Energieumfrage: Produktion wegen Energieeinsparungen immer häufiger eingeschränkt
Im ersten Quartal 2023 war die regionale Wirtschaft aufgrund der Energiekrise weiterhin von hohen Preisen betroffen. Mehr als jedes vierte Unternehmen reagierte darauf mit Angebots- oder Produktionseinschränkungen. Dies zeigt die aktuelle Umfrage zur Energieversorgung (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 371 KB) der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, an der sich im April knapp 200 Unternehmen beteiligt hatten.
„Die Wirtschaft in unserer Region ist auf eine sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen angewiesen. Dies gilt insbesondere für unsere Industrie, die grundlastfähigen Strom benötigt. Eine kluge Energiepolitik stellt genau dies sicher und unterstützt damit den Industriestandort Deutschland. Hiervon ist die Bundesregierung aktuell noch weit entfernt“, bemängelt IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf.
In den letzten Monaten sei dennoch eine Entspannung auf dem internationalen Energiemarkt eingetreten. So sind die Preise für Strom und Gas seit der letzten IHK-Umfrage weiter gefallen, die Füllstände der Gasspeicher sind – nach einem milderen Winter und geringerem Verbrauch – vergleichsweise hoch und derzeit stabil.
Allerdings gibt Graf zu bedenken: „Die Einsparungen in den Unternehmen sind teuer erkauft. Produktionseinschränkungen und die Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland sind Warnsignale, die die Politik jetzt ernst nehmen muss.“ Konkret habe bereits jedes vierte Unternehmen Teile der Produktion ins Ausland verlagert oder plane dies.
Die Umfrageergebnisse decken sich mit den Schilderungen von regionalen Unternehmern beim digitalen IHK-Format „Energie-Espresso“, der jetzt zu den Resultaten der IHK-Befragung stattfand: Die Teilnehmer berichteten vom Ausschöpfen eines Großteils der Einsparpotentiale in den Betrieben sowie dem steigenden Strombedarf zum Beispiel durch Elektromobilität und Digitalisierung. So bedürfe insbesondere der Einsatz von grünem Wasserstoff einen noch schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien. Hierzu müsse der Strompreis durch mehr Angebote und geringere Steuern sinken.
Aus Sicht der IHK bemerkenswert ist, dass die große Mehrheit der Unternehmen (84 Prozent) bisher ohne Inanspruchnahme von Wirtschaftshilfen durch die Energiekrise gekommen ist. Die Unternehmen beklagten unter anderem bürokratische Antragsverfahren, etwa im Rahmen das Energiekostendämpfungsprogramms. Der Aufwand sei im europäischen Vergleich, etwa zu polnischen oder spanischen Standorten, um ein Vielfaches höher, eine Beantragung ohne intensive anwaltliche Unterstützung fast unmöglich.