Cyber-Kriminalität ist in der Region angekommen

„Mit der zunehmenden Digitalisierung wird auch die potenzielle Angriffsfläche für Cyber-Kriminelle immer größer. Das fordert uns als nationale Cyber-Sicherheitsbehörde täglich neu heraus.“ Dies erklärte jetzt Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), in seinem Vortrag „Cyber-Sicherheit für die Wirtschaft der digitalen Welt“ in der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim. Zu der Veranstaltung, an der rund 75 Unternehmer teilnahmen, hatte die IHK gemeinsam mit der Polizeidirektion Osnabrück eingeladen.
IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf ging in seiner Begrüßung auf die Ergebnisse einer aktuellen Unternehmensbefragung der IHK ein. Rund 40 Prozent der Befragten berichteten hier von konkreten Angriffen in den vergangenen zwölf Monaten, häufig mit Viren oder Trojanern. Ein erheblicher Anteil der betroffenen Unternehmen nannte darüber hinaus Angriffe individuell agierender Hacker von inner- oder außerhalb des eigenen Unternehmens. Die Kriminellen setzten dabei auf nahezu alle aktuellen Methoden, so auch auf vermeintliche E-Mails der Geschäftsleitung an einzelne Mitarbeiter mit der Aufforderung, hohe Summen ins Ausland zu überweisen.
Rund zehn Prozent der angegriffenen Unternehmen mussten Schäden von mehr als 20.000 Euro hinnehmen. „IT- und Cyber-Kriminalität sind damit auch in unserem Wirtschaftsraum angekommen“, so das Fazit von Graf.
Bernhard Witthaut, Präsident der Polizeidirektion Osnabrück, wies in seinem Beitrag auf die schwierige Erfassung der Internetkriminalität hin: „Wir müssen hier von einem hohen Dunkelfeld ausgehen. Viele Angriffe werden entweder gar nicht entdeckt oder auch nicht gemeldet.“ Die Polizei habe in den vergangenen Jahren auf die Bedrohung mit der Bildung neuer Fachabteilungen und der Einstellung von IT-Spezialisten reagiert. „Trotzdem bleiben die Herausforderungen bei der Bekämpfung der Internetkriminalität groß“, so Witthaut.
Schönbohm erläuterte in seinem Vortrag, dass sich eine neue Qualität von Cyber-Angriffen und IT-Sicherheitsvorfällen gegen die Grundpfeiler der Informationstechnologie richte. Gleichzeitig schreite die Digitalisierung und Vernetzung von IT-Systemen, Alltagsgegenständen und Industrieanlagen voran, wodurch sich potenzielle Angriffsflächen und auch die Abhängigkeit von funktionierenden IT-Systemen täglich vergrößerten. „Diese Kombination aus neuer Angriffsqualität und zunehmender Digitalisierung hebt die Gefährdungslage auf ein neues Niveau. Als nationale Cyber-Sicherheitsbehörde setzen wir jedoch einiges dagegen, etwa mit der Allianz für Cyber-Sicherheit, dem modernisierten IT-Grundschutz oder unserem Informationsangebot ‚BSI für Bürger‘, um Wirtschaft und Privatanwender zu unterstützen, Cyber-Risiken zu erkennen und zu bewältigen“, so Schönbohm, der an die Anwesenden appellierte, auch selbst intensive Schutzmaßnahmen zu ergreifen.