Trotz versprochenem Bürokratieabbau - Bürokratie wächst weiter CSRD und Lieferkettengesetz belasten kleine Unternehmen sogar besonders

„Berichts- und Dokumentationspflichten zur Nachhaltigkeit belasten die Unternehmen aus unserer Region immer stärker. Die Politik ist dringend aufgefordert, beim Thema Bürokratieabbau den Worten endlich auch Taten folgen zu lassen. Gerade in anspruchsvollen Zeiten wie jetzt müssen sich die Betriebe auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.“ Dies erklärte Marco Graf, Hauptgeschäftsführer der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, bei der Vorstellung der Ergebnisse einer aktuellen IHK-Umfrage zu den regulatorischen Anforderungen durch Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 378 KB). An der Umfrage beteiligten sich rund 160 Unternehmen verschiedener Größenordnungen.
Arbeitsaufwand durch LkSG_CSR
LkSG und CSRD verpflichten Unternehmen ab einer bestimmten Größe zu umfangreicher Dokumentation in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden (LkSG ab 1.000 Mitarbeitende) sind direkt hiervon betroffen, allerdings spüren kleine und mittlere Unternehmen (KMU) die Auswirkungen indirekt. Denn: Große Unternehmen, Banken und andere fordern zunehmend von ihren kleineren Geschäftspartnern umfassende Nachweise zu Nachhaltigkeit und Lieferkettenmanagement, wodurch der Druck auch auf diese Unternehmen steigt.
Die Wirtschaft hatte die Politik bereits im Vorfeld ihrer Beschlüsse vor einer solchen Abwälzung der bürokratischen Anforderungen gewarnt. Die Umfrage der IHK belegt nun, dass diese Warnungen begründet waren: So berichten zwei Drittel der größeren Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden von Anfragen und Anforderungen in Bezug auf LkSG und CSRD. Bei Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitenden – also denen, die von den entsprechenden Pflichten eigentlich ausgenommen sein sollten - liegt dieser Anteil noch bei immerhin 40 %. Und selbst bei kleineren Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden gab noch gut ein Drittel an, ähnliche Anfragen zu erhalten.
„Die Politik wäre gut beraten gewesen, die Warnungen der Wirtschaft im Vorfeld ernst zu nehmen. Dies hat sie allerdings nicht getan. Im Ergebnis betreffen die neuen bürokratischen Anforderungen eben nicht nur die großen Unternehmen, sondern belasten auch und gerade den Mittelstand und die kleinen Betriebe“, so Graf.
Dabei ist der organisatorische Aufwand zur Erfüllung der neuen Anforderungen nach den Ergebnissen der Umfrage erheblich: Große Unternehmen haben im Monat durchschnittlich einen Mehraufwand von 0,23 Stunden pro Mitarbeiter, mittelgroße Unternehmen von 0,65 Stunden pro Mitarbeiter und kleinere Unternehmen sogar von 0,95 Stunden pro Mitarbeiter. „Das zeigt, dass kleinere Unternehmen sogar überproportional von der Regulierung betroffen sind, obwohl sie rein formal gar nicht unter die Gesetzgebung fallen“, kommentiert Graf.
Fast alle Unternehmen (91 %) beklagen den erhöhten bürokratischen Aufwand. 74 % sehen Schwierigkeiten bei der Beschaffung der erforderlichen Daten. Besonders KMU berichten zudem von Problemen im Umgang mit internationalen Geschäftspartnern, die oft wenig Verständnis für die neuen Regelungen aufbringen. Angesichts dieser Herausforderungen fordern viele Unternehmen Nachbesserungen an den Gesetzgebungen auf deutscher sowie auf europäischer Ebene. Insbesondere die Reduzierung des bürokratischen Aufwands sowie klarere und praktikablere Anforderungen werden von den Unternehmen als dringend notwendig angesehen.
Angesichts der erheblichen Bürokratie und der Unsicherheiten bei der praktischen Umsetzung muss das nationale deutsche Lieferketten-Gesetz jetzt außer Kraft gesetzt werden. Das gibt uns die Zeit, deutsche und europäische Regeln im Hinblick auf ihre Praktikabilität zu überprüfen und in einem einheitlichen Rahmen zusammenzuführen. Eine konsolidierte Gesamtregelung würde die Komplexität reduzieren und die Nachhaltigkeitsziele effektiver erreichbar machen“, so Graf.
Die IHK unterstützt die Unternehmen in der Region durch Veranstaltungs- und Beratungsangebote. Unternehmen können sich zudem im IHK-Netzwerk Nachhaltigkeit austauschen, um praktische Ansätze für die Implementierung von Nachhaltigkeitsstrategien kennen zu lernen. Weitere Informationen und Anmeldungen sind über die IHK-Website möglich: Nachhaltigkeit - IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim