Raus aus China ist keine Option – Blick auf Indien lohnt sich
IHK-Außenwirtschaftsausschuss tagte in Osnabrück
International nehmen die politischen Spannungen zu. Dadurch hat sich auch unser Blick auf China geändert. Im Verhältnis zwischen Deutschland und China stehen nicht mehr allein die Vorteile aus intensiven Wirtschaftsbeziehungen im Vordergrund.“ Dies erklärte Franz-Josef Paus, Vorsitzender des IHK-Fachausschusses Außenwirtschaft, in der aktuellen Sitzung im Museum Industriekultur in Osnabrück. Mit einer neuen „China-Strategie“ wolle die Bundesregierung die wirtschaftliche Unabhängigkeit von China fördern und Menschenrechtsfragen stärker in den Mittelpunkt stellen. Viele Unternehmen würden daher ihr China-Engagement überdenken. Zwar werde nicht mehr von einem „De-Coupling“ gesprochen. Aber teilweise werde ein „De-Risking“ und damit ein Teilabzug aus China angestrebt. Das Schlagwort sei „China plus one“ oder „China plus X“. Der Blick richte sich dabei auf andere asiatische Länder wie Indien.
Sprachen über die Rolle Chinas und Indiens im Welthandel und informierten sich im Museum Industriekultur Osnabrück (MIK) über die Geschichte des weltweiten Austausches von Waren und Dienstleistungen: Die Mitglieder des IHK-Fachausschusses Außenwirtschaft.
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„Raus aus China ist keine Option, es gibt kein zweites China“, unterstrich Professor Dr. Manuel Vermeer, Inhaber der Dr. Vermeer Consult in Wiesloch, in seinem Vortrag. Dennoch lohne es sich für Unternehmer, Indien oder andere aufstrebende Länder wie Vietnam, Indonesien oder Thailand anzuschauen. „Dank steigender Einkommen könnte Indien mit seiner jungen Bevölkerung der fünftgrößte Verbrauchermarkt der Welt werden“, so der Experte. Um in Indien erfolgreich zu sein, müsse man sich intensiv mit dem Land auseinandersetzen und sich von stereotypen Denkweisen verabschieden. So sei selbst in Wirtschaftskreisen kaum bekannt, dass 30 Prozent der Fortune 500 Unternehmen, also den umsatzstärksten Unternehmen der USA, von indischen CEOs geführt würden.
Der Strategiewechsel der USA führe zudem zu einer Annäherung an Indien, um China entgegenzuwirken. Die Unterstützung für Indien werde zunehmen, aber auch die Erwartungen an das Land. Vor dem Hintergrund einer globalen Abschottungspolitik könne der Subkontinent auch ein stabilisierender Faktor im Welthandel sein.
„China möchte wieder die Nummer eins werden und die Vormachtstellung der USA brechen“, erläuterte der Sinologe. Gleichzeitig versuche China, die Abhängigkeit anderer Länder zu verstärken. Afrikanische Länder würden deshalb umfangreich von China unterstützt. Im Rahmen der „Neuen Seidenstraßen-Initiative“ investiere China massiv in den Bau von Häfen, Straßen, Logistikzentren oder Kraftwerken in Europa, Asien oder Afrika. Dies verschaffe dem Land einen Vorsprung vor europäischen Wettbewerbern.
Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Fachausschuss Außenwirtschaft trifft sich dreimal jährlich. Seine Mitglieder tauschen sich regelmäßig mit Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus und erarbeiten Positionen für die IHK-Vollversammlung.