Innenstädte und Zentren auch in der Energiekrise vital halten
Die Energiekrise belastet den Handel schon jetzt. Nach der Pandemie und unterbrochenen Lieferketten setzt der Branche damit die nächste Entwicklung binnen weniger Monate zu. „Gerade zur Advents- und Weihnachtszeit ist es wichtig, Zuversicht zu vermitteln und positive Atmosphäre zu erzeugen. Dazu benötigt der Handel jetzt mehr denn je Planungssicherheit. Staatlich verordnete Einsparmaßnahmen aufgrund eines Strom- oder Gasmangels helfen nicht weiter. Innenstädte und Zentren sollten eigenverantwortlich entscheiden und umsetzen, wie viel Weihnachtsbeleuchtung angemessen ist. Natürlich ist dabei weniger mehr. Auch die Rahmenbedingungen bei Landesplanungsrecht, Einzelhandelskonzepten und Förderungen müssen verlässlich bleiben, um Stabilität zu geben.“ Dies erklärte Mark Rauschen, Vorsitzender des IHK-Fachausschusses Handel, anlässlich der jüngsten Sitzung in der Grafschafter Autozentrale Krüp in Nordhorn.
Mark Rauschen (Vorsitzender, 5. v.l.), Anke Schweda (IHK-Geschäftsbereichsleiterin, 3. v.l), Stefan Postert (Stadt + Handel Hamburg, vorn, 3. v.r.) mit den Mitgliedern des IHK-Handelsausschusses zu Gast bei Helmut (2. v. l.) und Kristin Krüp (vorn in der Mitte) in der Grafschafter Autozentrale Krüp in Nordhorn
© IHK OSnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim
„30 Prozent der Handelsunternehmen sehen sich bereits jetzt einem erhöhten Insolvenzrisiko ausgesetzt. 26 Prozent der Branche schränken aufgrund der hohen Energiepreise ihre Sortimente, Öffnungszeiten und Angebote ein. Damit ist der Handel ist Vergleich zu anderen Branchen stärker von der Energiekrise betroffen“, berichtete Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Stadtentwicklung, aus einer aktuellen IHK-Umfrage zur Energieversorgung bei regionalen Unternehmen. „Wir sind längst wieder im nächsten Krisenmodus“, ergänzte Rauschen. Auch einzelne Sortimente und Waren seien durch hohe Energiepreise der Produzenten und gestörte Lieferketten teilweise nicht mehr verfügbar. „Dies wirkt sich leider auch auf die Attraktivität der Ladengeschäfte und der Innenstädte aus“, so Rauschen. Folgen wie weitere Leerstände in Innenstädten mit Trading-Down-Effekten müssten vermieden werden. „Solche Entwicklungen wären kaum mehr revidierbar für unsere Zentren. Hier brauchen wir unterstützende Verlässlichkeit bei den Rahmenbedingungen durch die Politik auf allen Ebenen“, ergänzte Rauschen. Allerdings lohnten sich Engagement und gute Ideen vor Ort. So habe es in diesem Jahr mit den Initiativen „Zwischenzeit Osnabrück“ und „Wir für Wallenhorst e.V.“ gleich zwei Preisträger aus der Region beim niedersächsischen Handelswettbewerb „Gemeinsam aktiv – Handel(n) vor Ort“ gegeben.
„Sind Steuerung und Schutz für Innenstädte und Zentren bei schnell wechselnden Rahmenbedingungen überhaupt noch möglich?“, fragte Stefan Postert, Leiter Stadtstrategien und Urbane Ökonomien des Stadtplanungsbüros Stadt + Handel aus Hamburg. Er hinterfragte das aktuelle Planungs- und Fördersystem von Land und Bund, das nicht hinreichend aufeinander abgestimmt sei. Einigkeit bestand unter den Sitzungsteilnehmern, dass Niedersachsen weiterhin mit dem Landesraumordnungsprogramm den nötigen Rechtsrahmen für Planungs- und Investitionssicherheit schaffen müsse, damit Politik und Handel gemeinsam vor Ort mit Hilfe von Einzelhandelskonzepten und weiteren gezielten Maßnahmen arbeiten könnten. Erstens erfülle das Landesraumordnungsprogramm in seiner gültigen Fassung genau diese Funktion, zweitens sei die Aktualisierung von kommunalen Einzelhandelskonzepten für starke und kompakte Zentren erforderlich.
Helmut Krüp, Geschäftsführer der Grafschafter Autozentrale Heinrich Krüp GmbH aus Nordhorn, begrüßte den Zuwendungsbescheid des Landes Niedersachsen für die Stadt Nordhorn zum Umbau als Stadt am Wasser. „Dieses nachhaltige Konzept, das die Stärken der Stadt herausstellt, nützt der Innenstadt“, so Krüp. Mit Helmut und Kristin Krüp zeigten zwei Generationen der gastgebenden Grafschafter Autozentrale Krüp die neuen Entwicklungen in ihrem Unternehmen.
Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende Fachausschuss Handel tagte in hybrider Form. Es war die dritte Sitzung im Jahr 2022.