IHK-Vollversammlung: Online-Vertriebsplattformen müssen für Mittelstand transparenter werden
(20.06.2018) Die IHK-Vollversammlung hat bei ihrer Sitzung in Osnabrück eine Position zu Online-Vertriebsplattformen beschlossen. Darin heißt es u. a.: „Die Digitalisierung der Wirtschaft schreitet auch bei Vertriebskanälen voran. Neben überwiegenden Vorteilen kann der Strukturwandel auch nachteilige Folgen für einzelne Betriebe und Branchen haben, etwa in Tourismus und Handel.“ IHK-Präsident Martin Schlichter erläuterte, dass sich die Vollversammlung daher für einen fairen und transparenten Umgang der Online-Vertriebsportale mit dem regionalen Mittelstand ausspreche.
Hintergrund der verabschiedeten IHK-Position sind die zunehmenden Marktkonzentrationen bei Online-Vertriebsplattformen in Handel und Tourismus. Hier bestimmen einzelne Unternehmen das Marktgeschehen. Im Handel wurden 2017 beispielsweise rund 46 % des gesamten deutschen Online-Umsatzes über eine einzige Online-Vertriebsplattform (bzw. deren zugehörige Marktplätze) abgewickelt, Tendenz steigend. Bei europäischen Hotels vereinen drei Anbieter über 90 % der Portalbuchungen auf sich. Diese treten als Makler auf Provisionsbasis auf, die die Betriebe zu bezahlen haben. Dieser Sachverhalt wird jedoch gegenüber dem Buchenden nicht klar kommuniziert. Manchmal bieten Online-Vertriebsplattformen sogar niedrigere Preise an als mit dem Leistungserbringer vereinbart. Häufig sind für die zahlenden Betriebe Suchanfragen, Preisgestaltungen und Platzierungen von Angeboten nicht nachvollziehbar. So unterstützt die IHK-Position die kürzlich gestartete Sektoruntersuchung „Vergleichsportale“ des Bundeskartellamts. „Unsere IHK ist dem Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns verpflichtet. Wir sprechen uns für einen funktionierenden Wettbewerb im Online-Vertrieb und gegen die Ausnutzung marktbeherrschender Stellungen durch einzelne Anbieter aus“, so Schlichter.
Dem Beschluss vorausgegangen war ein breit angelegter Mitwirkungsprozess in den IHK-Fachausschüssen Tourismus und Handel. „Unsere IHK wird diese Position nun aktiv gegenüber der Politik vertreten und sich für faire Wettbewerbsbedingungen zwischen Online- und Offline-Instrumenten stark machen“, so Schlichter.