Vielfalt im Gastgewerbe erhalten

Ergebnisse der IHKN-Saisonumfrage veröffentlicht
Die staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wirken sich massiv auf die Unternehmen des Gastgewerbes aus. Eine kurzfristige Besserung der wirtschaftlichen Lage ist trotz der Lockerungen für viele Betriebe weiterhin nicht in Sicht. Zu diesem Ergebnis kommt die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim nach Auswertung der regionalen Antworten der halbjährlichen „Saisonumfrage Tourismus Frühjahr 2020“ der IHK Niedersachsen (IHKN).
„Unsere Analyse zeigt die besondere Betroffenheit der Tourismusbranche“, erklärt Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin für Standortentwicklung. Um die Auswirkungen der Corona-Pandemie besser beurteilen zu können, wurde die aktuelle Saisonumfrage um Sonderfragen erweitert: Danach sind die größten Geschäftsrisiken für jeweils zwei Drittel der hiesigen Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die Nachfrage in den kommenden zwölf Monaten.
„Unsere Region lebt von der großen Vielfalt ihrer touristischen Gastgeber. Jeder von uns kann dazu beitragen, die Aussichten für unsere Hotels, Pensionen und Restaurants möglichst rasch zu verbessern und so Betriebe und Arbeitsplätze zu erhalten“, appelliert Schweda an die potenziellen Gäste. Laut Arbeitsagenturen sind allein im regionalen Gastgewerbe 9.873 Personen sozialversicherungspflichtig und 17.945 geringfügig beschäftigt (Stand: September 2019). Dies entspricht einem Anteil von 2,3 Prozent an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bzw. 14,6 Prozent der geringfügig Beschäftigten im IHK-Bezirk.
Insgesamt hatten die Umfrageteilnehmer die vorangegangene Saison noch überwiegend als gut bewertet. Dies waren neun Prozentpunkte mehr als im niedersächsischen Durchschnitt. Die Umsätze waren im Vergleich zur Vorsaison überwiegend gestiegen oder zumindest gleichgeblieben. Diese positive Entwicklung betraf sowohl Geschäfts- als auch Urlaubsreisende und heimische Gäste. „In allen Kategorien gab es spürbare Zuwächse. Entsprechend optimistisch ist das Gastgewerbe in die aktuelle Saison gestartet“, so Schweda. Durch den Corona-Ausbruch kam dann allerdings alles anders.
Die IHKN-Saisonumfrage Tourismus wurde vom 8. bis 24. Juni 2020 durchgeführt. Landesweit nahmen 528 Unternehmen teil, davon 75 aus der Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Die Ergebnisse im Einzelnen: 78 Prozent der Unternehmen berichten als häufigste Auswirkung der Pandemie von Auftragsstornierungen durch Kunden (Niedersachsen: 81 Prozent). In der Folge rechnen 58 Prozent für das Gesamtjahr mit einem Umsatzrückgang von mehr als 50 Prozent. Damit schätzen die Unternehmen der Region die Lage noch etwas kritischer ein, als der Landesdurchschnitt (Niedersachsen: 52 Prozent). 85 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Rückkehr zur Normalität ihrer Geschäfte erst im kommenden Jahr (Niedersachsen: 77 Prozent). Fast alle gehen davon aus, dass das Sommer- und das Herbstgeschäft schlechter ausfallen werden, als im Vorjahr. Beim Wintergeschäft kommen noch 86 Prozent zu einer solchen Einschätzung.
Die Hälfte aller regionalen Betriebe plant weniger Investitionen, landesweit sind es hier mit 61 Prozent rund 11 Prozentpunkte mehr. 86 Prozent der Unternehmen haben Kurzarbeit angemeldet (Niedersachsen: 88 Prozent), 75 Prozent haben Soforthilfe beantragt (Niedersachsen: 80 Prozent). 70 Prozent gehen davon aus, dass die Anzahl ihrer Beschäftigten in der kommenden Saison abnehmen wird (Niedersachsen: 59 Prozent). 40 Prozent geben an, weitere finanzielle Hilfen zu benötigen.
Trotz aller Probleme: Kein Unternehmen sieht sich in der aktuellen Situation durch Insolvenz bedroht. Diese gute Nachricht gilt auch für Niedersachsen insgesamt (ein Prozent). Fast jeder zweite Betrieb in der Region war infolge der Corona-Maßnahmen von einem Stillstand der geschäftlichen Tätigkeit betroffen (49 Prozent, Niedersachsen: 43 Prozent). 38 Prozent haben in der Phase des angeordneten „Shutdowns“ Konzepte wie einen Abholservice angeboten, um trotz Schließung zumindest kleinere Umsätze zu generieren. Landesweit entschieden sich hierzu nur 31 Prozent. (09.07.2020)