Hohe Energiepreise treiben auch regionale Industrie ins Ausland

„Die Energiewende beeinträchtigt bei 59 Prozent der regionalen Industrieunternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit. 28 Prozent verlagern bereits Kapazitäten ins Ausland oder planen dies. Das ist mehr als besorgniserregend. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, brauchen wir jetzt sehr schnell deutlich niedrige Energiepreise.“ Dies erklärte IHK-Präsident Uwe Goebel bei der Vorstellung der Ergebnisse einer aktuellen IHK-Umfrage zur Energieversorgung.
Der Anstieg der Strompreise belaste alle Branchen und Größenklassen, so Goebel. Deswegen greife auch die Debatte um reduzierte Strompreise nur für ausgewählte Industriebetriebe zu kurz. „Schnelle Hilfe für alle funktioniert unbürokratisch über die Senkung von Steuern und Abgaben. Die Bundesregierung hätte damit 84 Prozent der befragten Unternehmen hinter sich“, so Goebel.
Die regionale Wirtschaft hat der Befragung zufolge schon zahlreiche Maßnahmen zur Einsparung von Energie und zur Steigerung der Energieeffizienz vorgenommen. Die Mehrheit der Unternehmen steigert die betriebliche Energieeffizienz oder plant dies: In der Industrie sind das 86 Prozent, im Handel 65 Prozent und im Gastgewerbe 67 Prozent der Unternehmen. In den Aufbau eigener erneuerbarer Energien investieren oder planen dies zukünftig in der Industrie 71 Prozent, im Handel 61 Prozent und im Gastgewerbe 69 Prozent der Unternehmen. Gerade bei der Energieeffizienz sind weitere Maßnahmen ohne Produktionseinschränkungen aber oft nicht möglich. Das berichten zwei Drittel der Betriebe.
Beim Ausbau der erneuerbaren Energien fordern 97 Prozent der befragten Unternehmen schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren. Auf sogenannte Positivbescheide warten Betriebe bislang bis zu einem Jahr. „Hier brauchen wir dringend mehr Tempo. Nur dann bringen wir die Energiewende auf Kurs und erhalten die Wirtschaftskraft in Deutschland“, beschrieb Anke Schweda als zuständige IHK-Geschäftsbereichsleiterin den politischen Handlungsbedarf.
Hintergrund: Zum Thema Energiepreise hat die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) Ende Juni das Impulspapier „StromPartnerschaft für wettbewerbsfähige Preise und schnelleren EE-Ausbau“ vorgestellt. Darin fordert die DIHK unter anderem Entlastungen bei Umlagen und Stromsteuer für alle Branchen und Größenklassen sowie Investitionsanreize und geringere Netzentgelte für Unternehmen („Strompartnerschaften“) für den Ausbau der Erneuerbaren Energien. In der IHK-Umfrage werden diese Maßnahmen unterstützt.
Die Ergebnisse der IHK-Umfrage Energieversorgung für das 2. Quartal 2023 gibt es unter www.ihk.de/osnabrueck (Nr.5876696).