Ausbildungsbetriebe können ihre Ausbildungsplätze nicht mehr besetzen
Der Trend des Vorjahres setzt sich fort: Angebot und Nachfrage auf dem regionalen Ausbildungsmarkt gehen weiterhin deutlich auseinander. So konnten im vergangenen Ausbildungsjahr 2023 mehr als die Hälfte der Ausbildungsbetriebe (54 Prozent) nicht alle der von ihnen angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Im Ausbildungsjahr 2022 lag dieser Wert bei 52 Prozent, im Jahr davor noch bei 39 Prozent. Besonders betroffen waren im Jahr 2023 Unternehmen aus den Branchen Industrie und Handel. Das ist das zentrale Ergebnis der diesjährigen Ausbildungsumfrage der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, an der sich vor dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres insgesamt 220 Ausbildungsbetriebe aus der Region beteiligt haben. Als Hauptgrund für die Besetzungsprobleme nennen die regionalen Unternehmen die Bewerberlage: 40 Prozent der Unternehmen mit unbesetzten Ausbildungsplätzen haben keine Bewerbungen, 67 Prozent keine geeigneten Bewerbungen erhalten.
„Die Unternehmen stehen im Wettbewerb um die Fachkräfte von morgen“, kommentiert Juliane Hünefeld-Linkermann, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Aus- und Weiterbildung, die Umfrageergebnisse. „Dabei drehen sie an verschiedenen Stellschrauben, um für junge Menschen attraktiv zu sein.“ In der IHK-Umfrage zeigte sich, dass die Ausbildungsbetriebe zum Beispiel auf die Ausstattung mit moderner Informationstechnik (52 Prozent) sowie auf finanzielle und materielle Anreize (48 Prozent) setzen. „Nach außen wird die exzellente Ausbildung zum Beispiel durch das niedersachsenweite IHK-Qualitätssiegel ,TOP Ausbildung‘ deutlich“, so Hünefeld-Linkermann.
Um für die Ausbildung im eigenen Betrieb zu begeistern, bieten drei von vier Unternehmen Praktika an. 61 Prozent geben Einblicke auf Social Media, 56 Prozent nutzen Ausbildungsmessen und 50 Prozent pflegen Schulkooperationen und absolvieren Schulbesuche.
„Einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung kann die Beschäftigung von ausländischen Auszubildenden und Fachkräften leisten. Was die Unternehmen dafür von der Politik erwarten, ist ein einfaches, transparentes und unbürokratisches Zuwanderungsrecht“, so Juliane Hünefeld-Linkermann. Die im März und Juni 2024 in Kraft getretenen Regelungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes wiesen bereits in die richtige Richtung, seien aber zu starr und zu bürokratisch.
Dies bestätigen die IHK-Umfrageergebnisse. Neben den geringen Deutschkenntnissen der Bewerber und fehlendem Wohnraum in Betriebsnähe gaben die befragten Unternehmen die Dauer von Verwaltungsverfahren als größte Herausforderungen bei der Einstellung von Auszubildenden aus Drittstaaten an. „Hier muss die Politik sowohl in Bund und Land als auch in den Kommunen durch Förderung von Sprachkenntnissen, Beschleunigung von Verwaltungsverfahren und die Schaffung von Wohnraum ansetzen“, so die IHK-Geschäftsbereichsleiterin Aus- und Weiterbildung.