Trotz Plus bei Übernachtungen: Gastgewerbe bei Investitionen zurückhaltend
„Der regionale Tourismus entwickelt sich positiv: Die Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim gehört mit weit über 900.000 Übernachtungen im ersten Quartal 2024 zu den beliebtesten Reiseregionen Niedersachsens“, fasst Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, die neuesten Zahlen des Landesamtes für Statistik zusammen. Es weist damit einen regionalen Zuwachs um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum aus. Das attraktive Angebot an gut ausgebauten Rad- und Wanderwegen und die vielfältigen Übernachtungs- und Ausflugsmöglichkeiten, vor allem für Familien, lockten Gäste in die Region, so Schweda. Geschäftsreisende und Veranstaltungsplaner schätzten die attraktiven Tagungsmöglichkeiten.
Investitionsbereitschaft im Gastgewerbe geht zurück.
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Aktuelle Risiken in der Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim und in Niedersachsen im Vergleich.
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Die Ergebnisse der aktuellen Frühjahrsumfrage der IHK Niedersachsen zeigen allerdings die Kehrseite der Medaille: Der anhaltend hohe Kostendruck lässt die Betriebe zurückhaltend agieren. Vor allem Arbeitskosten und hohe Preise für Energie, Lebensmittel und Rohstoffe werden von den Betrieben als Hauptrisiken genannt. Abweichend zum Ergebnis auf niedersächsischer Ebene, wo die Preise für Energie, Lebensmittel und Rohstoffe an erster Stelle stehen, bewerten die regionalen Betriebe die Arbeitskosten mit knapp 80 Prozent als größtes Risiko für die eigene Geschäftstätigkeit. Danach folgen mit rund 67 und 58 Prozent die Energie-, Lebensmittel- und Rohstoffpreise sowie der Personalmangel. An Bedeutung als Risikofaktor für die Geschäftstätigkeit zugenommen haben die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Aktuell sehen 52 Prozent der regionalen Betriebe hier erhöhtes Risikopotenzial. Im Vorjahr bewegten sich die Werte zwischen 42 und 44 Prozent.
„Gerade weil es dem Gastgewerbe an Arbeits- und Fachkräften mangelt, höhere Löhne veranschlagt werden, um überhaupt ausreichend Personal zu bekommen, die finanziellen Belastungen der Corona-Pandemie nicht ausgestanden sind und Energie-, Rohstoff- und Lebensmittepreise auf einem hohen Leven liegen, sind die Erwartungen an gute wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen hoch. Diese Erwartungen haben Landes- und insbesondere Bundespolitik aus Sicht der Branchen bisher nicht erfüllt. Diese enttäuschten Erwartungen haben die Stimmung in der Tourismuswirtschaft trotz guter Übernachtungszahlen eingetrübt. Aufgrund der Unsicherheit halten sich viele Unternehmen mit Investitionen zurück“, erläutert Anke Schweda. Planten auf niedersächsischer Ebene aktuell rund 64 Prozent der befragten Betriebe weniger bis keine Investitionen in den Betrieb, liege die regionale Wirtschaft mit 69 Prozent darüber. Im Vergleich zur Umfrage im Herbst 2023 habe die Bereitschaft, Investition in den eigenen Betrieb zu planen oder vorzunehmen, damit weiter abgenommen.
„Der Handlungsbedarf in der Branche macht unseren Einsatz auf politischer Ebene umso wichtiger. Die Anforderungen der Tourismuswirtschaft müssen bei politischen Entscheidungen stärker berücksichtig werden“, fordert Anke Schweda.