Regionale Unternehmen sehen Energiewende negativer als im Bundestrend

Die IHK-Organisation hat die Ergebnisse ihres bundesweiten Energiewendebarometers (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 46 KB) veröffentlicht. Dabei berichten 56 Prozent der Unternehmen in der Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim von negativen oder sehr negativen Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen. Für nur zehn Prozent gibt es positive Auswirkungen. Der daraus errechnete Energiewendebarometerwert liegt damit auf einer Skala von -100 (sehr negativ) bis +100 (sehr positiv) bei -28,8. Das ist zwar im Vergleich zum Vorquartal (-41,9) eine Verbesserung, dennoch liegt Wert deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von -15,5. Vor der Energiekrise hatte der Wert im Jahr 2021 sogar noch bei -0,8 gelegen.
„Die Politik tut zu wenig, um die Unternehmen bei der Transformation zu unterstützen. Vor allem die explodierenden Netzentgelte belasten die Betriebe“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf. Die Bundesregierung habe zwar die Stromsteuer für das produzierende Gewerbe gesenkt, gleichzeitig aber den Bundeszuschuss zu den Netzentgelten gestrichen. „Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, brauchen die Unternehmen wettbewerbsfähige Energiepreise. Und zwar langfristig“, so Graf weiter.
Die Ergebnisse des Barometers auf Bundesebene zeigen in eine ähnliche Richtung, liegen jedoch etwas besser als in der Region. Der bundesweite Barometerwert steht bei -19,8. Auffällig ist vor allem die wachsende Zahl von Unternehmen, die Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen sehen. Hier stieg der Wert von 65 auf 80 Prozent. Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Maßnahmen durchgeführt, um Energie einzusparen. Daher sehen nur noch zehn Prozent der Unternehmen Einsparpotentiale von mehr als zehn Prozent ihres Energieverbrauchs. In der Industrie sind es sieben, in der energieintensiven Industrie sogar nur 1,3 Prozent. „Substanzielle Einsparungen sind bei vielen Betrieben nicht mehr möglich, ohne die Produktion einzustellen oder das Angebot zu reduzieren“, beschreibt Graf.
Die Umfrage greift auch das Thema Direktstromlieferverträge auf. Bundesweit planen 14 % der Unternehmen sogenannte Power Purchase Agreements (PPAs). Dabei handelt es sich um Abschlüsse von langfristigen Direktstromlieferverträgen, in denen alle Rahmenbedingungen für den Stromverkauf zwischen den Parteien festgelegt sind. Derartige Verträge dienen der Preisfixierung auf der Einkaufsseite und geben auch den Anbietern Planungssicherheit. Weitere 13 % haben solche Verträge bereits realisiert oder setzen sie gerade um. In der energieintensiven Industrie planen oder realisieren 61 % der Unternehmen solche Formen der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien. In der Wirtschaftsregion beschäftigen sich 46 % der Unternehmen und damit deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt mit PPAs (26 %). Das hohe Interesse der regionalen Wirtschaft am Abschluss von langfristigen Direktstromlieferverträgen wurde auch auf einer kürzlich stattgefundenen IHK-Veranstaltung mit über 60 Unternehmen deutlich.
Unter den 54 teilnehmenden Mitgliedsunternehmen der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim bezeichnen sich sechs Prozent heute schon als klimaneutral, weitere 56 Prozent wollen bis 2030, 2040 oder 2045 klimaneutral werden.
„Wichtig ist, dass aus dem vorliegenden Wachstumspaket der Bundesregierung schnell politische Maßnahmen werden, die bei den Unternehmen ankommen“, so Graf. Es brauche jetzt Wachstumsimpulse, damit die Unternehmen in Zukunftsthemen wie die Energietransformation investieren könnten.