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Mobilität - nachhaltig kombiniert!
von Dr. Stefan Schomaker, IHK
Der Transformationsprozess hin zu nachhaltiger Mobilität ist Herausforderung und Chance zugleich. Diesen Herausforderungen stellen sich unsere Unternehmen und treiben nachhaltige Mobilitätslösungen aktiv voran. Lernen Sie drei Beispiele kennen, die zeigen: Unternehmen warten nicht ab, sondern gestalten den Wandel selbst mit.
Bereits seit vielen Jahren wird politisch für eine Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene und die Wasserstraße geworben. In der Region sind hierzu erhebliche Investitionen sowohl der öffentlichen Hand als auch seitens der Wirtschaft erfolgt. Mit den Güterverkehrszentrum (GVZ) in Dörpen und Coevorden/Emlichheim sowie dem Container Terminal in Osnabrück (CTOS) ist unsere IHK-Region hier infrastrukturell gut aufgestellt.
Erfreut über die aktuelle E-Flotte: (v. l.) Jonathan Adeoye und Florian Stille von Hellmann Worldwide Logistics.
© IHK
Die Investition regionaler Logistikunternehmen in das Container Terminal Osnabrück ist ein gelungenes Beispiel sowie ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in logistischen Prozessen. Bis zu 700 Meter lange Züge können in das Terminal einfahren, die dort be- und entladen werden. Ein Zug dieser Länge ersetzt dabei bis zu 50 Lkw-Fahrten und reduziert so den klimaschädlichen Schadstoffausstoß deutlich.
Der kombinierte Verkehr
Eine moderne Anlage des kombinierten Verkehrs (KV) mit Portalkranen und Mobilgeräten sowie großen Depotflächen sorgen bei der Dörpener Umschlaggesellschaft für den kombinierten Verkehr mbH (DUK) für den schnellen und problemlosen Umschlag der Güter und damit für einen effektiven Verkehrsträgerwechsel. Die DUK kann bei dem Umschlagen von Gütern alle drei Verkehrsträger bedienen und so die einzelnen Stärken optimal nutzen. Für relativ große Distanzen bieten sich die Verkehrsträger Schiene und Wasser an. In Kombination mit dem Verkehrsträger Straße kann auf kürzere Distanzen der Lkw-Verkehr die kleinräumige Verteilung übernehmen.
Dynamische Entwicklung: Zu sehen ist der Container Terminal in Osnabrück (CTOS).
© CTOS
Das GVZ Europark Coevorden/Emlichheim ist ein grenzüberschreitendes Gewerbe- und Industriegebiet im deutsch-niederländischen Grenzraum zwischen den Gemeinden Laar (D) in der Grafschaft Bentheim und Coevorden (NL) in der Provinz Drenthe und verfügt über einen öffentlichen Bahnterminal sowie einen Binnenhafen. Die guten logistischen Möglichkeiten und die grenzüberschreitende Lage sind die einzigartigen Eigenschaften des GVZ Europark. So leistet die Logistik vom Europark aus seit 25 Jahren nicht nur einen Beitrag für nachhaltige Mobilitätslösungen, sondern ebenfalls für die europäische Zusammenarbeit. Dank dieser Logistik-Drehscheiben kann die Region ihren Beitrag zur CO2-Reduktion leisten und die Mobilität in Richtung Nachhaltigkeit aktiv weiterentwickeln.
Der Güterverkehr
Laut Verkehrsprognose des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) von 2023 wird der Güterverkehr zwischen 2019 und 2051 um insgesamt 30 Prozent wachsen. Der kombinierte Verkehr wird auch in Zukunft das Verkehrssegment mit dem höchsten Aufkommenswachstum sein. Er wird bis 2051 um über 70 Prozent ansteigen. „Die prognostizierten Entwicklungen speziell im kombinierten Verkehr bieten weitere Potentiale für unsere starke Logistikregion und tragen zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei“, betont Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung. Um diesen prognostizierten Anstieg der nächsten Jahrzehnte bewältigen zu können, müssen auch politisch die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden. Die Zuverlässigkeit des Transportweges Schiene muss verbessert und zusätzliche Anreize für eine Verlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene geschaffen werden. „Die Planbarkeit der Trassenpreise muss gewährleistet sein. Dies ist für den kombinierten Verkehr von großer Bedeutung“, fordert Michael Nintemann, Geschäftsführer der Dörpener Umschlaggesellschaft für den kombinierten Verkehr mbH.
Angesichts der Verkehrsdichte im Straßenverkehr und einem sich bei der jüngeren Bevölkerung ändernden Mobilitätsverhaltens kommen dem öffentlichen Nahverkehr, dem Radverkehr und Sharing-Angeboten eine zunehmende Bedeutung zu. Gleiches gilt für Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements von Unternehmen. Sie steigern die Arbeitgeberattraktivität und können dazu beitragen, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Beispiele für konkrete Vorteile für Arbeitnehmer sind etwa die Einführung eines Corporate Carsharings, mit dem alle Beschäftigten Dienstfahrzeuge nutzen können, oder die Bereitstellung von Pedelecs und Falträdern für kurze Strecken.
Die E-Mobilität
Auch mit E-Mobilitätslösungen für Unternehmensflotten können Personenverkehre im Unternehmen nachhaltig gestaltet werden. Hier kommt mit der emco electroroller GmbH ein weiteres Unternehmen mit nachhaltigen Mobilitätslösungen ins Spiel. Das Unternehmen produziert E-Roller seit 2011 und ist spezialisiert auf Roller-Sharing, Fuhrparkmanagement mit E-Business-Rollern sowie Lieferroller für Bringdienste. Ob für den betriebsinternen Werksverkehr, als Ergänzung des Fuhrparkmanagements für Stadtfahrten oder als besonderes Dienstfahrzeug für Mitarbeiter – mit dem Einsatz von emissionsfreien Elektrorollern kommen viele Vorteile zum Tragen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels schaffen Elektroroller als Fahrzeuge für Auszubildende und Mitarbeiter weitere Anreize, dem Unternehmen treu zu bleiben.
Elektroroller gewinnen als Teil der E-Mobilität an Aufmerksamkeit - speziell auch für Unternehmensflotten.
© emco/PR
„Mit unseren E-Rollern von Emco und UNU können wir eine neue Form der nachhaltigen Mobilität bieten. Das Laden an der eigenen Steckdose und die Freiheit ohne Parkplatzsuche in die Stadt zu cruisen, bietet einen Millionenmarkt, der sich auch noch positiv auf das Klima auswirkt. Wir sind stolz, unseren kleinen Teil zu einem besseren Klima beizutragen“, so Gavin von Schweinitz, CEO der emco electroroller GmbH. Die Verwaltung ist einfach: Über bestehende Systeme, einfache Online-Anwendungen oder Apps mit eingeschränktem Nutzerkreis kann die Buchung erfolgen. Die feste Zuweisung ist durch einen Disponenten möglich.
Die Treiber der Entwicklung
Regionale Logistikunternehmen treiben den Transformationsprozess zur nachhaltigen Mobilität mit innovativen Konzepten ebenfalls voran. Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, setzt beispielsweise Hellmann Worldwide Logistics aktuell auf zwei vollelektrische 40-Tonnen-Wechselbrücken-Lkw, die auf den Strecken zwischen Osnabrück und Bremen eingesetzt werden und täglich bis zu 700 Kilometer zurücklegen. Wie das auf der langen Distanz geht? Mit einem ausdifferenzierten Ladekonzept, und parallel ist eine eigene Lkw-taugliche 300 kW-Lade-Infrastruktur samt Pufferspeicher in Betrieb genommen worden. Für die weitere Dekarbonisierung sind seit kurzem vier vollelektrisch betriebene 16-Tonner einsatzbereit, die die Flotte von Elektro-Lkw ergänzen.
Die neuen Antriebe
Ebenfalls geht das Logistikunternehmen Koch International den nächsten Schritt in Sachen Nachhaltigkeit: Nach einer erfolgreichen Testphase setzt das Unternehmen zwei Elektro-Sattelzugmaschinen ein. Eine davon wird in der Region Osnabrück eingesetzt. Die andere Elektro-Sattelzugmaschine ist im Fernverkehr im Einsatz – und das sogar im 2-Schicht-Betrieb. Beide Lkw fahren zu 100 % elektrisch und sind somit CO2-neutral unterwegs. Ebenfalls im Einsatz für die Spedition: Drei Lang-Lkw mit einer Länge von 25,25 Metern und Platz für bis zu 52 Palettenstellplätze. Mit der größeren Ladefläche kann ein höheres Frachtvolumen in einem einzigen Transport befördert und damit die Fahrten reduziert werden. Elektro-Lkw bieten zahlreiche Vorteile, die über die Reduzierung von Emissionen hinausgehen. Ein geringerer Wartungsaufwand im Vergleich zu herkömmlichen Diesel-Lkw reduziert die Betriebskosten und trägt zur Wirtschaftlichkeit bei. Zudem minimieren die leisen Elektromotoren die Lärmbelästigung.
Unsere IHK bietet Unterstützung
Die genannten und viele weitere Beispiele, die es in der Region gibt, zeigen: Die Unternehmen aus der Region gehen bei dem Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigen Mobilität mutig voran und gestalten den Weg mit. Was wir deshalb als IHK fordern und wofür wir uns einsetzen: Dass die Politik diesen Wandel nicht mit immer mehr Vorschriften ausbremst, sondern die passenden Rahmenbedingungen setzt.
Abschließend eine Einladung: Am 25. November 2024 laden wir zu einer IHK-Veranstaltung zum Thema Elektro-Lkw bei Hellmann Worldwide Logistics in Osnabrück ein. Dort sind es u. a. Jonathan Adeoye (Chief Operating Officer Road Germany & West Europe, Hellmann Worldwide Logistics) und Florian Stille (Fuhrparkleiter Deutschland, Hellmann Worldwide Logistics), die das Thema voranbringen.
Alle Infos: IHK, Dr. Stefan Schomaker, Tel. 0541 353-218 und schomaker@osnabrueck.ihk.de
Kontakt
Dr. Stefan Schomaker
Standortentwicklung, Innovation und Energie
Projektleiter Mobilität und Infrastruktur