Zürich

In den drei Wochen vor Ostern absolvierte ich ein Praktikum bei der Handelskammer Deutschland Schweiz in Zürich. Über meine Eindrücke, die Arbeit in der Kammer sowie den Bezug der Region zur Schweiz berichte ich in diesem Interview. 
Wie entstand die Idee für das Praktikum?
Mein duales BWL-Studium an der Hochschule Osnabrück sieht im 5. Semester das Modul „Internationales Projekt“ vor. Diese Veranstaltung findet im Idealfall zusammen mit einem Auslandspraktikum statt. Weil zum Netz der deutschen IHKs auch ein weltweites Netz an Auslandshandelskammern (AHK) gehört, bot sich ein Praktikum bei einer AHK an. Die Handelskammer Deutschland Schweiz ist eine dieser 140 Vertretungen, die über 92 Länder verteilt sind. Ohne die Corona-Pandemie wäre ein Praktikum übrigens wohl nicht möglich gewesen, denn normalerweise bietet die AHK nur Plätze für Halbjahrespraktikanten und Werksstudenten an. Die aber fehlten aufgrund der Pandemie.
Die Handelskammer Deutschland Schweiz besteht seit über 100 Jahren. Was ist die Kernaufgabe?
Die Kammer kümmert sich um die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den
Ländern Deutschland und Schweiz / Lichtenstein. Heute deckt sie mit ihren 30 Mitarbeitern verschiedenste Dienstleistungen im Exportgeschäft ab. So vermittelt sie z. B. Geschäfts- und Kundenkontakte, gibt Auskünfte in Sachen Recht und Steuern, vertritt in Fiskalfragen und unterstützt bei Standortsuche und Markteintritt. Außerdem gibt es ein Seminar- und Veranstaltungsangebot für die etwa 1 600 Mitglieder.
In welche Tätigkeiten wurden Sie eingebunden?
Während der drei Wochen habe ich Einblicke in die Geschäftsbereiche Exportmarketing, Recht und Steuern sowie die Mitgliederkommunikation erhalten. Unter anderem habe ich ein Factsheet zum E-Commerce-Markt erstellt und bei der Organisation des 38. Zulieferertags in Reutlingen unterstützt, bei dem Schweizer und deutsche Industrie- und Zulieferunternehmen zusammengeführt werden sollen. Interessant fand ich den Business-Lunch der Handelskammer, an dem ich teilnehmen konnte. Bei der monatlichen Veranstaltung gibt es immer einen Vortrag, der im April befasste sich mit dem Verhältnis zwischen der Schweiz und der EU.
Die Schweiz bietet mehr als Schokolade und die Bergpanoramen. Welche Wirtschaftsfakten sind interessant?
Das Land mit seinen vier Amtssprachen und 26 Kantonen gehört gemessen am BIP pro Anwohner weltweit zu den Spitzenreitern. Die Wirtschaftsstärke basiert mit einem Anteil von 74 % am BIP vor allem auf dem Dienstleistungssektor, es folgt die Industrie mit 25 %, während die Landwirtschaft rund 1 % beiträgt. Wichtigster Handelspartner der Alpennation ist die EU, wobei Deutschland dabei eine herausragende Rolle spielt. Hauptsächlich exportiert werden chemisch-pharmazeutische Produkte, Maschinen, Elektronik sowie Uhren.
Und welche Rolle spielt die Schweiz für die Region?
Unsere ihk-Analyse „Ausländische Beteiligungen“ aus 2021 zeigt, dass dort
474 der derzeit über 1 000 auslandsaktiven Unternehmen Kontakte, also Export- und Importbeziehungen oder Niederlassungen haben. Somit liegt die Schweiz auf Rang 4 und ist für die Region nach den Niederlanden, Österreich und Frankreich der wichtigste Handelspartner außerhalb der EU.