 8 Prozentpunkte stieg (2020: 79,0 %). Zuletzt führte die Corona-Krise des Jahres 2020 zu einem leichten Rückgang der Erwerbstätigenquoten. Der Rückgang fiel bei Männern (-1,5 Prozentpunkte) etwas stärker aus als bei Frauen (-1 Prozentpunkt). Der Gender-Gap in der Erwerbsbeteiligung verminderte sich dadurch leicht auf aktuelll 7,2 %. Die Lücke hat damit zwar im Zeitverlauf abgenommen, bleibt allerdings seit etwa fünf Jahren konstant – der Aufholprozess der Erwerbstätigenquote von Frauen hat also vorerst gestoppt.
Starke regionale Unterschiede bei Frauen in Führungspositionen
In Deutschland werden rund 28 % der Jobs im mittleren und höheren Management von Frauen besetzt. In den skandinavischen, baltischen und osteuropäischen Ländern liegt der Anteil der weiblichen Führungskräfte teilweise bei über 40 %. Europäische Schlusslichter sind Italien mit 22 und Luxemburg mit 16 %.
Auch außerhalb Europas gibt es starke Unterschiede beim Thema Frauen in Führung. Hervorzuheben sind hier insbesondere die USA. Hier sind vier von zehn Managern weiblich – und das trotz vergleichsweise schlechter Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Frauenanteil ist tendenziell umso geringer, je höher die Führungsposition und je größer das Unternehmen.
Unterschiede bei den Ausbildungswegen / hoher Akademisierungsgrad bei Frauen
Die Akademisierung der weiblichen Inhaber hat rasant zugenommen: Mehr als die Hälfte der Frauen unter den Inhabern mittelständischer Unternehmen verfügt aktuell über einen tertiären Bildungsabschluss (58 %). Bei den Männern sind es gegenwärtig 43 %. Dabei ist der Anteil der Chefinnen mit einem Hochschulabschluss in den letzten acht Jahren stark gestiegen – um 18 Prozentpunkte.
Über einen Meister- bzw. Technikerabschluss verfügen männliche Inhaber weitaus häufiger als Frauen. Der Unterschied ist in den vergangenen acht Jahren angewachsen. Im Jahr 2021 haben nur noch 6 % der Inhaberinnen einen solchen Abschluss, im Gegensatz zu 23 % bei den Männern.
Unternehmerinnen haben mehr weibliche Beschäftigte
Die Geschlechterstruktur in den Führungspositionen spiegelt sich auch in der Belegschaft wider: So ist der Frauenanteil an den Beschäftigten umso höher, je kleiner das Unternehmen ist. In Kleinstunternehmen sind fast 60 % der Beschäftigten weiblich, in großen mittelständischen Unternehmen dagegen nur rund 40 %, in DAX-Konzernen sogar weniger als 36 %. Besonders hoch ist der Frauenanteil an den Beschäftigten im wissensintensiven Dienstleistungssektor.
Unabhängig von Branche oder Größe haben Unternehmerinnen mehr weibliche Beschäftigte. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Chefinnen sich häufiger für familienfreundliche Arbeitsbedingungen einsetzen als ihre männlichen Kollegen. (Quelle: KfW Research 3/2022)
Lesetipp: Unsere IHK-Studie Frauen in Führung 2021
Wenn Sie sich für die Thematik auf regionaler Ebene interessieren, so raten wir Ihnen zu unserern IHK-Studie 2021 zu Frauen in Führung.